Duisburg-Ruhrort. Wie man auch in Corona-Zeiten gut ausbilden kann, hat die Duisburger Firma „Haeger & Schmidt“ in den vergangen Monaten bewiesen. So klappt’s.

Für ihr vorbildliches Ausbildungsengagement in der Coronakrise wurde die alteingesessene Duisburger Logistikfirma Haeger & Schmidt ausgezeichnet. Elisabeth Schulte vom Unternehmerverband überreichte eine Urkunde der landesweiten Aktion „Ausgezeichnet Ausbilden“.

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„Durch Corona ist es noch komplizierter geworden an geeignete junge Leute zu kommen und sie für eine Ausbildung zu begeistern,“ sagte Schulte. Sie nannte darüber hinaus abgeschnittene Handelswege und Materialknappheit als indirekte Folgen der Pandemie, die weiterhin für Probleme in Industrie und Handel sorgten. Haeger & Schmidt sei ein leuchtendes Beispiel für gelungene Ausbildung in Extremsituationen stellte sie fest und gratulierte Johanna Freiwald und Mariola Kowal von der Personalabteilung sowie dem Geschäftsführer Per Nyström. Er nahm lächelnd den großen, schweren Frühstückskorb entgegen, der den ideellen Preis greifbar abrundete.

Duisburger Firma hat ihre Nachwuchskräfte intensiv betreut

Die Firma „Haeger & Schmidt“ schlägt seit mehr als 100 Jahren Stahl in sämtlichen Formen um.
Die Firma „Haeger & Schmidt“ schlägt seit mehr als 100 Jahren Stahl in sämtlichen Formen um. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Der Mittelständler „Haeger & Schmidt Logistics“ (HSL) schlägt seit mehr als 100 Jahren Stahl in allen erdenklichen Formen um. Bleche, Brammen, Drahtrollen und Rohre werden per Lkw oder Bahn angeliefert und dann in die weite Welt verschifft. Zu den Kunden gehören etwa Thyssenkrupp, Arcelor-Mittal und Vallourec. Damals waren es die Rheinischen Stahlwerke, die die Herren Robert Haeger und Carl Schmidt nach Duisburg lockten, damit sie einen neuen Standort der Spedition gründeten. Gearbeitet wird „trimodal“, das heißt, die Ware wird über Gleise per Bahn, mit Lkw über die Straße oder eben per Schiff abgefertigt.

„Wir mussten uns schon mehr um unsere Auszubildenden kümmern als normalerweise“, erzählte Nyström, „da passierte in den Lockdowns ja auch ganz schnell Vereinsamung bei den jungen Leuten, die frisch von zuhause weg waren.“ Dem Unternehmen sei es gelungen, alle 26 Auszubildenden, von denen sieben eine kaufmännische und 19 eine gewerbliche Lehre durchlaufen, gut zu begleiten. Dabei war es hilfreich, dass das Unternehmen Berufschullehrer einsetzt, die bei den Kaufleuten wöchentlich und bei den eher praxisorientierten Ausbildungsgängen zum Hafenlogistiker oder zum Binnenschiffer monatlich Fragestellungen aufarbeitet, die sich in der Berufsschule angesammelt haben.

Auszubildende drehten einen Film für potenzielle Bewerber

Die Lehrer kommen auch sonst in die Firma, waren aber in der Krise besonders wichtig. „Die Auszubildenden lernen doch am meisten dabei, wenn sie den Kollegen über die Schulter schauen können“, bestätigten Nyström und Freiwald. Nur kann man aus gutem Grund den Fachkräften im Homeoffice nicht zumuten, neben der Hausaufgabenbetreuung für ihre Kinder auch noch einen Lehrling mit nach Hause zu nehmen.

Auch auf die jungen Mitarbeiter kamen ganz neue Aufgaben zu. Einige von ihnen drehten auf Vorschlag der Personalabteilung einen kleinen Film, in dem sie ihren Alltag in der Ausbildung vorstellten. Normalerweise ist die Firma auf vielen Ausbildungsmessen vertreten und lockt mit ihrem bunten Stand interessierte Schulabgänger an. „Nicht, dass ich da Auskunft gebe, mein hohes Alter wirkt doch eher abschreckend auf die jungen Leute“, bekannte Nyström und musste selber lachen. Die bekämen ihre Infos viel lieber im Gespräch mit fast Gleichaltrigen, erläuterte er. Deshalb seien oft Azubis für die Werbung neuer Kollegen mit auf Messen und in Schulen unterwegs. Jetzt sind sie eben digital im Einsatz.

>> Bewerbungen sind noch möglich

Haeger & Schmidt setzt auch auf persönliche Werbung. Eine Binnenschifferfamilie stellt zurzeit einen Auszubildenden in der vierten Generation. Auf die lange durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter ist man besonders stolz. Viele sind über 25 Jahre bei der Firma.

„Ganz wichtig ist noch, dass man bei uns auch noch nach dem 1. August in die Ausbildung einsteigen kann,“ betont Mariola Kowal, „wir haben quasi gar kein festes Datum zum Ausbildungsbeginn. Es lohnt sich immer, sich noch zu bewerben.“