Duisburg. Noch bevor die Entscheidung über Fördermillionen aus Berlin fällt, startet ein Wasserstoff-Forschungszentrum in Duisburg. Das sind die Gründe.

Im Wettbewerb um den Zuschlag für ein Technologie- und Innovationszentrum für Wasserstofftechnologie (TIW) wächst die Hoffnung auf eine Entscheidung für die Duisburger Bewerbung. Ende August wird Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Entscheidung bekanntgeben zur Verteilung eines dreistelligen Millionenbetrags unter den drei Finalisten – neben Duisburg sind Chemnitz und Pfeffenhausen (Bayern) im Rennen.

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Idealer Standort für die Wasserstoff-Forschung: Herbert Eichelkraut, Geschäftsführer der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM).
Idealer Standort für die Wasserstoff-Forschung: Herbert Eichelkraut, Geschäftsführer der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM). © HKM | Tanja Pickartz

Entgegen der ursprünglichen Maßgabe, nach dem Motto „The winner takes it all“ zu entscheiden, wird das Ministerium offenbar alle drei Finalisten berücksichtigen und ihren zum Aufbau eines TIW gemäß ihren Kompetenzen verhelfen. „Duisburg wird einen signifikanten Anteil bekommen, die anderen werden nicht leer ausgehen“, sagte Joachim Jungsbluth, Mitglied der Geschäftsführung des Zentrums für Brennstoffzellentechnik (ZBT) der Uni Duisburg-Essen (UDE), dass die Bewerbung gemeinsam mit der Stadt vorangetrieben hat.

ISE-Halle der Hüttenwerke-Krupp Mannesmann wird Wasserstoff-Forschungszentrum

Vom Land NRW kam unlängst ein Zuwendungsbescheid über 1,6 Millionen Euro, berichtete Jungsbluth am Mittwoch bei einem Treffen des im März gegründeten Duisburger Wasserstoff-Vereins Hy.Region.Rhein.Ruhr, zu dem Geschäftsführer Dr. Herbert Eichelkraut in der ISE-Halle der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) eingeladen hatte. Die Halle soll Standort für das Forschungszentrum werden. Mit der Anschubfinanzierung vom Land soll der Aufbau bereits starten, bevor erste Fördermillionen aus Berlin eintreffen.

Wasserstoff als Schlüssel zum Strukturwandel: André Haack, Wirtschaftsdezernent der Stadt Duisburg.
Wasserstoff als Schlüssel zum Strukturwandel: André Haack, Wirtschaftsdezernent der Stadt Duisburg. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Auch Duisburgs Wirtschaftsdezernent wertet das als Hinweis auf eine politische Verständigung im Vorfeld der Entscheidung. „Wir sind sicher, dass der Standort Duisburg nicht leer ausgehen wird“, sagte Andree Haack. Das NRW-Wirtschaftsministerium hat weitere 50 Millionen Euro, sollte die Bewerbung erfolgreich sein. Wie Duisburg knüpft auch das Land große Hoffnungen an die Entwicklung der Wasserstoff-Industrie in NRW. „Ein Abenteuer“, nennt es Haack: „Es gibt noch viele Fragen und Wasserstoff ist noch nicht wirtschaftlich. Aber er ist einer der Schlüssel für den wirtschaftlichen Strukturwandel.“

Breite Unterstützung für Duisburg

Eine Machbarkeitsstudie für die Vorhaben der der TIW-Finalisten durch das Institut Prognos hat das Selbstbewusstsein der Duisburger gestärkt. Rund 100 Unterstützungsschreiben (Letters of intent) für den Duisburger Auftritt aus Forschung und Industrie hätten die Gutachter beeindruckt, berichtet Joachim Jungsbluth. Ebenso die Absicht, ein „Knowledge-Center“ für die Ausbildung von Wasserstoff-Fachkräfte zu integrieren. Angehende Industrie-Mechaniker sollen schon im September als erste starten, kündigt HKM-Arbeitsdirektor Carsten Laakmann an.

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Schwerpunkt liegt Testung, Zertifizierung und Normung von Komponenten

Der Schwerpunkt werde auf Testung, Zertifizierung und Normung von Komponenten für den Bau von Fahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb liegen. Jungsbluth: „Wir müssen Pre-Standards setzen, damit die deutsche Industrie sichere Produkte exportieren kann.“ Die fußballfeld-große ISE-Halle bei HKM sei dafür ein idealer Standort. Der Mietvertrag ist unterschriftsreif, das Hüttenwerk prüft den Bau einer 20-MW-Elektrolyse zur Wasserstoff-Produktion. Jungsbluth: „Auch die Mannschaft ist startklar. Wir reden nicht mehr über ein TIW, wir machen es.“

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WASSERSTOFF-VEREIN: WERTSCHÖPFUNG UND ARBEITSPLÄTZE SCHAFFEN

  • Der neue Wasserstoff-Verein Hy.Region.Rhein.Ruhr, von 16 Gründungsmitgliedern im März aus der Taufe gehoben, bündelt die Aktivitäten in der Stadt rund um den Aufbau einer regionalen grünen Wasserstoff-Wirtschaft. Mit dabei sind Industriekonzerne wie Thyssenkrupp, Duisport, Stadtwerke und Forschungseinrichtungen der Uni Duisburg-Essen wie das ZBT und das Nano-Zentrum Cenide.
  • „Hier ist alles vorhanden, was Wasserstoff voranbringen kann“, sagt der Vorsitzende Thomas Patermann, Geschäftsführer der Duisburger Wirtschaftsbetriebe (WBD). Eine Studie zu allen Akteuren in Duisburg sei in Arbeit, im September soll es in einer Klausurtagung um Ziele und Umsetzung gehen. Patermann: „Wir wollen Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen.“ Info: www.hy-region-rhein-ruhr.de