Duisburg. Die Wahlkampftour führt Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock nach Duisburg. Worüber die Grünen-Politikern vor 800 Neugierigen sprach.
Tag zwei der Wahlkampftour der Kanzlerkandidatin für Bündnis 90/Die Grünen führt Annalena Baerbock auf den Ludgeriplatz nach Duisburg. In Hildesheim ging es am Montag los, am Dienstag kommt sie gerade aus dem Bergbaumuseum in Bochum – vor ihr liegen sieben Wochen, in denen sie über 40 mal Menschen auf Marktplätzen für sich gewinnen will.
Für die Duisburger Bündnisgrünen ist es „die größte Veranstaltung“ ihrer bisherigen Geschichte. „Ein Highlight!“, sagt der NRW-Landesvorsitzende und Direktkandidat Felix Banaszak, denn der Höhepunkt soll am 26. September folgen, vorsorglich begrüßt Direktkandidatin Lamya Kaddor ihren Gast schon jetzt als „die neue Bundeskanzlerin“.
Baerbock spricht in Duisburg über Windräder und Solaranlagen, Kinderarmut und soziale Fragen
Der grasgrüne Wahlkampfbus, auf dem die abgebildeten Politiker ein bisschen aussehen wie die Filmfigur Shrek, wird mit großem Applaus begrüßt. Tatsächlich geht sogar die Sonne noch mal auf und eine Taube fliegt über die Bühne. Großes Kino. Baerbock, in schwarzer Lederjacke und weißer Bluse, begrüßt die Umstehenden mit Ellenbogencheck.
„Jetzt ist der Moment des Machens“, sagt die grüne Spitzenkandidatin. Gemeinsam sollen Windräder gebaut und Solaranlagen auf jedes Dach gebracht werden. Den Zuhörern, die in den Fenstern der mehrgeschossigen Häuser zu sehen sind, ruft sie zu, dass dies sozial gerecht erfolge. Die Kosten sollten Vermieter und der Staat tragen, nicht die Mieter selbst. Scharf kritisiert sie die Union, die „seit 16 Jahren regiert und zuschaut, wie die Mieten explodieren“.
Baerbock erinnert an ihren letzten Besuch in Duisburg
In Duisburg war Baerbock zuletzt vor drei Jahren. Vom Besuch im Jugendzentrum Zitrone blieb haften, dass „die Stärke in diesem Land das Miteinander ist“ – über alle religiösen oder ethnischen Wurzeln hinweg. Teilnehmer des Projekts „Junge Muslime in Auschwitz“ hatten ihr berichtet, dass sie zu hören bekamen, dass der Nationalsozialismus gar nicht ihr Thema sein könne. Dem entgegnet sie: „Diese Gesellschaft ist deutlich weiter.“ Gesellschaftspolitische Fragen müssten in einem eigenen Ministerium gebündelt werden.
Banaszak und Kaddor, die ihre Wahlkampfplakate vorstellen, präsentieren sich als optimistische Anpacker: Die erste klimaneutrale Stahlbramme werde aus Duisburg kommen. Die Kinderrechte müssten massiv gestärkt werden. Ihr Credo: Dass Duisburg ein Beispiel dafür ist, dass Strukturwandel sein Gutes haben kann.
Polizei ermahnt einige wenige Störer am Rande der Veranstaltung
In Duisburg gibt es 320.960 Wahlberechtigte. 800 von ihnen zählt die Polizei am Ende. Keine besonderen Vorkommnisse, abgesehen von einer Handvoll trillerpfeifenbewehrter Grölender, die von Baerbock eingeladen werden, Fragezettel auszufüllen, damit sie auf kritische Punkte eingehen kann. Die Polizei belässt es bei den Störern mit einer Ermahnung.
Im Publikum sind nicht nur Stammwähler. Armin Sabelek etwa, sagt, dass er noch nie Grün wählte. „Bei Laschet und Scholz wär ich nicht gekommen, und Habeck hätte ich bevorzugt, aber der Auftritt hier könnte für mich wahlentscheidend sein.“ Justin Hövel wurde von seiner Freundin Stella Glaser „mitgeschleppt“. Auch er: kein Grünen-Wähler, „aber sich politisch weiterbilden kann ja nicht schaden“.
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Bei der letzten Bundestagswahl kamen die Grünen in Duisburg auf gerade mal 5,14 Prozent, weniger als Die Linke und die FDP, die jeweils über 7 Prozent kamen. An diesem Abend fühlt es sich für die wahlkämpfenden Grünen größer an. Die Gebärden-Dolmetscher auf der Bühne zeigen vor allem: Das Symbol für Applaus.
>>>BUNDESTAGSWAHL IN DUISBURG
- Ob sich ihre Konkurrenz noch in Duisburg blicken lassen wird? Der Wahlkampfauftakt von Armin Laschet wurde gerade erst wegen der Hochwasserkatastrophe verschoben, ein Besuch in Duisburg war aber ohnehin nicht geplant. Olaf Scholz war schon da, bei HKM hatte er sich umgesehen und danach zum digitalen Zukunftsgespräch geladen. Damit ist der Besuch von Annalena Baerbock der einzige echte Kontakt der Duisburger mit einer potenziellen Kanzlerin.
- Insgesamt 23 Kandidaten, 16 Männer und sieben Frauen, bewerben sich bei der Bundestagswahl in den beiden Duisburger Wahlkreisen um die beiden Duisburger Direktmandate im Berliner Parlament.
-> Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten für den Süd-Wahlkreis
-> Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten für den Nord-Wahlkreis
>>>WEITERE WAHLKAMPFTERMINE
- Robert Habeck ist am 25. August in Oberhausen und am 21. September in Essen.
- Annalena Baerbock kommt am 2. September nach Gelsenkirchen.
- Beide gemeinsam sind zum Abschluss ihrer Tour am 24. September in Düsseldorf.