Duisburg. Über Ebay Kleinanzeigen will eine Frau ein Ferienhaus buchen – und entlarvt einen Betrugsfall. Angebot weiter online. Wie sich Urlauber schützen.

Die E-Mail vom vergangenen Freitag um 16.20 Uhr kommt der Fast-Holland-Urlauberin Gaby Feck spanisch vor. Die Duisburgerin ist im Kontakt mit „Linda Smits“, vermeintliche Vermieterin eines Ferienhauses auf der Nordsee-Insel Texel. Dort wollen Feck und ihre Familie im August für eine Woche spontan ausspannen, Kostenpunkt des geräumigen Domizils mit großem Garten inklusive Kaution: 1895,50 Euro. Doch plötzlich soll das Geld der angeblich in Nord-Holland lebenden „Smits“ auf ein anderes Konto gehen – nämlich bei der Berliner Sparkasse.

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„Da hatte ich – Gott sei Dank – eine innere Eingebung und habe ein bisschen im Internet recherchiert“, sagt die 58-Jährige wenige Tage später – immer noch geschockt ob der Ergebnisse. Denn: „Linda Smits“ besitzt zwar eine auf den ersten Blick glaubwürdige Website und einen zuvorkommenden Umgangston im E-Mail-Verkehr, jedoch nicht das offerierte Ferienhaus im Midsland Waalderweg 108a auf Texel. Das bestätigte ihr die Touristinformation VVV Texel. Jetzt will Gaby Feck vor der Betrugsmasche warnen, Tipps gibt es von der Verbraucherzentrale Duisburg.

Betrug mit Ferienwohnung auf Texel: Homepage ohne Impressum und Telefonnummer

Die vermeintliche Reise in die Corona-Auszeit beginnt für Feck Anfang vergangene Woche, als sie auf Ebay Kleinanzeigen das Angebot von „Linda Smits“ sieht. „Ich habe schon häufiger über Kleinanzeigen einen Urlaub gebucht und nie negative Erfahrungen gemacht“, berichtet die Duissernerin. Sie leitet die Buchung ein, stellt per E-Mail Rückfragen und kommt in Kontakt. Ob ein lieber Hund erlaubt sei, wie es mit WLAN aussehe, fragt sie. Die Antworten kommen schnell. Der Schriftverkehr liegt der Redaktion vor.

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Da der Reise-Zeitraum weniger als sechs Wochen in der Zukunft liegt, soll Feck den gesamten Betrag sofort überweisen. Das hat sie vor – ehe sie an zwei Tagen zwei verschiedene Kontoverbindungen genannt bekommt und das Geld plötzlich an „Lindas“ Mann „Harry“ gehen soll. Bei der anschließenden Recherche fällt ihr auf: Die Internetseite www.deburghttexel.com, auf die das Inserat verweist, hat kein Impressum, ist lediglich auf deutsch und eine Telefonnummer fehlt. Diese und weitere Punkte nennt die VVV Texel unter anderem in einem Facebook-Post vom vergangenen Jahr als verdächtig.

Bestätigung von der VVV Texel innerhalb eines halben Tages

Die 58-Jährige wendet sich an die Touristinformation, keine fünf Stunden später schreibt von dort die Verwaltungs-Angestellte Liselotte Vlaming: „Die Immobilie existiert, die Fotos sind von der Website des Immobilienmaklers kopiert und Linda ist nicht der Eigentümer dieser Immobilie.“ Ihre Empfehlung: „Dies ist keine korrekte Seite und würde diese Unterkunft nicht buchen.“

Harald Rahlke ist bei der Verbraucherzentrale Duisburg auf die Reiserechtsberatung spezialisiert und gibt Auskunft.
Harald Rahlke ist bei der Verbraucherzentrale Duisburg auf die Reiserechtsberatung spezialisiert und gibt Auskunft. © Funke Foto Services | Stefan Arend

Der Verbraucherzentrale Duisburg ist diese Betrugsmasche bekannt, Paulina Wleklinski als Leiterin der Beratungsstelle spricht von Fällen während, aber auch vor der Corona-Pandemie. Eine Häufung in der aktuellen Situation, in der viele Menschen kurzfristig auf der Suche nach einer Auszeit sind, sieht Wleklinski nicht.

Diese Tipps gibt die Verbraucherzentrale Duisburg

Harald Rahlke, bei den Verbraucherschützern spezialisiert auf die Reiserechtsberatung, gibt folgende Tipps bei der Buchung von Ferienwohnungen und ähnlichem über private Anbieter:

  • den Blick ins Impressum;
  • Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGBs) lesen;
  • Erfahrungen zu Anbieter und Ort im Internet recherchieren, falls diese unbekannt sind;
  • Fremdenverkehrsvereine und Touristinformationen vor Ort anfragen – auch die Polizei sei ein Ansprechpartner
  • und bei Vorkasse so wenig wie möglich zahlen, den restlichen Betrag wenn möglich vor Ort.

Der Experte sagt: „Es ist gut, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und auch ein bisschen Misstrauen zu haben. Sonst ist das Risiko zu hoch. Und unter Druck Entscheidungen zu fällen ist nie der richtige Weg.“ Wenn dann aber doch etwas schief geht, solle man bei der Polizei Strafanzeige stellen.

Duisburgerin warnt vor Betrugsangebot, das immer noch online ist

Das hat auch Gaby Feck nach anfänglichem Zögern am Dienstagabend gemacht. Gleichzeitig will sie öffentlich vor dem Internet-Betrug warnen, denn sowohl die Anzeige bei Ebay Kleinanzeigen als auch die Internetseite sind weiterhin online.

Stand 14. Juli ist die Internetseite mit dem Ferienhaus-Angebot weiterhin erreichbar.
Stand 14. Juli ist die Internetseite mit dem Ferienhaus-Angebot weiterhin erreichbar. © Funke Mediengruppe | Bastian Rosenkranz

Sie stellt fest: „Die derzeitige Reiselust der Menschen ruft die kriminellen Subjekte auf den Plan, um mit Hilfe des Internets den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen.“ Und zieht das Fazit: „Von Ebay Kleinanzeigen bin ich erstmal geheilt.“ Einen neuen Anlauf zum Urlaub habe sie dagegen noch nicht gewagt. „Vielleicht geht es nach Kiel, da habe ich Verwandte.“

>>> BEI ZWEIFELN HILFT DIE TOURISTINFORMATION

  • Die VVV (Vereniging voor Vreemdelingenverkeer) Texel wurde 1898 mit dem Ziel gegründet, „schöne Begegnungen zwischen Gästen und Gastgebern zu ermöglichen“ (Homepage). Gleichzeitig kümmert sich die Touristinformation um die Bewerbung und Vermarktung der beliebten niederländischen Urlaubsinsel.
  • Wem bei der Buchung etwa eines Ferienhauses Zweifel kommen, kann das Angebot von der VVV prüfen lassen. Die Mitarbeitenden stehen unter 0031-222314741 oder per Mail unter info@texel.net zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.texel.net.