Duisburg. Eine Duisburger Apotheke verkaufte FFP2-Masken aus dem Knüllermarkt teurer weiter – ist das Wucher? Wie die Verbraucherzentrale das bewertet.

Für 2,99 Euro kaufte Apotheker Marco Balzert FFP2-Masken im Knüllermarkt , für 4,95 Euro gab er sie an seine Kunden weiter. Ist das bereits Wucher? Paulina Wleklinski von der Duisburger Verbraucherzentrale sagt Nein: Dazu müsse eine Notsituation vorliegen, die ausgenutzt werde.

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„Wucher ist immer ein schwieriges Thema – die Leute sehen, dass etwas teurer ist als anderswo und schreien: Wucher“, sagt Wleklinski. Maßgeblich dafür sei §291 des Strafgesetzbuchs. „Das Gesetz spricht aber ausdrücklich von einer Notlage, die ein Verkäufer ausnutzt. Wucher wäre es beispielsweise, wenn ein Schlüsseldienst zu hohe Preise verlangt, wenn hinter der zugefallenen Wohnungstür gerade das Wasser überläuft.“ In §138 des Bürgergesetzbuchs, in dem von Sittenwidrigkeit die Rede ist, sei es genauso – es handele sich um eine rein wettbewerbsrechtliche Angelegenheit.

Expertin der Verbraucherzentrale: Einkaufspreis von FFP2-Masken spielt keine Rolle

Die Preise für FFP2-Masken schwanken stark: Zwischen zwei und sieben Euro kann ein Exemplar kosten. Bei der Verbraucherzentrale gehe man für Wucher von 50 bis 100 Prozent über dem marktüblichen Preis aus. Jedes Gericht entscheide aber im Einzelfall anders. „Im Gesetz steht ohnehin keine feste Zahl, ab wann ein Preis als Wucher gilt“, sagt Wleklinski. „Generell spielt der Einkaufspreis gegenüber dem Endpreis keine Rolle, den können Sie als Verbraucher nicht kennen. Relevant ist nur das, was andere Händler verlangen. Wenn rund fünf Euro für eine FFP2-Maske auf dem Markt normal sind, gibt es keinen Grund zur Beanstandung“, sagt die Expertin.

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„Vor allem nutzt der Apotheker keine Notlage aus – niemand ist gezwungen, seine FFP2-Maske bei ihm zu kaufen, zumal ja auch normale Mund-Nase-Bedeckungen ausreichen, um die Corona-Regeln zu befolgen.“ Verbraucher sollten Preise stets vergleichen.

Preise schwanken stark: Zwischen zwei und sieben Euro kann eine Maske kosten

Ein Blick ins Internet zeigt: Zwischen unter zwei und bis zu sieben Euro sind FFP2-Masken in allen Preisklassen zu haben, darunter welche von Drogerieketten und Händlern, die Medizinprodukte verkaufen. Balzerts Preis von etwa fünf Euro liegt also im Durchschnitt. Dass Apotheker wie er auf Alternativen zum Großmarkt zurückgreifen, sei der Nachfrage geschuldet, sagt Christoph Hermann, Sprecher des Apothekerverbands Duisburg/Niederrhein.

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„Momentan sind FFO2-Masken, die alle Anforderungen erfüllen, einfach schwer zu bekommen“, sagt er. Besonders im Frühjahr seien nur wenige Masken vorrätig gewesen, die Apothekerzunft habe gekauft, was zu kriegen gewesen sei. „Da haben wir Masken für zwei Euro eingekauft – was teuer ist – und waren froh darüber. Immerhin hatten wir welche. Und die Kunden haben die sogar für noch mehr Geld gekauft“, sagt Hermann

Apothekerverbands: „Viele Kollegen erhalten unseriöse Angebote“

„Der Markt ist irre beweglich: Der eine Apotheker hat dann viele Masken zu teuer eingekauft und muss sie zu billig abgeben, der andere hat sie günstiger bekommen und verdient mehr dran.“ Apotheker bekämen zudem ganz andere Angebote aus dem Großhandel als etwa Online-Händler. „Da muss man zwischen seriösen und unseriösen unterscheiden. Viele Kollegen sind aber keine gelernten Kaufleute und schnell überfordert“, meint Balzert.

Masken aus dem Pharmazie-Fachgeschäft seien auch nicht generell teurer. „Im Baumarkt bekommen Sie den Zehnerpack auch nur für 39,99 Euro – eine Maske für fünf Euro ist also nur einen Euro teurer“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Wenn man dann noch das Beratungsgespräch hinzunimmt, kann man eigentlich noch etwas draufschlagen.“