Duisburg. Trotz Operationen und Corona-Gefahr hat Inge Schmidt gut lachen, die 88-Jährige wohnt im neuen DRK-Seniorenzentrum in Hochfeld. Ein Besuch.

Inge Schmidt hört gar nicht mehr auf zu lächeln. Die 88-Jährige sitzt an diesem Donnerstag entspannt in ihrem Zimmer 323, Wohngruppe Innenhafen, dritter Stock, und stellt sich sichtlich vergnügt den Fragen. „Mir geht es gut und ich fühle mich wohl“, sagt die Seniorin, „ist ja auch hübsch geworden hier.“ Hier, das ist im frisch eröffneten DRK-Seniorenzentrum Marien Campus in Duisburg-Hochfeld, der trotz sterilem Neubau-Geruch voller Leben steckt. Genauso wie Inge Schmidt.

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Dabei hat die gebürtige Mülheimerin, mit 62 Jahren Wohnzeit in Duisburg längst eingemeindet, ein schwieriges vergangenes Jahr hinter sich. Fünf Krankenhausaufenthalte, vier Operationen und ein neuer Schrittmacher machten das Coronavirus fast zum kleineren Problem – und den Alltag in den eigenen vier Wänden umso schwieriger. Knackpunkt Wendeltreppe: „Die Kraft reichte einfach nicht mehr. Und in meinem Alter tut sowieso immer alles weh.“ Ein Lachen.

DRK-Seniorenzentrum Marien Campus: In Rekordzeit zum Neubau

Also ging Schmidts Kurzzeitpflege vor gut vier Monaten in einen dauerhaften Aufenthalt über, damals noch im St. Vincenz-Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuz in Neumühl. Wobei dauerhaft das falsche Wort ist, schließlich stand Ende April schon der nächste Umzug an – eben nach Hochfeld, auf das Gelände der Helios Marien Klinik.

In achteinhalb Monaten ist das DRK-Seniorenzentrum Marien Campus entstanden.
In achteinhalb Monaten ist das DRK-Seniorenzentrum Marien Campus entstanden. © FUNKE Foto Services | Foto: Martin Möller

Dort hat die DRK Seniorenbetreuung Duisburg, eine gemeinnützige GmbH der DRK-Verbände Düsseldorf und Duisburg, zusammen mit Investor Conesta und in Kooperation mit Helios in hierzulande fast unvorstellbaren achteinhalb Monaten eine neue Altersresidenz hochgezogen. Stefan Fischer als Vorstands-Vorsitzender der Düsseldorfer DRK spricht bei der offiziellen Eröffnung von einer „echten Perle“, Oberbürgermeister Sören Link von „etwas, womit wir als Stadt werben können.“

Von Sinnesgärten und Farbkonzepten

Es sind vor allem die großen und hellen Gemeinschaftsräume der sechs Wohnbereiche über fünf Etagen, die ausstrahlen. Eine lange Theke leitet direkt in die offene Küche, meist nur eine Rollator-Länge entfernt warten Balkone oder Terrassen. Auf einer davon können die zwölf Bewohnerinnen und Bewohner des geschützten Bereichs für Demente zudem bald Tomaten und Erdbeeren pflücken, der Sinnesgarten soll fordern und stimulieren.

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Farbkonzepte für jeden Wohnbereich von orange bis lila helfen nicht nur bei der Orientierung, sondern runden auch den Eindruck ab, den Stefan Fischer so zusammenfasst: „Hell, freundlich, modern – und nicht so ein Kabuff wie früher.“

DRK-Seniorenzentren in Duisburg vom Coronavirus bislang verschont

Und in den Einzelzimmern gestaltet jede Seniorin und jeder Senior sowieso selbst. Bei Inge Schmidt schnurren steinerne Katzen auf den Regalen, „obwohl ich eigentlich Hundefreundin bin.“ An der Wand hängt eine Zeichnung ihrer selbst aus Montmartre, dem weltbekannten Künstlerviertel von Paris. Und jede Menge Bücher verschlingen die Zeit der ehemaligen Sparkassen-Angestellten, wenn sie nicht gerade mit den anderen Bewohnern zusammensitzt oder sonntags um 10.15 Uhr mit ihrer Freundin telefoniert.

Stefan Fischer, Vorstandsvorsitzender des DRK Düsseldorf, freut sich über das Ergebnis: „Hell, freundlich, modern – und nicht so ein Kabuff wie früher.“
Stefan Fischer, Vorstandsvorsitzender des DRK Düsseldorf, freut sich über das Ergebnis: „Hell, freundlich, modern – und nicht so ein Kabuff wie früher.“ © FUNKE Foto Services | Foto: Martin Möller

Von großer Sorge um das Coronavirus ist in Hochfeld zumindest am Donnerstag wenig zu spüren. Die Sicherheitsvorkehrungen sind weiter hoch (nur geimpfte und genesene Besucher brauchen keinen Test) und unter den Bewohnern habe es in den vergangenen Monaten keine Neuinfektionen gegeben, erklärt Einrichtungsleiterin Christiane Nierhaus-Koose. Inge Schmidt sagt mit Zufriedenheit: „Ich habe keine Angst davor, zu gehen.“

Alles gut also im neuen Schmuckkästchen des DRK? Nicht ganz. Obwohl seit September 2020 bestellt, gibt es immer noch kein Internet auf den 5400 Quadratmetern. Ein kleineres Übel zumindest für eine der Bewohnerinnen, die mit kräftigem Ruhrgebiets-Einschlag betont: „Wat soll ich lügen? Mir gefällts hier. Fehlt nur noch ein Schwimmbad.“

>>> ZUSÄTZLICHE SICHERHEIT DURCH BENACHBARTE KLINIK

  • „Vor knapp 20 Jahren standen wir schon hier und haben überlegt, wie wir es realisieren können“, erzählte gGmbH-Geschäftsführer Hans-Bernd Wiemann zu dem Konzept, ein Seniorenzentrum in direkter Nachbarschaft eines Krankenhauses anzusiedeln.
  • Diese Verbindung biete mit Blick auf die Spezialisierung der Helios Marien Klinik in den Bereichen Gerontopsychiatrie, Geriatrie, Urologie und Nephrologie „zusätzliche Sicherheit und Versorgung im Krankheitsfall“, wie Christiane Nierhaus-Koose am Donnerstag betonte.
  • Das Seniorenzentrum verfügt auf fünf Etagen über 80 stationäre Pflegeplätze, zwölf Kurzzeitpflegeplätze sowie 18 Plätze für Gäste der Tagespflege. 100 DRK-Mitarbeitende in der Pflege, der Hauswirtschaft und im Sozialen Dienst kümmern sich um die Bewohner.