Duisburg. Altenheime in Duisburg werden in der Corona-Krise kreativ, damit sich Senioren und Verwandte sehen. Über eine ungewöhnliche Begegnung am Fenster.

Freunde treffen, ins Kino gehen oder die Uni, das alles fällt in Zeiten von Corona gerade weg aus meinem Leben. Aber auch der Besuch bei meiner Oma im Seniorenheim am Altenbrucher Damm in Duisburg-Buchholz wurde Mitte März gestrichen, Wann ein persönlicher Kontakt wieder möglich sein wird, konnte uns keiner sagen. Bis vergangene Woche. Claudia Finke vom Sozialen Dienst rief an und erzählte von dem Konzept des Fenstertreffs.

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Eine einfache Idee, die eine Kollegin im Fernsehen gesehen hatte und die schnell umgesetzt wurde. Man trifft sich mit dem Bewohner des Heims einfach am Fenster vorne neben der Pforte – selbstverständlich in diesen Krisenzeiten unter Berücksichtigung der Corona-Vorschriften.

Duisburg in Corona-Zeiten: Fenstertreff mit dem nötigen Abstand

Sofort vereinbaren wir einen Besuchstermin. An diesem Donnerstagmorgen ist es soweit. Am Fenster ist noch eine Besucherin, die noch den nächsten Termin ausmacht und sich dann von ihrer Angehörigen verabschiedet: „Bis nächste Woche!“

Jetzt bin ich an der Reihe. Meine Oma wird mit ihrem Rollstuhl in den Raum gebracht, während ich draußen vorm Fenster an einem Tisch Platz nehme. Auch im Raum steht ein Tisch, so dass der vorgeschriebene Abstand eingehalten werden kann. So sitzt man zwar etwas weiter weg als sonst, wenn ich meine Oma auf ihrem Zimmer besuche. Aber: Wir können uns sehen und das freut mich.

Wiedersehen freut Bewohner und Angehörige sehr

Da sitzt also meine Oma und lächelt mich an, während ich glücklich über beide Ohren zurück grinse. Wie immer freut meine Oma sich riesig über den Besuch: „Ich bin so glücklich, dass du hier bist!“ Ein kleiner Satz, der so viel aussagt. Das weiß auch Finke: „Man kann sich endlich wiedersehen, das freut Bewohner und Angehörige sehr.“

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Zwar ist die Besuchszeit mit 15 Minuten nicht sehr lang, sie reicht aber vollkommen aus, um ein wenig zu plaudern und sich zu sehen. „Das Angebot wird super angenommen und es freuen sich alle, wenn sie sich am Fenster sehen.“ Finke weiß, dass viele Bewohner diesen Kontakt brauchen. Vor allem Ehepaare, die sonst viel Zeit durch Besuche miteinander verbracht haben, freuen sich, einander wieder zu sehen.

Wertvolle 15 Minuten – nächster Termin ist schon vereinbart

Als meine Besuchszeit vorbei ist, verabschiede ich mich von meiner Oma, einen Termin für nächste Woche haben wir schon ausgemacht. Hinter mir wartet schon die nächste Dame. Sie besucht ihren Ehemann. Als Reporterin ergreift man in solchen Situationen gerne die Möglichkeit nachzufragen, wie andere die Gelegenheit wahrnehmen. Aber heute nicht, denn mir wird schnell klar, dass diese 15 Minuten wertvolle Zeit für beide sind und diese kurze Zweisamkeit möchte ich nicht stören.

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Das Seniorenheim hat aber nicht nur den Fenstertreff: „Wir stricken an vielen kleinen Aktionen, um diese Zeit zu meistern.“ Der Kreativität, um in Kontakt zu bleiben sind keine Grenzen gesetzt. Der Innenhof des Heims wurde zur Spaziergehstrecke, Bewohner werden von Angehörigen nicht nur beim Fenstertreff besucht, sondern treffen sich an Balkons. Dazu gibt es die Postaktion: „Fremde Menschen haben uns wunderschöne Briefe geschrieben, sogar aus Belgien kam Post.“

Kontakt nicht nur übers Telefon

Ich merke, wie viele schöne Idee es hier gibt, um die Corona-Zeit gemeinsam zu überstehen und den Kontakt nicht nur übers Telefon zu halten. Das macht glücklich. Gerade jetzt ist es wichtig, einander nicht zu vergessen und ich freue mich schon auf das nächste Treffen am Fenster.

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