Duisburg. Delta ist in Duisburg erneut nachgewiesen worden. Der Johnson & Johnson-Impfstoff schützt schlechter vor B.1.617.2. Das sagt das Gesundheitsamt.

Die aggressivere Delta-Variante des Coronavirus besorgt Virologen: Sie ist ansteckender als die bislang zirkulierenden Viren, und obendrein infizieren sich mit B.1.617.2 auch Menschen häufiger, die erst einmal geimpft sind. Das bedeutet vorerst auch eine Unsicherheit für Menschen, die mit dem Einmal-Impfstoff Janssen des Herstellers Johnson & Johnson geimpft wurden. In Duisburg waren das wegen der Hotspot-Impfungen mehr als 6300*.

[Hinweis der Redaktion vom 29. Juni: In diesem neuen Artikel zum Thema legt Virologe Prof. Ulf Dittmer den aktuellsten Stand der Wissenschaft zur Wirkung des Impfstoffs Janssen gegen die Delta-Variante dar.]

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Die gute Nachricht zur zuerst in Indien nachgewiesenen Mutante: Deutschlandweit ist ihr Anteil noch vergleichsweise gering, lag bei den Genomsequenzierungen in der zweiten Juni-Woche laut Robert Koch-Institut (RKI) bei etwa sechs Prozent aller Laborbefunde. In Duisburg wurde Delta nach Angaben der Stadtverwaltung von Montagmorgen, 21. Juni, in den Proben der letzten sieben Tage nur einmal nachgewiesen. Dabei lag der Gesamtanteil von Corona-Mutanten am Infektionsgeschehen in der Vorwoche bei 95 Prozent: Die britische Variante B. 1.1.7, Alpha, dominiert weiterhin und wurde in diesem Zeitraum 49-mal nachgewiesen.

Delta-Mutante B.1.617.2 in Duisburg: Laut Stadt zwei Cluster und Einzelfälle

Zum Vergleich: 2021 waren von 7740 bestätigten Infektionen mit Virusvarianten in Duisburg 7645 solche mit Alpha. In 79 Fällen wurde die südafrikanische Mutante Beta (B.1.351) nachgewiesen, in nunmehr 16 Fällen Delta.

Eine erste Delta-Häufung war in Duisburg Anfang Juni nach Angaben der Stadt in einem Familienverbund festgestellt worden. Die sechs weiteren Fälle, die das Amt für Kommunikation am 14. Juni meldete, waren ebenfalls „alle einem Cluster zuzuordnen“, erläuterte Stadtsprecher Maximilian Böttner vorige Woche auf Anfrage.

Zwei weitere Fälle seien „ältere Einzelfälle, die bereits abgeschlossen sind und in deren Umfeld es keine weiteren Infektionen gab“.

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Auch Prof. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie im Essener Uniklinikum, hatte mit Blick auf erste Studienergebnisse aus England darauf hingewiesen, wie wichtig die Zweitimpfung für den Schutz vor der Mutante ist. Dittmer nannte es jüngst „ein Problem“, dass der Johnson & Johnson-Impfstoff Janssen keine Zweitimpfung vorsieht. Denn wie bei einer Einmal-Impfung mit Astrazeneca sei man damit „gegen die Infektionen mit Varianten nicht gut geschützt“. Der Schutz liege ersten Studien zufolge bei „maximal 20 bis 30 Prozent“, so Dittmer.

Impfschutz durch Janssen: „Datenlage noch nicht so eindeutig“

Gegen eine Infektion mit der zurzeit noch seltenen Delta-Variante sind also in diesem Sinne die 6301* Personen schlecht geschützt, die nach Angaben des Stadtsprechers Böttner in Duisburg den Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson gespritzt bekommen haben:

„5540 Dosen wurden bei den Vor-Ort-Impfungen in den Stadtteilen eingesetzt. Dazu kommt die Impfung von 160 Wohnungslosen und 439 Bewohnern von Asylunterkünften sowie 162 weitere Impfungen“, zum Beispiel durch die Malteser für „Menschen ohne Krankenversicherung oder auch Asylbewerber in Quarantäne“, wie Böttner erklärt.

Für sie alle ist bislang keine Zweitimpfung vorgesehen. Plant die Stadt wegen der geringeren Schutzwirkung im Falle von B.1.617.2 nachträgliche Kreuzimpfungen? Stadtsprecher Maximilian Böttner verweist zur „Johnson & Johnson“-Problematik für das Duisburger Gesundheitsamt auf die nationalen Experten: „Wir halten uns an die Vorgaben des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) beziehungsweise an die Fachinformationen des RKI. Bisher ist die Datenlage noch nicht so eindeutig, dass seitens RKI Änderungen empfohlen wurden.“

* Nachträglicher Hinweis der Redaktion vom 23. Juni: Über die hier genannten 6301 Janssen-Dosen hinaus wurden in Duisburg noch mehr Dosen des Einmal-Vakzins gespritzt. Denn nicht nur das von Stadtverwaltung und Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein (KVNo) betriebene Impfzentrum und dessen mobile Teams haben den Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson eingesetzt: Auch Duisburger Arztpraxen haben ihre Patientinnen und Patienten damit immunisiert.

** Nachträglicher Hinweis der Redaktion vom 29. Juni: In Duisburg sind bislang nach Recherchen unserer Redaktion über 14.800 Menschen mit Janssen von Johnson & Johnson geimpft worden. Zum aktuellen Stand der Forschung lesen Sie diesen Artikel, in dem Virologe Prof. Ulf Dittmer darlegt, was über die Wirkung des Impfstoffs gegen Delta bislang bekannt ist.