Duisburg. Delta-Diskussion zu Johnson & Johnson: Warum es gute Nachrichten für über 14.800 Geimpfte in Duisburg gibt, aber noch wichtige Fragen offen sind.

Über 14.800 Menschen in Duisburg sind bisher mit Johnson & Johnson geimpft worden. Nach einem Bericht des SWR will Baden-Württemberg im Kampf gegen die sich immer weiter ausbreitende Delta-Variante nun gezielt auf dieses Vakzin setzen, weil bereits ein einmaliger Pieks genügt, um den vollen Impfschutz zu erhalten.

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Es gibt allerdings mit Blick auf die indische Mutation eine Diskussion über die Wirksamkeit dieses Corona-Impfstoffs. Prof. Ulf Dittmer, Leiter der Virologie am Uniklinikum Essen, hat auf Nachfrage der Redaktion den aktuellen Stand der Wissenschaft dargelegt.

Virologe zur Delta-Diskussion um Johnson & Johnson: Schutz vor Erkrankung sehr gut

Ein Punkt, der ihm vorab wichtig ist: Es sei zwischen dem Schutz vor einer Infektion und dem Schutz vor einer Erkrankung zu unterscheiden.

„Bei Johnson & Johnson ist der individuelle Schutz vor einer Erkrankung sicher auch gegen die Delta-Variante sehr gut, weil dies bereits bei der Beta-Variante in Südafrika der Fall war“, stellt der Virologe klar. Auch Professor Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, wird in der „Augsburger Allgemeinen“ entsprechend zitiert.

Prof. Dr. Ulf Dittmer ist Leiter der Virologie am Uniklinikum Essen.
Prof. Dr. Ulf Dittmer ist Leiter der Virologie am Uniklinikum Essen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Für alle, die mit dem Einmal-Vakzin geimpft worden sind und etwa Angst vor einem schweren Krankheitsverlauf haben, sind dies erst einmal gute Nachrichten. Dittmer sagt aber auch: „Die Gefahr ist nur, dass einmal geimpfte Menschen sich infizieren und, ohne selber zu erkranken, das Virus weitergeben können.“ Dies sei dann ein Problem bei der Pandemiekontrolle.

Delta-Mutante: Erste Studien aus England zu Astrazeneca

Er verweist in diesem Zusammenhang auf erste Studien aus England, die zeigten, dass der Schutz vor einer Infektion mit der Delta-Mutation nach einer von insgesamt zwei Impfungen mit Astrazeneca nur bei maximal 30 Prozent liege.

Da es sich bei Johnson & Johnson ebenfalls um einen Vektorimpfstoff handelt und die Impfstoffe sehr ähnlich seien, vermutet Dittmer, dass auch das Einmal-Vakzin nicht gut vor einer Infektion mit Delta schützt.

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Er stellt aber auch diesbezüglich klar: „Im Gegensatz zu Astrazeneca gibt es für den Johnson & Johnson-Impfstoff bisher weder Daten, die das zeigen noch widerlegen“, so der Virologe. „Ich habe mit der Firma gesprochen. Solche Daten werden gerade erhoben und es gibt vielleicht erste Hinweise, dass Johnson & Johnson besser vor einer Infektion schützt als eine Impfung mit Astrazeneca. Wir brauchen diese Daten möglichst schnell, um das Einsatzgebiet des Impfstoffs besser festlegen zu können.“

Dittmer: Tests für Zweitimpfung bei Johnson & Johnson laufen

Kann eine Zweitimpfung bei Johnson & Johnson sinnvoll sein? Laut Dittmer laufen derzeit bereits entsprechende Tests. Dabei gehe es auch um Johnson & Johnson als Erst- und einen RNA-Impfstoff wie zum Beispiel Biontech als Zweitimpfstoff. „Das sind sehr wichtige Studien, auf deren Ergebnisse wir gespannt warten“, so Dittmer. „Eine Kombination des Johnson & Johnson-Impfstoffs mit einem anderen Impfstoff sollte problemlos möglich sein. Es gibt inzwischen viele Hinweise, dass eine Kombi-Impfung aus Vektorimpfstoff und RNA-Impfstoff die besten Immunantworten überhaupt induziert.“

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat zumindest bisher ihre Empfehlung für den Johnson & Johnson-Impfstoff nicht verändert. Er soll – so steht es weiter auf der Seite des Robert Koch-Instituts (RKI) – in der Regel für Personen ab 60 Jahren verwendet werden. Dies gilt auch für Astrazeneca.

Der Grund: Bei einzelnen Geimpften waren seltene, aber sehr schwere thromboembolische Nebenwirkungen beobachtet worden, die zusammen mit einem Mangel an Blutplättchen bei jüngeren Erwachsenen auftraten und teilweise zu tödlichen Verläufen führten. Jüngere Impfwillige können aber laut RKI beide Impfstoffe nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz verabreicht bekommen.

>> IMPFUNGEN MIT JOHNSON & JOHNSON IN DUISBURG

  • Nach Angaben der Stadt Duisburg sind 5540 Dosen von Johnson & Johnson bei den Hotspot-Impfungen in den Stadtteilen eingesetzt worden. Dazu kamen zuletzt Impfungen von 160 Wohnungslosen und 439 Bewohnern von Asylunterkünften sowie 162 weitere Impfungen, zum Beispiel durch die Malteser für Menschen ohne Krankenversicherung oder auch Asylbewerber in Quarantäne.
  • Darüber hinaus sind nach Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein bisher über 8500 Menschen in Duisburger Arztpraxen mit dem Einmal-Vakzin geimpft worden (Stand 24. Juni).
  • Die Delta-Variante des Coronavirus (B.1.617) wurde in Duisburg bislang 25-mal nachgewiesen.