Duisburg. Die Inzidenz in Duisburg sinkt, Gastronomen planen den Betrieb. Dafür benötigen sie Personal – doch ist das noch verfügbar nach der langen Pause?
Die Gastronomen sehen Licht am Ende des siebenmonatigen Lockdown-Tunnels: Die Corona-Inzidenz ist auf inzwischen 54,7 gesunken (Stand 27. Mai), die Außengastronomie darf in Duisburg schon seit Pfingstmontag für Geimpfte, Getestete und Genesene öffnen, weitere Lockerungen winken bei sinkenden Zahlen. Also ran an Kochlöffel und Tabletts – doch steht dafür überhaupt genug Personal zur Verfügung? Marc Weber als Vorsitz des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbands hat daran zumindest mittelfristig so seine Zweifel.
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Die Deutsche Post/DHL hat in Duisburg seit März vergangenen Jahres über 300 Mitarbeitende zusätzlich eingestellt, um dem Brief- und Paketaufkommen Herr zu werden. Kollegen etwa aus der Gastronomie, der Tourismus- und Fitnessbranche habe man „eine neue und dauerhafte Perspektive geben“ können, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Es sind ebenjene Branchen, die jetzt wieder erste Gehversuche machen – und dafür auf Personal angewiesen sind.
Dehoga-Vorsitz: Personal in Duisburg kommt aus der Kurzarbeit
Das komme als fester Mitarbeiterstamm zunächst wieder aus der Kurzarbeit, betont Marc Weber, der selbst das Webster Brauhaus am Dellplatz führt. Auch die Restaurants Faktorei am Innenhafen und Brauhaus Urfels in Walsum bestätigen, ihr Personal problemlos reaktiviert zu haben.
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„Ich schätze, wir bekommen dann ein Problem, wenn es wieder richtig anläuft“, sagt der lokale Dehoga-Vorsitzende und nennt vor allem den Zeitraum für stabile Inzidenzwerte von Stadt und Bundesland unter 35, wenn die Innengastronomie ohne Test Gäste empfangen darf (zwischen 50 und 35 gilt das für die Außengastronomie sowie mit Test- und Platzpflicht für Innenräume). Weber weiter: „Grade Aushilfen haben fertig studiert oder sind in andere Branchen abgewandert, auch konnten keine neuen Kräfte angelernt werden.“
Corona-Pandemie erschwert weiter die Planung
„Den Engpass wird es geben“, meint auch Selma Bulut, verantwortlich für das Brauhaus Mattlerbusch. Mit lediglich einem geöffneten Biergarten sehe sie kein Personalproblem, bei weiteren Lockerungen müsse sie sich aber um zusätzliche Servicekräfte und Köche kümmern. „Es ist alles sehr kompliziert“, sagt Bulut zur kurzfristigen Planbarkeit mit Sicht auf die Inzidenzstände.
Bereits jetzt von den Auswirkungen des langen Lockdowns betroffen ist Axel Sommer als Chef des Grillrestaurants Engelbert in Großenbaum. Von vormals acht Aushilfskräften seien ihm drei geblieben, den eigentlich für Pfingsten anvisierten Start verschob der Chef auf den 8. Juni.
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„Ich war von der Resonanz etwas irritiert, aber kann es nicht ändern. Drei Bewerbungsgespräche habe ich schon geführt, es bleibt schwierig“, klagt der ehemalige Metzger, der seit dem 18. Dezember keine Küche mehr anbieten konnte. Dabei „wartet Großenbaum auf meinen Mittagstisch“, so Sommer.
Schülerpraktika und damit Nachwuchs fehlen
Schwierig gestaltet sich die Suche auch für Eduard Kelberer, zumindest wenn es um Servicekräfte geht. „Das war es aber schon immer“, sagt der Geschäftsführer der Eventlocation Angerhof in Huckingen. Bei der Stelle für einen neuen Koch sehe es besser aus. Einen festen Termin für die Öffnung kann Kelberer noch nicht nennen.
Johannes Langhoff vom Walsumer Brauhaus Urfels sorgt sich dagegen um die Ausbildung. Zwei Lehrstellen im Servicebereich könne er aktuell nicht besetzen, der Erstkontakt über Schülerpraktika falle weg und auch die Listung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) habe noch nicht geholfen, erklärt der Geschäftsführer. Die Suche geht für ihn wie viele andere Duisburger Gastronomen weiter, auch auf Jobbörsen im Internet. Zu finden sind viele Anzeigen etwa bei jobs-in-duisburg.com oder jobs.meinestadt.de.