Duisburg. 77,7 Prozent der Duisburger vermissen Restaurantbesuche. Nicht alle hatten Lust, Essen „to go“ zu bestellen. So geht es Duisburger Wirten.

77,7 Prozent der Duisburger, die am Corona-Check unserer Zeitung teilgenommen haben – mehr als 4500 Personen – vermissen es, mal wieder einen Kaffee trinken zu gehen oder im Restaurant zu sitzen. Dazu passt nicht ganz, dass die Teilnehmer die Gastronomen, die in Duisburg ihre Speisen „to go“ anbieten, in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben etwas seltener unterstützten als zum Beispiel in Essen. 76,8 Prozent der Befragten waren es in Duisburg, in Essen waren es immerhin 80,5 Prozent.

Viele der Duisburger Gastronomen ziehen ein Jahr nach der Corona-Pandemie denn auch eher eine gemischte Bilanz. Wenn sie geöffnet haben, dann oft nur, damit sie bei den Gästen nicht in Vergessenheit geraten.

Beliebte Duisburger Studentenkneipe „Finkenkrug“ öffnete am Wochenende

Julian Otter, Koch im Finkenkrug, und sein Team haben an den Wochenende Essen und Bier „to go“ angeboten. Die, die kamen, waren freundlich und gaben auch Trinkgeld.
Julian Otter, Koch im Finkenkrug, und sein Team haben an den Wochenende Essen und Bier „to go“ angeboten. Die, die kamen, waren freundlich und gaben auch Trinkgeld. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Die Solidarität war im ersten Lockdown noch ein bisschen größer als gegen Ende, aber wer will es den Menschen schon verdenken“, sagt Roland Jahn von der beliebten Studentenkneipe „Finkenkrug“ aus Duisburg-Neudorf.

Kamen anfangs noch die Stammgäste, um eines ihrer Lieblingsbiere zu erstehen oder einen Gutschein für bessere Zeiten zu kaufen, öffnete der Finkenkrug zuletzt nur noch am Wochenende.

Auf der Karte standen Schnitzel, Pommes „und zwei richtig gekochte Essen zum Mitnehmen“, beschreibt Jahn. Wer vorbeikommt, gibt Trinkgeld und freut sich, wenigstens von der Tür mal wieder einen Blick in die Kneipe werfen zu können.

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Auch Marc Weber, Inhaber des Brauhaus Webster, ist von seinen Gästen begeistert.

„Alle haben Trinkgeld gegeben und hatten Verständnis dafür, wenn mal etwas schief lief. Sonst landet sowas immer sofort als Bewertung auf Online-Portalen.“

Für ihn waren die „to go“-Angebote nicht nur wichtig, um den Kunden zu signalisieren, dass das Webster durchhält, sondern auch um die Mannschaft bei der Stange zu halten. Die Mitarbeiter waren zwar alle in Kurzarbeit, werden aber weiter beschäftigt, sobald wieder geöffnet wird. „Ich kann jetzt verstehen, welche Probleme Langzeitarbeitslose haben, wenn sie nicht mehr im Job sind. Diese Zeit schlägt aufs Gemüt.“

Halida und Hasan Plančić vor ihrem Restaurant
Halida und Hasan Plančić vor ihrem Restaurant "Haus Kaiserberg" in Duisburg. Das Haus Kaiserberg wurde von seinen Kunden gut unterstützt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Weber ist auch Vorsitzender des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes. Verhältnismäßig gut durch die Krise seien vor allem kleinere Imbisse oder Familienbetriebe mit wenig Personal gekommen.

Im Haus Kaiserberg steht die Mama von Halida Plančić in der Küche. Die Familie hat früher den „Lustigen Bosniak“ an der Mülheimer Straße/Ecke Sternbuschweg betrieben – nun sind sie schon seit einigen Jahren im Haus Kaiserberg an der Hohenzollernstraße.

„Wir haben ziemlich schnell auf eine Karte zum Mitnehmen umgestellt, wir mussten einfach etwas tun“, erklärt Halida Plančić, während ihr Mann Hasan die Bestellungen am Telefon annimmt. „Zum Glück haben wir wirklich tolle Gäste, die uns regelmäßig unterstützt haben. Die kamen sogar aus dem Duisburger Süden“, weiß die Gastronomin.

Solidarische Stammgäste helfen ihren Lieblingslokalen durch die Pandemie

Petra Schröder und ihr Mann gehört zu denen, die der Familie Plančić mit der einen oder anderen Soli-Bestellung durch die schwere Zeit geholfen hat. „Wir haben schon seit dem ersten Lockdown ganz bewusst versucht, unsere Stammlokale zu unterstützen, indem wir unsere normalen Restaurantbesuche durch Bestellungen nach Hause ersetzt haben“, berichtet sie.

Natürlich sei das nicht in allen Fällen möglich gewesen – zu weit weg sollten die Restaurants schließlich nicht liegen. „Und das Essen zu Hause ersetzt keinen Restaurantbesuch, aber wir wollen ja, dass diese Lokale überleben und wir freuen uns jetzt schon sehr, wenn wir mal wieder im Haus Kaiserberg bewirtet werden können.“

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In normalen Zeiten ist der Duisserner Familienbetrieb Stammlokal von Duisburger Narren und ein beliebter Treffpunkt für Familienfeiern. Rund um die Theke sitzen abends Nachbarn auf ein Bierchen. „Jetzt sieht man sich kaum noch“, bedauert Halida Plančić. Mittlerweile hängen Plexiglasscheiben über dem Tresen und auch sonst haben die Räume eine Auffrischung bekommen. Zunächst werden sie aber erst einmal die Außenterrasse öffnen, „wenn das Wetter stabil ist.“

Dehoga: Schwierige Zeit steht noch bevor

Marc Weber, Vorsitzender des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes und Inhaber des Brauhaus „Webster“ weiß, dass es ein schwieriger Start für Duisburger Gastronomen wird.
Marc Weber, Vorsitzender des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes und Inhaber des Brauhaus „Webster“ weiß, dass es ein schwieriger Start für Duisburger Gastronomen wird. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Der Vorsitzende des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes, Marc Weber, sagt für die Duisburger Gastronomie für die nächsten Monate schwierige Zeiten voraus. „Die Ausflugsgastronomie wird vielleicht einen Aufschwung erleben, aber der geht an Duisburg vorbei. Wir hatten viele Gruppen oder Geschäftsleute, aber viele Messen sind schon abgesagt.“

Mittags lohne es sich derzeit gar nicht, zu öffnen. Das sieht auch Roland Jahn vom Finkenkrug so. Normalerweise gab es in der Studentenkneipe bereits mittags etwas zu essen. „Aber es ist ja kaum jemand an der Uni. Spaß macht das momentan nicht.“ Immerhin: Schwierigkeiten, wieder das Personal zusammen zu trommeln, haben beide Wirtshäuser nicht. Die Mitarbeiter stehen bereit – und die Gäste auch.

>> DAS IST DER CORONA-CHECK

■ Im Rahmen des Corona-Checks hat diese Redaktion im März 2021 Leserinnen und Leser zu den Auswirkungen der Krise auf ihr Leben befragt.

■ Insgesamt haben 4153 Duisburgerinnen und Duisburger an der schriftlichen Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse sind trotz der großen Zahl der Teilnehmer nicht repräsentativ.