Duisburg-Altstadt. Planungsbüros haben Vorschläge erarbeitet, wie die Zukunft der Duisburger Altstadt aussehen kann. Welche Ideen auf offene Ohren stoßen.

Damit die Duisburger Altstadt nicht länger das Schmuddelkind der City bleibt, haben sich zwei Planungsbüros mit dem Bereich rund um die Münzstraße beschäftigt. Unter anderem schlagen die Stadtplaner vor, sich in dem Quartier auf die Geschichte des Orts zu besinnen. Alternativ könnte die Altstadt künftig von Grünanlagen und Parks durchzogen werden und zum „grünen Wohnzimmer am Innenhafen“ werden. Drittes Szenario: In die ehemaligen Kaufhäuser ziehen Start-ups oder andere innovative Unternehmen ein und machen die Altstadt als experimentelles Zukunftslabor weit über die Duisburger Stadtgrenzen hinaus bekannt. Bei einer Online-Bürgerbefragung der Stadt gab es nun eine erste Tendenz, welche Visionen die Duisburger bevorzugen.

Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino haben sich als Quartiersmanager um die Altstadt gekümmert. Doch die Förderung für das Projekt ist ausgelaufen. Nun müssen neue Konzepte für die Altstadt her.
Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino haben sich als Quartiersmanager um die Altstadt gekümmert. Doch die Förderung für das Projekt ist ausgelaufen. Nun müssen neue Konzepte für die Altstadt her. © FUNKE Foto Services | Foto: Ute Gabriel

Yvonne Bleidorn, die sich zuletzt mit Francesco Mannarino als Quartiersmanagerin um die Entwicklung der Altstadt kümmerte, erklärt: „Das sind spannende Szenarien, aber die historische Variante kann ich mir nur schwer vorstellen.“ Alles, was sie in der Vergangenheit in Bewegung gesetzt habe, ging eher in eine szenige Richtung. Auch der Bereich Wohnen habe in der Altstadt zunehmend an Bedeutung gewonnen.

IHK-Chef: Duisburg sollte sich bei Wohn-Projekten nicht selbst Konkurrenz machen

Michael Rüscher, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, gibt zu Bedenken, dass es ein schwieriger Zeitpunkt sei, um Aussagen darüber zu treffen, was in etwa fünf Jahren in der Innenstadt gefragt sei. Hochwertiges Wohnen entstehe schon an anderen Stellen in der Stadt, zum Beispiel mit dem Baugebiet Sechs-Seen-Wedau. „Wir sollten uns da nicht gegenseitig Konkurrenz machen.“ Auch wie viel Bürofläche noch benötigt werde, sei aktuell nicht absehbar.

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Claudia Leiße von Bündnis 90/Die Grünen favorisierte den zweiten Entwurf, der vorsieht, dass das Viertel mit kleinen und größeren Grünflächen durchzogen wird. Rüscher regte allerdings an, nicht nur in der Kategorie „Bäume“ zu denken, sondern vielleicht einen viel älteren Vorschlag aus dem Master-Plan von Sir Norman Foster aufzugreifen. Demnach könnten, ähnlich wie in Freiburg, kleinere Wasserrinnsale den Weg durch die Altstadt Richtung Innenhafen weisen.

Junger Duisburger bevorzugt eine Gastro-Meile im Bereich der Altstadt

Tim Apler, überzeugter Duisburger und Webentwickler, erinnerte daran, dass derzeit ein neuer Coworking-Space in Duisburg-Neudorf entsteht. Er bevorzugt die Idee, dass die Altstadt ein Ausgehviertel wird, denn da habe Duisburg erheblichen Nachholbedarf. Ex-Quartiersmanagerin Yvonne Bleidorn weiß allerdings aus leidvoller Erfahrung, dass dies schwierig werden könnte. „Sobald auf der Münzstraße der Wintermarkt stattfand und es abends etwas lauter wurde, kamen die Beschwerden der Nachbarn.“

Hendrik Trappmann, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, kennt die Probleme ebenfalls und verweist auf die Schwierigkeiten, mit denen die Djäzz-Macher zu kämpfen hatten. „Vielleicht müssen wir bei der Entwicklung vermehrt in Zonen denken, damit sich neue Wohnungen und der Gastronomie-Bereich nicht in die Quere kommen.“

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Silke van Os schlägt vor, einen Blick über die Stadtgrenze zu wagen und auch Kreative mit in den Prozess einzubeziehen. Wünschenswert wäre in der Altstadt eine Begegnungsstätte wie das Essener Unperfekthaus, in dem es Ateliers, kleinere Büros, Workshops, aber auch Gastronomie unter einem Dach gibt.

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Der Duisburger Projektentwickler Manfred Stüdemann, der in der Altstadt etwa den neuen Unternehmenssitz der Firma Krankikom und des benachbarten Hotels mitverantwortet, hat schon oft über die Altstadt diskutiert. „Seit 14 Jahren führen wir die gleichen Diskussionen. Wir haben uns erhofft, dass die Gebäude am Wasser eine gewisse Strahlkraft entwickeln und dann auch die anderen Hauseigentümer nachziehen“, blickt er in der Online-Diskussion zurück. Passiert sei nichts.

Das Bürogebäude von Krankikom und der Hotel-Neubau sollten positiv auf die Altstadt ausstrahlen, so die Hoffnung. Doch andere Haus-Eigentümer sind nur schwer zu aktivieren, so die Erfahrung.
Das Bürogebäude von Krankikom und der Hotel-Neubau sollten positiv auf die Altstadt ausstrahlen, so die Hoffnung. Doch andere Haus-Eigentümer sind nur schwer zu aktivieren, so die Erfahrung. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Die Besitzer des Conti-Parkhauses seien zwar begeistert, weil die Parkplätze gut frequentiert sind. „Doch um das Gebäude zu verschönern, wollten sie allenfalls 25.000 Euro in die Hand nehmen. Das reicht noch nicht mal, um das Parkhaus einzurüsten, geschweige denn zu streichen.“ Die Stadt müsse den neuen Rahmenplan also so gestaltet, dass die Anlieger in die Pflicht genommen werden könnten, damit sie der Entwicklung der Altstadt nicht im Wege stehen. Außerdem solle die Stadt im Blick behalten, dass voraussichtlich ab 2025 das Gelände, auf dem sich heute noch eine Holzhandlung befindet, mit einbezogen werden könne.

>> Noch bis Ende Mai mitdiskutieren

  • Bis zum Jahresende will die Stadt Duisburg einen neuen Rahmenplan für die Altstadt sammeln und dann in einem weiteren Schritt neue Fördergelder beantragen.
  • Die Übersicht über die verschiedenen Entwürfe kann man sich auf der Seite www.duisburg.de/Zukunftsbilderaltstadt anschauen und noch bis Ende Mai seine Meinung dazu kundtun.