Duisburg. Die Sanierung der Duisburger Stadtmauer wird rund 512.000 Euro mehr kosten als geplant. Darum ist das Denkmal der Stadt dennoch lieb und teuer.
Duisburg besitzt einen Schatz, den Passanten oft nur im Vorbeigehen wahrnehmen. „Die Duisburger Stadtmauer gehört zu den wertvollsten Denkmälern im Innenstadtbereich mit nationaler Bedeutung“, erklären die Stadtarchäologen stolz in einer Vorlage, über die demnächst der Rat abstimmen wird. Um das Gemäuer zu erhalten und für die Zukunft zu sichern, wurde es in den vergangenen Jahren immer wieder ausgebessert. Als nächstes ist der Abschnitt an der Unterstraße an der Reihe. Doch im Laufe der Jahre - die Schäden wurden bereits 2007 kartiert - hat sich der Zustand weiter verschlechtert. Deshalb muss nun eine halbe Million Euro zusätzlich her. Die Gesamtkosten belaufen sich dann, so die Schätzungen der Experten, auf 2,159 Millionen Euro. In der Vergangenheit gab es Zuschüsse vom Land und vom Bund. Nun hofft die Stadt auf weiteres Geld.
„Nach Auskunft der Bezirksregierung Düsseldorf behält die Förderung der Stadtmauer in Duisburg höchste Priorität“, heißt es in der Vorlage. 2,5 Kilometer war die einstige Stadtmauer lang, die Duisburg seit dem zwölften Jahrhundert vor Feinden schützen sollte. Etwa 670 Meter der Umwehrung sind noch vorhanden - und befinden sich teils an überraschenden Stellen. Ein Überblick.
1. Mauer am Duisburger Innenhafen
2014 wurde der Teil der Stadtmauer am Innenhafen einer „Schönheits-OP“ unterzogen. Über die Jahre war Wasser in das Mauerwerk eingedrungen. Deshalb wurden Platten auf der Mauerkrone angebracht. Doch auch einzelne Steine mussten ausgetauscht werden. Dabei gehen die Fachleute stets nach historischem Vorbild vor. Aus Eimern mit groben und solchen mit feinem Sand, dazu Kies, gemahlenem Kalk und Wasser wurde ein Mörtelgemisch nach altem Rezept angerührt. 2102 Quadratmeter umfasste die Baustelle, die inzwischen fertig gestellt wurde.
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„In der Mauer kann man lesen wie in einem offenen Buch“, geriet Stadtarchäologe Kai Thomas Platz ins Schwärmen, als er die unterschiedlichen Gesteinsschichten analysierte. Die unteren Partien bestehen aus Basalt, darüber wurden Tuff-Quader gelegt. Die Zinnen wurden aus Ziegeln geformt. Platz, der auch Seminare an der Uni gibt, hat regelmäßig Exkursionen mit seinen Studenten zur Duisburger Stadtmauer gemacht, um ihnen die unterschiedlichen Baustufen zu erklären.
3. Überraschendes in der Tiefgarage am Innenhafen
Reste der Stadtmauer befinden sich auch in der Tiefgarage am Innenhafen. Dort wird auf historischem Grund geparkt. 30 Quadratmeter misst das gut geschützte Stück Stadtgeschichte. Allerdings sind die Restaurierungsarbeiten hier erst einmal verschoben. Stadtsprecherin Gabi Priem erklärt: „Da sich die Kosten durch den zusätzlichen Instandsetzungsbedarf am Turm Calaisplatz stark erhöht haben, musste die Mauer in der Tiefgarage vorerst zurückgestellt werden. Im Gegensatz zu den anderen Bereichen der Stadtmauer ist dieses kleine Teilstück witterungsgeschützt und kann dadurch gut konserviert werden.“
4. Turm am Calaisplatz
Der Turm am Calaisplatz, der sich am Steiger Schwanentor befindet, gehörte zum sogenannten Bauabschnitt acht. Vier Jahre arbeiteten Archäologen am historischen Wehrturm - seit vergangenem Sommer kann er nun, wenn auch noch eingerüstet, wieder betrachtet werden. Unter anderem ließen die Experten eine Linde beseitigen, deren Wurzeln das Fundament bedrohten. Anschließend legten sie das Gewölbe des Turms frei, das unter dem heutigen Straßenniveau liegt und noch einige Meter tiefer reicht. Erbaut wurde der Wehrturm zwischen 1210 und 1250 unter Kaiser Friedrich II, der den romanischen und gotischen Baustil zusammenfließen ließ.
Neben der für kommendes Jahr geplanten Umgestaltung des Calaisplatzes soll auch die Stadtmauer in neuem Licht erscheinen – wortwörtlich. Leuchtdioden im Boden und eine nachgebaute Mauer, auf der man bequem sitzen können soll, sollen den Verlauf der historischen Stadtmauer am Calaisplatz nachzeichnen.
5. Entlang der Unterstraße
Die Befestigung an der Unterstraße wird auf das 14. Jahrhundert datiert. Besiedelt war das Gebiet namens Öderich zwar seit dem Frühmittelalter, doch erst im 13./14. Jahrhundert wurde die Aue in die Befestigung einbezogen. Reste des Wehrs mit Halbschalentürmen und Ansätzen eines Wehrgangs ziehen sich weite Teile der Unterstraße entlang. Heute schmiegt sich das Gemäuer als Rückseite in das Werksgelände von „Hansa Holz Schweitzer“.
„Der bauliche Erhaltungszustand war in den letzten Jahren durch stark fortschreitende Schadensprozesse gekennzeichnet. Vielfach waren die Schäden am Mauerwerk und Fugen deutlich höher, als es vor rund 15 Jahren der Fall war“, beschreibt Stadtsprecherin Gabi Priem.
Schwerpunkte der Restaurierung in diesem Bauabschnitt werden „das Entfernen von pflanzlichem Bewuchs und das Anlegen eines Kiesstreifens, das sorgfältige Reinigen des Mauerwerks, Fugen- und Mauerwerksreparaturen sowie das Anbringen von Mauerabdeckungen.“ Außerdem seien umfangreiche Arbeiten zum Substanzerhalt notwendig. „Alte Steine werden, soweit es möglich ist, nicht entfernt. Beschädigte Steine werden allerdings durch neue und gleiche oder ähnliche Steine ersetzt. Dadurch wird neues Mauerwerk immer auch direkt sichtbar sein“, so Priem.
8. Pommes mit historischem Anblick
Gegenüber an der Pommes-Bude „City-Grill“ warten einige Kunden auf ihr Mittagessen, die wenigsten ahnen, dass sie direkt auf das älteste Stück blicken. Bei der Restaurierung fanden die Mitarbeiter heraus, dass Teile schon aus dem 10. Jahrhundert stammen, erkennbar an Frischgrät-Mauertechniken und schräg gestellten Steinen. „Die Mauern waren viele Jahre zwischen Häuserwänden verschwunden. Das war ein guter Schutz“, weiß Stadtarchäologe Platz.
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Inden 1980er-Jahren wurde dies schon einmal restauriert – und das sieht man. „Damals war es vorherrschende Meinung, dass Betrachter die Neuerungen erkennen sollten“, erklärt Platz.
10.-13.: Stadtmauer soll am Kuhlenwall in Szene gesetzt werden
Die Innenstadt und der Innenhafen sollen künftig enger miteinander verknüpft werden. „Es wird eine intuitiv wahrnehmbare, durchgängige Hauptwegeverbindung entlang der Grünachse definiert und gleichzeitig werden die notwendigen Querverbindungen, beispielsweise zu dem angrenzend entstehenden Mercatorviertel, hergestellt“, blickt Stadtsprecherin Gabi Priem voraus. Unter den Platanen im südlichen Abschnitt zwischen Kuhtor und Kuhlenwallkarree werde eine Promenade geschaffen und entlang der Grünachse sollen kleinere Aufenthaltsbereiche angelegt werden.
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„Die Fragmente der historischen Stadtmauer im nördlichen Bereich werden eingebettet in gerade Rasenflächen und räumlich erlebbar gemacht. Der Verlauf der Stadtmauer wird durch eine bodenbündige Intarsie nachgezeichnet, so dass es gelingt, eine Verbindung zwischen Kuhtor, Schäferturm und den Fragmenten am Kuhlenwall bis zum Innenhafen herzustellen.