Duisburg. Die Kosten für den Umbau des Ostausgang am Duisburger Hauptbahnhofs steigen um 750.000 Euro auf 3,2 Millionen. Das sind die (kuriosen) Gründe.

In den nächsten Monaten soll der Ostausgang am Duisburger Hauptbahnhof zu einem zweiten Haupteingang umgebaut werden. Mit 2,45 Millionen Euro soll aus dem Bereich, der bisher eher „den Charakter eines Hintereingangs hatte“, wie es in einer Vorlage der Stadtverwaltung heißt, ein attraktives Entree entstehen. Bereits 2016 wurden die ersten Ideen den Bürgern vorgestellt. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte wurden die Politiker nun darüber informiert, dass in der Zwischenzeit die Kosten davon galoppiert sind. 750.000 Euro mehr werden fällig, um die Pläne umzusetzen. Die Gründe sind ebenso vielschichtig wie kurios.

Die Stadt hat bereits Bäume, die nicht mehr „erhaltungswürdig“ waren, abgesägt. Stattdessen sollen künftig 19 Fächerplatanen Schatten spenden. Nun muss allerdings auch eine stärkere Beleuchtung her.
Die Stadt hat bereits Bäume, die nicht mehr „erhaltungswürdig“ waren, abgesägt. Stattdessen sollen künftig 19 Fächerplatanen Schatten spenden. Nun muss allerdings auch eine stärkere Beleuchtung her. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

19 Platanen am Duisburger Hauptbahnhof sollen für Schatten sorgen

Bereits im Herbst 2016 hatten das Amt für Stadtentwicklung und das Ingenieurbüro „Bramey.Bünermann“ dem Beirat für Stadtgestaltung und den Bürgern ihre Pläne vorgestellt. Unter anderem schrieben die Politiker den Machern ins Pflichtenheft, mehr Bäume und Hecken zu pflanzen, um den Vorplatz attraktiver zu gestalten.

Vor dem Kino werden 19 Fächerplatanen dorthin gesetzt, wo heute die Taxis parken. Sie ersetzen die Bäume, die nicht mehr „erhaltungswürdig“ waren und bereits gefällt wurden. Nun spenden die Platanen, die zu einem „Baumrechteck“ gruppiert werden sollen, im Sommer zwar wichtigen Schatten, „behindern jedoch auch durch ihren Schattenwurf die Ausleuchtung“, so die Stadt in ihrer Begründung für die Kostensteigerung. In der Folge muss mehr Geld für die Beleuchtung investiert werden. Waren dafür anfangs 189.199 Euro veranschlagt, sind es nun satte 355.194 Euro.

Klitzekleines Renovierungspaket für Duisburger Hauptbahnhof Auch die Bepflanzung selbst hat einen erheblichen Anteil an der Kostensteigerung. Sie war zunächst auf rund 98.000 Euro beziffert worden und liegt nunmehr bei etwa 307.600 Euro. Grund ist ein „höherer Ausbaustandard“ bei der Herstellung der Baumscheiben. Dieser wird künftig beispielsweise auch bei anderen Straßenbaumaßnahmen angewandt.

Insgesamt werden pro Baum zwölf Kubikmeter Boden ausgehoben und das Loch wieder mit einem Spezialsubstrat verfüllt. „Dies garantiert, dass sich die Bäume erfolgreicher entwickeln können und für die nächsten Jahrzehnte eine höhere Vitalität erzielen.“ Das Substrat speichert Wasser und versorgt die Platanen auch dann, wenn es wieder längere Trockenperioden gibt.

„Und so etwas kann man nicht vorab einkalkulieren?“, fragte Dr. Lothar Tacke (SPD) verwundert. Anders als bei der Umbauplanung für die Kulturstraße in Duisburg-Wanheimerort, habe man sich erst im Lauf der Bauplanung für den Ostausgang für diese Methode entschieden, so die Verwaltung.

Zahl der Regenwasser-Senken wird erhöht - neue Anschlüsse müssen her

So soll der Verkehr am Hauptbahnhof künftig geleitet werden.
So soll der Verkehr am Hauptbahnhof künftig geleitet werden. © funkegrafik nrw | Grafik: Bramey Bünermann Ingenieure; Bearbeitung: Marc Büttner

Damit ist die Liste der Kostensteigerungen noch lange nicht am Ende: Auch für den Fall, dass es einmal regnet, musste nachgebessert werden. Zunächst waren 25 Senken eingeplant, um das Niederschlagswasser abzuleiten. Dafür waren Kosten von 26.775 Euro vorgesehen. Im Rahmen der Ausführungsplanung wurde aber deutlich, dass man 32 Senken benötigt – und für diese müssen teilweise neue Anschlüsse gebaut werden. Macht Mehrkosten von 97.056 Euro.

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Nicht nur der Vorplatz soll attraktiver werden, auch die Verkehrsführung soll verändert werden. Die Ampelkreuzung Neudorfer Straße/Kammerstraße wird durch einen vierarmigen Kreisverkehr mit vier Zebrastreifen ersetzt. Das ist das Ergebnis einer verkehrstechnischen Überprüfung. Der Kreisverkehr soll den Verkehrsfluss verbessern und das Unfallrisiko verringern.

• Die Neudorfer Straße erhält in Fahrtrichtung Norden (Mülheimer Straße) eine separate Busspur. An dieser liegt auch die Bushaltestelle. Die Stationen auf der anderen Seite der Neudorfer Straße, am Kino (Fahrtrichtung Süden), werden einige Meter Richtung Mülheimer Straße versetzt.

• Auch die Verkehrsführung für Radfahrer ändert sich auf der Neudorfer Straße am Kino: Sie sollen die Busspur mitnutzen dürfen. Dadurch, so hoffen die Verkehrsplaner, „werden die bisherigen Konflikte ausgeräumt, die es an den Bushaltestellen vorm UCI-Gebäude zwischen Fußgängern, Radfahrern und wartenden Personen gab.“

Temporäre Verkehrsführung am Ostausgang sorgt für erhebliche Mehrkosten

Umgebaut werden soll unter laufendem Verkehr. Für die Verkehrssicherung und sogenannte „Zwischenbauzustände“ wurde mit 89.250 Euro kalkuliert. „Aufgrund der weiteren Abstimmung mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft“ mussten die Pläne angepasst werden. „Eine alternative Verkehrsführung mit Umleitungen wurde in Betracht gezogen, ist jedoch für den Bahnhofsbetrieb und aufgrund der hohen Verkehrsbelastung auf den umliegenden Straßen keine Alternative“, heißt es von Seiten der Verwaltung. Um sicherzustellen, dass der Busverkehr während der Maßnahme weiterhin seine Haltepunkte anfahren kann und die Neudorfer Straße in beide Richtungen benutzbar bleiben wird, kommt es zu Mehrkosten von 177.742 Euro auf nunmehr 266.992 Euro.

Die Umgestaltung des Ostausgangs ist in der Vergangenheit mehrfach verschoben worden. Auch weil die Preise für verschiedene Gewerke gestiegen sind, wird es teurer. Bald sollen am Ostausgang aber die ersten Bagger rollen.

>> Vorrang für Radler und Busfahrer

  • In den nächsten Jahren wird immer wieder am und vor dem Hauptbahnhof gewerkelt. Die Bahn musste bekanntlich den Neubau der Bahnsteighalle verschieben. Sie fand kein Unternehmen, das die „Welle“ für 100 Millionen Euro bauen will. Die Einweihung wird wohl nicht vor 2026/27 stattfinden.
  • Den zentralen Bahnhofsvorplatz dürfen künftig nur Radler und Busfahrer überqueren, die an den Haltestellen vor der Betonwand des Bahnhofs Station machen. Denn der Vorplatz soll laut Verwaltung künftig ein zentraler Ort sein, über den alle Verkehrsmittel „gut und sicher“ zu erreichen sind.