Duisburg. Auch in Duisburg gilt seit Samstag die Ausgangssperre. Wir haben uns bei einer nächtlichen Rundfahrt umgesehen, ob sich alle daran halten.
Es ist Samstag Abend, kurz vor 22 Uhr, bald greift die Ausgangssperre. Noch sind einige Fahrzeuge auf der A59 unterwegs. In wenigen Minuten sollte aber jeder tunlichst daheim sein. Bei einer Rundreise durch die Stadt machen wir uns ein Bild davon, wie sich die Duisburger angesichts der nicht unumstrittenen Anordnung verhalten. Vorab lässt sich aber schon zusammenfassen: Gelassen und unaufgeregt. Der Reihe nach:
Samstag, 22 Uhr, Duisburger Hauptbahnhof
Einzelne Reisende sind noch unterwegs auf dem Weg zum Hauptausgang oder zu den Bahnsteigen. Der Bahnverkehr läuft wie gewohnt weiter, wie an der großen Anzeigetafel im Bahnhof zu lesen ist. Irgendwie müssen die Reisenden ja auch an ihr Ziel gelangen. Haben alle an die 22 Uhr-Deadline gedacht? Das Sicherheitspersonal der Bahn ist verunsichert. Was sie jetzt genau kontrollieren sollen, ist ihnen nicht so ganz klar: „So richtig wissen wir auch nicht, wie das gedacht ist, die Leute kommen ja noch hier an, manche sind auch beruflich unterwegs.“
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22.15 Uhr, Innenstadt
Der sonst immer gut frequentierte Bahnhofsvorplatz hat sich geleert, die dort patrouillierenden Polizisten haben bislang einen ruhigen Abend. Sie sollen die nicht so gut informierten Passanten über die neue Lage aufklären. Sanktionen sind am ersten Wochenende noch nicht geplant.
Beim Blick auf die A59 sind nur noch ganz vereinzelt Autos zu sehen. Auch die Königstraße ist wie „leergefegt“, nur wenige Menschen laufen eilig durch die Nacht zu ihrem Ziel. Ein Hundebesitzer geht zum letzten Mal Gassi, das ist entsprechend der Verordnung auch nach 22 Uhr noch erlaubt.
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22.30 Uhr, Regattabahn
Erlaubt ist auch das Joggen, sogar bis 24 Uhr. Dieses Angebot nimmt aber offensichtlich kein Laufsportler wahr. Die Regattabahnrunde ist zu dieser späten Stunde eh nicht mehr zu empfehlen: Ab 22 Uhr ist dort die Beleuchtung ausgeschaltet.
22.55 Uhr, Landschaftspark Nord
Da wo sonst auch spätabends noch Leben herrscht, ist es absolut still. Keine Fotografen auf Motivsuche, keine nächtlichen Spaziergänger. Neben der Ausgangssperre ist es auch noch recht frisch. Ortswechsel.
23.25 Uhr, Hamborn und Marxloh
Auf der Duisburger Straße blinkt Blaulicht. Die Polizei hält in Höhe der McDonalds-Filiale Autofahrer an, um sie nach dem Zweck ihrer nächtlichen Fahrt zu befragen. „Manch einer scheint keine Zeitung zu lesen, andere waren erstaunt, dass die Einschränkungen schon ab 22 Uhr gelten, wieder andere waren beruflich unterwegs, darunter zahlreiche Lieferdienst-Fahrer“, sagt Hauptkommissar Markus Heimann. Zusammen mit seinem Kollegen Ralf Raueiser weist er die späten Verkehrsteilnehmer freundlich auf die Ausgangssperre hin. „Sonst ist um diese Zeit hier der Teufel los“, erklärt Heimann. Die Duisburger Straße ist in der Szene eine beliebte Rennstrecke. Davon war am Samstagabend zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu sehen. Erst später in der Nacht hat die Polizei sechs Ordnungswidrigkeiten angezeigt.
Genauso ruhig geht es wenige Kilometer entfernt an dem sonst belebten Pollmann-Eck zu. Kein buntes Treiben, keine umherziehenden Grüppchen, auch Marxloh hat sich eine Auszeit genommen.
Sonntag, 0.05 Uhr, A59
Jetzt haben wir die Autobahn für uns allein. Die sonst zu jeder Tages- und Nachtzeit belebte innerstädtische Verbindung ist wie ausgestorben.
0.20 Uhr, Hochfeld, Wanheimer Straße
Auch hier herrscht eine Ruhe, die man sonst so nicht gewohnt ist. Kein Mensch auf der Straße, der Platz vor der Pauluskirche ist verwaist. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten Taxis auf Kundschaft, offensichtlich ein Geduldsspiel in der ersten Nacht der Ausgangssperre.
0.35 Uhr, Wanheimerort, Düsseldorfer Straße
Die letzte Straßenbahn der Linie U79 nach Düsseldorf begegnet der Gegenbahn in Richtung Duissern. Fahrgäste sind nicht auszumachen. So wird es vermutlich bis zu den Endstationen geblieben sein. Duisburg verbringt eine „stille Nacht“, so soll es nach den gesetzlichen Bestimmungen ja auch sein.
>>>>NÄCHTLICHE AUSGANGSSPERRE
- Die bundesweite „Notbremse“ gilt auch für Duisburg, da der Inzidenzwert der letzten drei Tage über 100 liegt. Dann gelten die verschärften Regeln des neu gefassten Infektionsschutzgesetzes. Das bedeutet, dass man zwischen 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens nicht mehr ohne Begründung die eigene Wohnung (das eigene Grundstück) verlassen darf.
- Ausnahmen gibt es für Berufstätige, die nachts arbeiten müssen, in gesundheitlichen Notfällen oder bei der Betreuung unterstützungsbedürftiger Menschen. Auch die Versorgung von Tieren (“Gassi gehen“) ist von der Ausgangssperre ausgenommen. Joggen ist bis 24 Uhr erlaubt