Duisburg. Die Bundeswehr unterstützt die Stadt Duisburg beim Impfen, in den Schnelltestzentren und im Gesundheitsamt. Darum sind die Bürger begeistert.

82 Einsatzkräfte der Bundeswehr sind aktuell in Duisburg im Einsatz. Sie unterstützen das Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung, wuppen drei Schnelltestzentren und helfen neuerdings tatkräftig im Impfzentrum mit. Zu Besuch in der Eissporthalle Wedau.

1050 Personen können hier pro Tag getestet werden, zu Spitzenzeiten rund um Ostern waren es allerdings höchstens 950. „Man sollte einen Termin machen, aber wir schicken auch keinen weg, wenn mal einer ohne kommt. Wir sind für die Bürger da“, betont Erik Werner. Der Hauptmann und der Hauptfeldwebel Thomas Gravert vom Objektschutzregiments aus Schortens koordinieren das Geschehen.

Nachdem die Stadt am 23. März den Hilfeleistungsantrag an die Bundeswehr gestellt hatte, standen die Kameraden aus Friesland bereits wenige Tage später auf der Duisburger Matte. „Die Verfahrensabläufe sind eingespielt und es läuft problemlos“, zeigen sich die Männer denn auch zufrieden.

1050 Duisburger können täglich in der Eissporthalle getestet werden

16 Schnelltestkabinen stehen in der Eissporthalle, außerdem eine, in der ein PCR-Abstrich gemacht werden könnte, falls jemand positiv getestet wird.
16 Schnelltestkabinen stehen in der Eissporthalle, außerdem eine, in der ein PCR-Abstrich gemacht werden könnte, falls jemand positiv getestet wird. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Vor dem Eingang bildet sich nur eine kurze Schlange. „Der Nächste bitte“, ruft ein Soldat freundlich-forsch am Einlass. Er kontrolliert den Personalausweis, will die Terminbestätigung sehen und drückt einem anschließend einen Laufzettel sowie eine kleine Nummer in die Hand. „Folgen Sie den schwarz-gelben Pfeilen.“ Diese führen einen durch die Garderobe am Schlittschuh-Verleih vorbei. Die Testkabinen stehen mitten auf der Fläche, auf der sonst die Füchse Eishockey spielen.

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Vortreten: Hinter Vorhang Nummer sechs lugt Nils Bruns hervor. „Der Einsatz macht Spaß, ich freue mich, dass ich der Gesellschaft etwas zurückgeben kann“, erklärt er und bittet die Testperson, auf dem Stuhl Platz zu nehmen. „80 Prozent der Leute sind freundlich, zehn Prozent genervt und die anderen hören oder verstehen nicht richtig.“ Bruns zeigt deshalb deutlich die Seite an, bevor er das Stäbchen in die Nase schiebt. Mit der Zeit hat er gelernt, wie feinfühlig er vorgehen muss.

Den meisten kommen trotzdem die Tränen. Kamerad Martin Schmidt, tätig in Kabine sieben, nimmt es nicht persönlich. „Wir reizen den Nasen-Tränenkanal.“ Ein Papiertuch hat der gelernte Altenpfleger also immer zur Hand. Der Abstrich ist nur einen kurzen Moment unangenehm. Mit der Nummer, aber ohne Zettel, geht es auf die Tribüne. Nun läuft die Zeit, 15 Minuten, um genau zu sein.

Dudel-Musik auf der Empore entspannt Wartende

Auf der Empore dudelt Musik, Status Quo „In The Army Now“ oder Gloria Gaynor „I Will Survive“. „Das entspannt die Leute, das haben wir ziemlich schnell festgestellt“, beschreibt Werner. „Mittags ist meistens etwas weniger zu tun. Vormittags und gegen Abend kommen die meisten.“

Vor Ort sind die Soldaten meist um 9 Uhr. Dann müssen sie sich selbst erst einmal testen. Morgens um 7 Uhr beginnt für die Truppe der Tag. Untergebracht sind die Männer im Intercity-Hotel am Hauptbahnhof. „Das ist praktisch, denn das Gesundheitsamt ist nur 500 Meter entfernt“, sagt Peter Keimer.

Der Ehrenamtler ist als Oberstleutnant der Reserve Leiter des Kreisverbindungskommandos Duisburg. Seine Aufgabe besteht darin, Kontakt zur Stadt zu unterhalten, Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr aufzuzeigen und zu koordinieren. Streng genommen ist die Bundeswehr mit ihren aktuellen Aufgaben nämlich der Feuerwehr zugeordnet. Der zivile Einsatz im Inneren ist im Grundgesetz genau geregelt. Keimer war früher hauptberuflich bei der Stadt Duisburg beschäftigt, kennt als ehemaliger Leiter des Amts für Soziales und Wohnen viele Ansprechpartner bei der Stadt: „Das hilft sehr.“

Erik Werner kommt mit dem Menschenschlag im Ruhrgebiet gut klar. Von der Stadt sieht er trotzdem nicht viel.
Erik Werner kommt mit dem Menschenschlag im Ruhrgebiet gut klar. Von der Stadt sieht er trotzdem nicht viel. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Von der Stadt sehen die Männer trotzdem nicht viel. Abends, nach 19 Uhr, geht es zurück in die Innenstadt. Dann wird warm gegessen. Tagsüber packen sich die Einsatzkräfte Lunchpakete. Hauptmann Werner kennt und schätzt mittlerweile den Ruhrpott-Humor.

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Sind die 15 Minuten rum, bekommen die Besucher ihre negativen Test-Bestätigungen ausgedruckt. „Die 17, 23, 45, 88 und die 92“, deklamiert er mit lauter Stimme. Auf den Rängen ruft einer „Bingo“. Werner ist jetzt in Fahrt. So mögen er und seine Männer den Einsatz. „Die Menschen im Ruhrgebiet haben einen rauen Charme, das passt gut zu uns Ostfriesen.“ Von den Bürgern bekommen sie viel Lob – und manchmal sogar Schokolade. Aber, psst, streng genommen dürfen die Männer die gar nicht annehmen.

In der kommenden Woche wechselt das Bundeswehr-Personal – im laufenden Betrieb. Die Nachfolger werden angelernt, ehe sie übernehmen. Ein Ende des Einsatzes in Duisburg ist für die Truppe noch nicht in Sicht.

>> Zivile Kräfte unterstützen die Soldaten

  • „Wir freuen uns immer, wenn wir gelobt werden“, sagt Erik Werner. Unterstützt werden die Soldaten von zivilen Kräften einer Firma, die die Stadt für den Einsatz in Testzentren beschäftigt.
  • Schnelltest-Termine können Duisburger im Internet auf der Seite www.du-testet.de vereinbaren.