Duisburg. In Duisburg wird es am Montag keinen Präsenzunterricht geben. Schulleiter sind fassungslos und ärgern sich über späte Entscheidung des Landes.
Schule auf? Schule zu? Die Planungsunsicherheit ist für Duisburger Eltern kaum auszuhalten. Freitagmittag nach 13 Uhr entschied dann die Landesregierung: Kein Präsenzunterricht ab Montag in 13 Kommunen inklusive Duisburg.
Kommunen mit einer Inzidenz über 200 sollen wie schon in dieser Woche im Distanzunterricht bleiben. Ausnahmen gelten für die Abschlussklassen und die Notbetreuung.
Katholische Gymnasien setzen Präsenzunterricht bis 4. Mai aus
Am Donnerstag waren bereits die beiden konfessionell gebundenen Gymnasien in Duisburg vorgeprescht: „Wir streben eine klare und verbindliche Line in diesen Zeiten an, daher findet der Unterricht bis einschließlich 4. Mai 2021 weiterhin nach dem aktuellen Distanzmodell statt“, schreibt das St. Hildegardis-Gymnasium auf der Schulwebseite.
Auch das Abtei-Gymnasium will die Sekundarstufe 1 bis zum 4. Mai im Distanzmodell unterrichten. Für die Q1 soll es einen Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht geben. Und während der Abiprüfungen Ende April bis Anfang Mai soll es für alle anderen Schüler Distanzunterricht geben.
Späte Entscheidung des Landes ist „eine weitere Enttäuschung“
In den Schulen und in den sozialen Netzwerken herrscht Gewitterstimmung. „Die Schulen finden es unsäglich“, sagt Christof Haering, Schulformsprecher der Gymnasien. So lange hingehalten zu werden und trotz deutlicher Inzidenzwerte erst Freitagsmittags eine Information zu bekommen, sei „eine weitere Enttäuschung“.
Die Unterrichtsvorbereitung für Distanzunterricht sei anders als für einen Präsenzunterricht, da wäre mehr Vorbereitungszeit wünschenswert. Dass ihm die angekündigten Abitur-Richtlinien kurz vor Beginn der Prüfungen fehlen, ist da nur noch eine weitere Randnotiz.
„Kopfschütteln“ über die Kommunikationswege
Thorsten Marienfeld, Schulformsprecher der Förderschulen, erfuhr von dieser Redaktion, dass es weiter Distanzunterricht geben wird. Zeitnah habe sich Ralph Kalveram als Leiter des Amtes für schulische Bildung gemeldet. Aber die seit Monaten freitäglich versendete Schulmail des Ministeriums - für ihn das Unwort des Jahres - war am Freitag um 15.30 Uhr immer noch nicht da. „Bei dem hohen Inzidenzwert ist es natürlich richtig, die Schulen zu schließen, aber das hätten wir auch vor zwei Tagen schon kommunizieren können“, sagt Marienfeld. In Schulleiterkreisen werde über Entscheidungsfindung und Kommunikation auf Landesebene nur noch der Kopf geschüttelt.
An einer Förderschule könne im Distanzunterricht nicht mal die Hälfte dessen umgesetzt werden, was auf der Agenda steht. „Das ist eine schlimme Situation“, sagt Marienfeld, die erst nach der Pandemie aufgelöst werden könne. Immerhin sei sein Kollegium inzwischen durchgeimpft.
Dass man die Entscheidung, die auf der Hand lag, so spät traf, macht auch Bernd Beckmann, Schulformsprecher der Gesamtschulen, fassungslos. Die Leidtragenden seien in erster Linie die Eltern, die Stimmung in den Familien sei angesichts der Herausforderungen ohnehin angespannt.
Da der 200-er Wertabsehbar auch nächste Woche Bestand habe, sei es sinnlos, „von Freitag zu Freitag zu hüpfen, wir brauchen Planungssicherheit“, betont der Leiter der Gesamtschule Meiderich.
Duisburgs Stadtdirektor macht seinem Ärger über die Landesregierung Luft
Auf Facebook machte Stadtdirektor Martin Murrack am Freitagmorgen seinem Ärger über die Hängepartie bei der Landesregierung Luft. Das Schulministerium, das über den Duisburger Antrag für eine „Schul-Notbremse befinden muss, hatte sich am Freitagmorgen noch nicht festgelegt. „Andere Bundesländer handeln - bei uns in NRW scheinen die handelnden Personen überwiegend mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Ich fasse es nicht“, so Murrack. „Wir sind mitten in der dritten Welle und wir müssen wieder bilateral mit dem Land verhandeln, ob wir Kitas und Schulen schließen dürfen. Ich habe das Gefühl, dass der Ernst der Lage bei einigen noch nicht erkannt wurde“, so der Duisburger Stadtdirektor weiter.
Die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp (SPD) nannte die Ungewissheit für Betroffene am Freitagmittag auf Twitter „unzumutbar und Chaos pur“.