Duisburg. . Bei der Restaurierung der Stadtmauer an der Unterstraße in Duisburg haben Experten entdeckt, dass Teile aus dem zehnten Jahrhundert stammen.

„An dieser Mauer kann man die Geschichte der Stadt ablesen wie in einem offenen Buch.“ Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz steht begeistert vor der Stadtmauer an der Unterstraße. Gegenüber an der Pommes-Bude „City-Grill“ warten einige Kunden auf ihr Mittagessen, die wenigsten ahnen, dass sie direkt auf das älteste Stück blicken. Bei der Restaurierung fanden die Mitarbeiter nun heraus, dass Teile schon aus dem 10. Jahrhundert stammen, erkennbar an Frischgrät-Mauertechniken und schräg gestellten Steinen.

Die schräg gestellten Ziegel werden auch als Fischgrättechnik bezeichnet.
Die schräg gestellten Ziegel werden auch als Fischgrättechnik bezeichnet. © Tanja Pickartz

Als 883 die Wikinger den Handelsplatz und Königssitz „Dispargum“ überfielen, war das spätere Duisburg nur von einer Wall-Graben-Anlage umgeben, die die Stadt vor ungebetenen Gästen schützen sollte. Der ottonische Kaiser gab dann ab dem 10. Jahrhundert die Befestigung der Kaiserpfalz in Auftrag. Nötig geworden war die Restaurierung, weil aus den Ritzen Pflanzen wuchsen und in der Vergangenheit immer mal wieder Brocken heraus gebröselt waren. „Irgendwann sind wir mal in unseren Laden gegangen und später lag dann ein großer Stein da“, erinnert sich Boris Roskothen, Betreiber des Spielwarengeschäfts am Sonnenwall und direkter Nachbar. Der Hintereingang zum Ladenlokal führt nämlich durch die Stadtmauer.

Er informierte die Stadt, die ohnehin seit 2009 die erhaltenen Reste des Baudenkmals saniert. Der Schäferturm, der Bereich am Kuhlen- und Springwall sowie der Koblenzer und Aachener Turm waren schon an der Reihe. Aktuell wird am Calaisplatz und an der Unterstraße gewerkelt. „Bis 2014 gab es Denkmalfördermittel vom Land. Nun teilen sich Bund und die Stadt die Kosten“, erklärt Iris Rapp vom Amt für Baurecht.

Steine nur in Ausnahmefällen ausgetauscht

Bei der Restaurierung sollten die Zeichen der Zeit sichtbar bleiben. Anfangs war die Stadtmauer nämlich nur etwa halb so hoch. Später wurde aufgestockt, mit Basalt, Tuff-Quadern und Zinnen. An einigen Löchern ist erkennbar, dass die Mauer auch einmal als Häuserrückwand dienten und Balken diese stützten. Dann wurde ein alter Kamin verputzt. „Wir haben uns gefragt, ob mehr Schaden angerichtet wird, wenn wir das verändern oder ob wir das so erhalten sollen“, erklärt Christoph Schaab vom Landschaftsverband Rheinland, der sich eng mit der ausführenden Baufirma und der Stadt abgestimmt hat. Nur in Ausnahmefällen wurden Steine ausgetauscht, aber darauf geachtet, dass ähnliche Materialien verwendet wurden. Um die Mauer vor der Witterung zu schützen, wurden Platten auf der Mauerkrone angebracht. Nun muss nur noch die Info-Tafel um die neuen Erkenntnisse ergänzt werden.

>>>> Ausstellung widmet sich auch der Stadtmauer

„Die Bauarbeiten waren wirklich gut organisiert und gingen zügig“, freut sich Nachbar Klaus Roskothen. Bis mit der Maßnahme begonnen wurde, hat es allerdings einige Zeit gedauert.

Ab Mitte November widmet das Kultur- und Stadthistorische Museum der Stadtmauer auch eine Ausstellung. Diese wird nächstes Jahr aktualisiert.