Wie Gerhard Mercator damals in Duisburg gelebt hat
•
Lesezeit: 3 Minuten
Duisburg. Wie der berühmte Kartograph Gerhard Mercator wohnte, zeigt der Plan seines Schülers Johannes Corputius. Der wird bestätigt durch aktuelle Grabungen.
500 Jahre Mercator im Jahr 2012, 450 Jahre Corputius-Plan in diesem Jahr und jetzt die größte archäologische Zone Deutschlands auf 26.000 Quadratmetern rund um die Mauerreste von Mercators früherem Domizil – präsenter waren der große Kartograph und sein Schaffen wohl noch nie.
Zwei Globen von Himmel und Erde
Gerard de Kremer hieß Duisburgs berühmtester Sohn eigentlich und Duisburger war er eigentlich auch nicht, sondern gebürtig im heutigen Belgien. Aber seine immerhin mehr als 40-jährige Duisburger Zeit war auch die seines Hauptschaffens. Zwei Globen von Himmel und Erde im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen zeigen, was ihn wissenschaftlich umtrieb. Seine Art, die Welt darzustellen ist nach wie vor Grundlage für Navigation oder auch Vermessungswesen.
Schüler des großen Mercator war nun besagter Johannes Corputius, dem Mercator ein strenger Lehrer war. Gut für Duisburg, denn erst sein zweiter Versuch eines Stadtplans fand die Zustimmung des Meisters, so dass nun eine sehr präzise Darstellung der Stadt Duisburg aus dem Jahr 1566 erhalten ist. Und eine haarsträubende Geschichte. Denn der berühmte Plan blieb lange verschollen, tauchte Ende des 19. Jahrhunderts in der Breslauer Stadtbibliothek wieder auf, also am andere Ende des damaligen Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg ist er erneut verloren gegangen, aber glücklicherweise hatte die Stadt Duisburg 1897 eine Kopie des einst handkolorierten Kupferstichs anfertigen lassen. Noch deutlicher wird das alte Duisburg in der Schwarz-Weiß-Version, die ebenfalls im Stadthistorischen Museum zu sehen ist.,
Von Fabienne Piepiora (Text) Stephan Eickershoff und Tanja Pickartz (Fotos)
Womit wir wieder bei Mercator wären: Denn dessen Haus an der Oberstraße ist säuberlich schräg von oben dargestellt, saß doch Corputius bei seinen Messungen auf den Türmen von Salvator- und Marienkirche. „Einer der besten Pläne des 16. Jahrhunderts“, lobt Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz.
Er profitiert vom exakten Bild des Planes, das sich mit den Grabungsfunden auf dem früheren Schulgrundstück zwischen Ober-, Post- und Gutenbergstraße deckt. Ein dreiteiliges Gebäude mit Tor und Pforte zur Oberstraße und Hintergebäuden und Garten auf dem rückwärtigen Grundstück zeigt der Corputiusplan. Gefunden wurde bereits ein um 1100 gebauter, etwa drei Meter hoher Keller. Der wurde als Schutz vor der Witterung zunächst wieder mit Sand verfüllt.
Gefunden wurden auch mehrere Ziegelfußbodenschichten im Erdgeschoss, das laut Platz auch Räume mit mehr als vier Metern Höhe aufgewiesen hat. „Mercator brauchte viel Fläche und viel Licht“, befanden sich doch auch Büros und Werkstatt im Gebäude an der Oberstraße, die damals als Verbindung zwischen Ortsmitte und Schiffsanlager am Stapeltor eine der Hauptstraßen war mit stattlichen Häusern. Mercator habe damals einen „Altbau“ erworben, sagt Platz mit Verweis auf den Keller. Weitere Aufschlüsse werden nun von den Grabungen erwartet, die mit dem Schulabriss quasi auf Mercators Hof fortgesetzt werden.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.