Duisburg. Vier Jahre arbeiteten Archäologen am historischen Wehrturm am Calaisplatz in Duisburg. Dabei brachten sie interessante Erkenntnisse ans Licht.
Die Schutzfolie ist verschwunden, doch das Schild, das vor dem historischen Turm am Calaisplatz dessen Geschichte erzählt, ist nicht mehr aktuell. „Jede Restaurierung fördert neue Erkenntnisse zu Tage“, sagt Stadt-Archäologe Kai Thomas Platz. Und während der letzten vier Jahre haben er und seine Kollegen einiges über das Teilstück der Duisburger Stadtmauer erfahren. Der Abschluss der Arbeiten freut nicht nur den Historiker, sondern auch die Vertreter der Stadt.
Seit 2016 hatten Platz und sein Team an dem alten Wehrturm am Calais-Platz gearbeitet. Die Jahrhunderte und eine kräftige Linde, die dort Wurzeln geschlagen hatte, hatten dem Gemäuer arg zugesetzt. In enger Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde und dem Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverband Rheinland (LVR) bewahrten die Archäologen die Ruine vor dem vollständigen Verfall.
Neue Steine aus gleichem Material
Unter anderem ließen sie den Baum beseitigen, dessen Wurzeln das Fundament bedrohten. Anschließend legten sie das Gewölbe des Turms frei, das unter dem heutigen Straßenniveau liegt und noch einige Meter tiefer reicht – eine klassische Ausgrabung. Außerdem stützten sie mit Tuffstein die Pfeiler des Turms ab.
„Die Steine sind aus dem gleichen Material, auch wenn sie anders aussehen“, erklärt Platz. „Die Fassade ist an einigen Stellen nun sehr glatt, so wie früher – die Steinmetze waren damals sehr akkurat.“ Erbaut wurde der Wehrturm zwischen 1210 und 1250 unter Kaiser Friedrich II, der den romanischen und gotischen Baustil zusammenfließen ließ.
Neue Erkenntnis durch Restaurierung: Turm war schon immer ein Wehrturm
„Der Bau erfolgte genau während des Übergangs, zu erkennen an der Form der Fensterbögen“, weiß Platz. Lange hatten er und sein Team angenommen, der Turm habe auch als Wohnung gedient. „Er war jedoch immer schon ein Wehrturm“, bekräftigt der Archäologe.
„Architektonisch war er voll auf Höhe der Zeit, das Beste vom Besten, ein Signal nach außen. Mit den großen Fenstern wollte man zeigen: Wir sind hier, aber wir können uns verteidigen.“ Etwa hundert Jahre später wandelten sich die Waffentechniken – zum Einsatz kamen jetzt etwa Armbrüste – und die Fenster wurden zu Schießscharten zugemauert. Später wurde ein Wohnhaus an den Turm angebaut, ebenso wurde er Teil der Stadtmauer.
Turm am Calaisplatz soll nach dessen Umgestaltung stärker zur Geltung kommen
Diese nicht nur zu erhalten, sondern auch stärker in den Fokus zu rücken, ist das Ziel der Stadtoberen. „Was Köln und Xanten können, können wir auch. Unsere Stadtmauer ist eine der besterhaltenen im gesamten deutschsprachigen Raum“, sagt Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne. „Sie zeugt von der Bedeutung Duisburgs als Handelsstadt – wo es nichts zu schützen gab, brauchte man auch keine Stadtmauer.“
Neben der für kommendes Jahr geplanten Umgestaltung des Calaisplatzes soll auch die Stadtmauer in neuem Licht erscheinen – wortwörtlich. Leuchtdioden im Boden und eine nachgebaute Mauer, auf der man bequem sitzen können soll, sollen den Verlauf der historischen Stadtmauer am Calaisplatz nachzeichnen.
Archäologe: „Turm ist ein Glücksfall für Duisburg.“
Für Archäologe Platz bleibt noch viel zu tun: „Im 19. Jahrhundert hatte man keine Verwendung mehr für die Stadtmauer und den Wehrturm und hat sie teils abgerissen, verbaut oder verfallen lassen. Dass die Reste des Turms noch so gut erhalten sind, ist ein Glücksfall für Duisburg.“