Duisburg. Der ehemalige Duisburger Stadtarchäologe Günter Krause veröffentlicht ein gewaltiges Geschichtsbuch. Es kann alte Diskussionen wieder beleben.

Die Geschichte der Stadt Duisburg umfasst 636 Seiten und wiegt drei Kilogramm. Der ehemalige Stadtarchäologe Dr. Günter Krause hat nach jahrelangen Forschungen mit seinem Buch „Archäologische Zeugnisse zur frühen Geschichte Duisburgs“ ein gewaltiges Werk publiziert, das mit umfangreichen Karten und kenntnisreichen und kritischen Kommentaren für die Duisburger Geschichtsschreibung Maßstäbe setzt.

Viele Fotos aus dem Fundus des Stadtarchivs, darunter von der inzwischen weitgehend abgerissenen Stadtmauer, waren bisher unveröffentlicht. Das Buch wurde zum 100. Geburtstag des Vereins der Niederrheinischen Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte herausgegeben, dessen Vorsitzender Günter Krause ist. Er hat mit seinen Grabungsteams unter anderem am Alten Markt hinter dem Rathaus mit zahlreichen Funden aus dem Mittelalter auch für internationale Beachtung gesorgt.

Texte von Experten für speziell interessierte Duisburger

Später dann geriet Krause nach jahrelangen erbitterten Streitigkeiten über die Ausrichtung der Duisburger Stadtarchäologie ins kommunalpolitische Abseits. Umso mehr könnte sein neues Buch alte Diskussionen über die Forschungen zur Stadtgeschichte mit neuen Details und neuem städtischen Personal wieder beleben. Auch wenn die damaligen Zwistigkeiten für heutige Forscher und für interessierte Laien kaum nachzuvollziehen sind.

Ein schneller Blick ins Inhaltsverzeichnis verspricht Experten-Texte für Spezialisten über das 16. Jahrhundert, über das 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg, über den Neubeginn der Altstadtgrabungen 1980 und über die stadtarchäologischen Untersuchungen bis 1995. Unter dem Titel „Die Archäologische Zone Alter Markt und ihr Schicksal“ benennt Krause ein negatives Beispiel für den Umgang mit Stadtgeschichte in Duisburg.

Vorwurf: Behörde schützt Denkmäler nicht vor Gefahren

Interessant sind unter anderem die Kapitel über neue Untersuchungen der Stadtbefestigung und deren Restaurierung, die der Fachmann mit Schrecken beobachtet: „1988 begann die Untere Denkmalbehörde ohne Wissen des Verfassers (Krause) Restaurierungsmaßnahmen an der Stadtmauer an der Unterstraße. Leider fehlte diesen das geringste Verständnis für den Aufbau und für die ursprüngliche Gestalt der Stadtmauer. Zahlreiche Ergänzungen waren deshalb völlig willkürlich und unsinnig.“

Der damalige Stadtarchivar Dr. Joseph Milz, einer der besten Kenner der Duisburger Stadtbefestigung, und Autor Krause hatten den Eindruck, „dass der Karneval hier noch nicht zu Ende sei“. Eigentlich sei es Aufgabe der Unteren Denkmalbehörde, „Gefahren von den Denkmälern abzuwehren. Seit 1990 wird sie dazu benutzt, Bauvorhaben in der Stadt vor den Denkmälern zu schützen“.

Lieber neues Mercator-Haus als Erhalt von Denkmälern

Auch das neu geplante Mercator-Quartier mit dem Mercator-Haus stößt auf die Kritik Krauses: „Man baut sich lieber ein Alt-Duisburg mit Kostenbeteiligung der Bürger einfach neu, als dass man die noch erhaltenen Denkmäler pflegt und erhält.“ Geschichte solle bestenfalls für Marketing-Zwecke nützlich gemacht und zurechtgebogen werden. Schimanskis Jacke als Symbol für den Zuschnitt des städtischen Museums habe dessen langjährigen archäologischen Schwerpunkt mit den Zeugnissen der 2000-jährigen Geschichte Duisburgs abgelöst.

Wie man liest, geht Krause mit den Stadtplanern, die seiner Ansicht nach sein archäologisches Wissen nicht abgefragt haben und ihn als Experten ignorieren, hart ins Gericht. Es wird sich allerdings kaum ein kompetentes Publikum in der Stadt finden, das die Kritik Krauses in seinem Sinne zu beurteilen mag.

Es geht weit zurück auch in die Eisenzeit

Weitere Themen des Buches sind die Flusslaufveränderungen von Rhein und Ruhr als Schlüssel für die Entwicklung des Ortes, die Besiedlung der Duisburger Altstadt in der Eisenzeit, die karolingisch-ottonische Epoche, die Duisburger Königspfalz sowie archäologische Zeugnisse zu Duisburg als Handels- und Hafenort im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.

[Weitere Nachrichten aus Duisburg lesen Sie hier.]

Das Buch (48 Euro) ist unter anderem bei der Buchhandlung Scheuermann am Sonnenwall, bei der Buchhandlung Donat am Ottilienplatz und unter heinza@t-online.de bei Heinz Zander sowie unter Dr.Guenter.Krause@gmx.de bei Günter Krause erhältlich.

>> ÜBER GÜNTER KRAUSE

  • Günter Krause wurde 1942 in Danzig geboren. Von 1971 bis 1994 war er stellvertretender Leiter des Niederrheinischen Museums, das 1990 zum Kultur- und Stadthistorischen Museum wurde.
  • Krause ist seit 1978 Vorsitzender des Vereins der Niederrheinischen Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte, die über 120 Mitglieder hat und in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert.