Duisburg. Mehr als 1000 Jahre prägt sie mittlerweile das Stadtbild Duisburgs: die Stadtmauer. Sie zählt zu den bedeutendsten Werken ihrer Art in Deutschland. Mit einer interaktiven Karte stellen wir Ihnen die Reste der historischen Stadtmauer in der Altstadt vor.

Auf dem Baugerüst stehen ein paar Eimer. Die Stadtmauer, sie hat immerhin mehr als 1000 Jahre auf dem Buckel, braucht einige Schönheits-OPs. Das an sich gut erhaltene Gemäuer gehört zu einer der wertvollsten Stadtbefestigungen in der gesamten Bundesrepublik. Damit das so bleibt, wird derzeit am Innenhafen eifrig gewerkelt. „Über die Jahre ist Wasser ins Mauerwerk eingedrungen“, erklärt Architektin Silke Naas. Deshalb wurden bereits Platten auf der Mauerkrone angebracht. Doch auch einzelne Steine müssen ausgetauscht werden.

Man nehme zwölf Eimer groben Sand, zwölf Eimer feinen Sand, zwei Eimer Kies, gemahlenen Kalk, dazu Wasser – fertig ist das Mörtelgemisch nach historischer Rezeptur. Roland Berns und seine Leute haben sich auf die Restaurierung von Denkmälern und anderen historischen Gemäuern spezialisiert. „Das ist keine Baustelle wie jede andere. Um die Geschichte weiter erlebbar zu machen, müssen wir jetzt dafür sorgen, dass der Ist-Zustand gut erhalten bleibt“, erklärt der gelernte Steinmetz und Restaurator. Die Stadtmauer sei ebenso bedeutsam wie der Kölner Dom.

Ältester Teil liegt an der Untermauerstraße

Die Befestigung um die Kaiserpfalz, um 1130 errichtet, diente als Schutz für den dahinter gelegenen Markt. An der derzeitigen Baustelle kann man den Bauzustand aus dem 12. und 13. Jahrhundert begutachten. „In der Mauer kann man lesen wie in einem offenen Buch“, gerät Stadtarchäologe Kai Thomas Platz ins Schwärmen, wenn er die unterschiedlichen Gesteinsschichten analysiert. Die unteren Partien bestehen aus Basalt, darüber wurden Tuff-Quader gelegt. Die Zinnen wurden aus Ziegeln geformt. Der älteste Teil der Mauer befindet sich an der Untermauerstraße. „Doch auch im Innenhafen gibt es Spuren, dass es noch einen älteren Teil gab, der als Verstärkung der Pfalzmauer des 10. Jahrhunderts aufgemauert wurde“, berichtet Platz.

Bis zum 13. Jahrhundert war die Umwehrung auf dem Stand der Technik. „Duisburg war zwar immer schon ein wichtiges Handelszentrum, verlor aber etwa durch die Verlagerung des Rheins an Bedeutung.“ Christoph Schaab, Restaurator beim Landschaftsverband Rheinland, der die Sanierung der Mauer begleitet, hebt dennoch die Bedeutung des Denkmals hervor. „Duisburg hat viele Jahre seinen Stolz aus dem Bewusstsein als Stahl-Stadt entwickelt. Dabei hat Duisburg schon im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt.“

Archäologe Platz, der auch Seminare an der Uni gibt, macht beispielsweise regelmäßig Exkursionen mit seinen Studenten, um ihnen die unterschiedlichen Baustufen zu erklären. „Sehen Sie die weiße Farbe? Früher hat man die Steine überschlemmt und dann wieder eine Stein-Optik aufgemalt“, kennt Platz die vielen kleinen Details.

Stadt Duisburg kann weitere Sanierungen nicht allein finanzieren

Der Teil, der am Johannes-Corputius-Platz beginnt, ist übrigens der sechste von insgesamt sieben Baumaßnahmen, die das Denkmal für die Zukunft sichern soll. Rund 1,1 Millionen Euro wurden bisher in die Sanierung des Schäferturms, im Bereich Spring- und Kuhlenwall, sowie in die Mauer vor der Marienkirche investiert. Die Kosten haben sich bisher das Land NRW und die Stadt geteilt.

Allerdings hat sich das Land aus der Förderung zurückgezogen. Für einen siebten Bauabschnitt, der die Abschnitte Unterstraße und Calaisplatz umfasst, gibt’s kein Geld mehr. „Das ist dramatisch, jetzt müssen wir uns andere Finanzierungsquellen suchen“, erklärt Anne Rösel von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt. Die Stadt selbst kann den Erhalt der Mauer nicht alleine stemmen.

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