Duisburg. Ein Video von einem Polizeieinsatz in Duisburg-Marxloh zeigt das heftige Vorgehen gegen eine Frau. Das passierte auf dem August-Bebel-Platz.

Handyvideos von einem Polizeieinsatz in Duisburg-Marxloh am Samstag gegen 14.20 Uhr wurden in sozialen Netzwerken tausendfach kommentiert. Viele entrüsten sich, bezeichnen das Geschehen auf dem August-Bebel-Platz als „Polizeigewalt“, weil zu sehen ist, wie vier Einsatzkräfte mit einer Frau rangeln, sie zu Boden drücken. Aber stimmt das?

Auf den Videos, die in nicht erkennbarer Reihenfolge im Netz gepostet wurden, ist durch einen Bauzaun in etwa zehn Metern Entfernung zu sehen und zu hören, wie die Polizisten erst mit der am Boden hockenden Frau reden. Dann sieht man, wie die Frau mit beiden Füßen nach den Polizisten tritt. Das ist der Moment, wo die Beamten sie auf den Boden drücken.

Die Frau stöhnt und schreit, ruft „hört auf, spinnt ihr, ich hab doch gar keine Ausrüstung“, „Ey, helft mir“. Ein Beamter schlägt mehrfach ausholend nach unten Richtung Boden, man hört jemanden sagen „Lass den Schlagstock los.“

Duisburg: Frau ignoriert die Platzverweise der Polizei

In einer Pressemitteilung beschreibt die Polizei Duisburg die Ereignisse aus ihrer Sicht: Demnach soll eine offenbar alkoholisierte 27-Jährige Polizeimaßnahmen gestört haben. Wegen des Verstoßes gegen die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sollten vor Ort die Personalien eines Mannes festgestellt werden. Die 27-Jährige habe sich dazwischen geschoben und die Polizisten gestört. Mehreren Platzverweisen sei sie nicht nachgekommen, stattdessen habe sie sich plötzlich an den Mann geklammert und sei mit ihm umgekippt.

Als die Polizisten die Umklammerung lösen wollten, habe sich die Frau heftig gewehrt und um sich getreten und geschlagen. Der Mann sei die ganze Zeit friedlich geblieben, sagt Polizeipressesprecherin Jacqueline Grahl. Auf dem Bodycam-Video eines Polizisten sei zu sehen, dass die Frau einen Einsatzschlagstock ergreift und trotz Aufforderung nicht loslässt.

Ein Polizist schlägt der Frau auf den Handrücken

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Ein Polizist habe deshalb auf ihren Handrücken geschlagen, erst da löste sie den Griff. Die Beamten legten der Frau Handschellen an und nahmen sie mit ins Polizeigewahrsam, wo ihr ein Arzt Blutproben abnahm. Damit soll auch festgestellt werden, ob sie Betäubungsmittel konsumiert hatte.

Der Arzt habe dann die Schürfwunden im Gesicht der Frau begutachtet und sie als „gewahrsamsfähig“ bezeichnet. Gegen 20 Uhr konnte die 27-Jährige wieder gehen.

Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken beziehen sich nach Ansicht Grahls auf eine erste kurze Videosequenz, in der ein Polizist Schlagbewegungen macht, „damit haben viele sofort eine Haltung. Sieht man den ganzen Einsatz, bekommen die Zwangsmaßnahmen der Polizei ein anderes Gewicht“. Gefragt nach der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes, betont sie, dass die Beamten nicht wegen einer Ordnungswidrigkeit wehrhafter wurden, sondern wegen der Entwicklung – die Auseinandersetzung provozierte das Vorgehen der Beamten, sagt Grahl.

„Die Polizei hat das Recht, verhältnismäßig unmittelbaren Zwang anzuwenden“

Die Polizei Duisburg betont in ihrer Pressemitteilung: „Grundsätzlich hat die Polizei das Recht, bei Widerständen zur Durchsetzung von Maßnahmen verhältnismäßig unmittelbaren Zwang anzuwenden.“

Ob es Ermittlungen gegen die Beamten geben wird, hänge von den Auswertungen der Aufnahmen und der Zeugenaussagen ab. Die Aufzeichnungen der Bodycam seien als Beweismittel gesichert worden.

Originär zuständig für die Corona-Schutzverordnung ist das Ordnungsamt, die Polizei Duisburg unterstützt das aber. „Wenn wir solche Verstöße sehen, dann gehen wir nicht daran vorbei, wir haben ja alle das Ziel, die Pandemie einzudämmen“, betont Grahl.

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