Duisburg. Duisburger Polizisten sind ab sofort mit Bodycams ausgestattet. Kameras sollen Angriffe auf Beamte verhindern, liefern aber auch Beweismittel.
Polizisten sind in Duisburg ab sofort mit sogenannten Bodycams unterwegs. Einsatzkräfte tragen die kleinen Kameras am Körper. Sie sollen die Beamten vor Angriffen schützen. Die Staatsanwaltschaft kann die Aufnahmen aber auch als Beweismittel verwenden. Spannend werden die Erfahrungen der Polizisten sein. Denn: In einer NRW-Pilotphase kritisierten viele Polizisten die Bodycams als zu schwer und ungeeignet für den Arbeitsalltag. Mit einem neuen Modell soll nun vieles besser werden. Polizeipräsidentin Elke Bartels sagt aber auch: „Die alten Fragen sind nicht weggewischt.“ Klar ist: Für den Einsatz der Körperkameras gibt es strenge Richtlinien.
Seit November wurden die 300 Kameras nach Duisburg ausgeliefert. Seit Beginn des Jahres tragen die Polizisten in Duisburg sie am Körper. Für die Einführung der nicht unumstrittenen Bodycams hat sich Innenminister Heribert Reul stark gemacht. Sein Wunsch: Die Bodycams sollen dem Gegenüber deutlich machen, dass ein möglicher Angriff aufgezeichnet würde. Diese Wirkung haben nach Angaben des Innenministeriums Wissenschaftler nach Erkenntnissen aus einer Pilotphase im Jahr 2017 bestätigt.
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Bodycams: Pilotphase endete mit negativem Urteil
Als eine von fünf Behörden war auch die Polizei in Duisburg mit der Hamborner Wache damals an dem Piloten beteiligt. Die Rückmeldung aus dem Alltag war negativ: Polizisten berichteten davon, dass die schweren Kameras teilweise die Taschen an den Oberhemden abrissen und nur schwer zu befestigen waren. Untauglich für den Alltag lautete das Urteil.
Mit dem Kameramodell „Axon Body 2“ soll das nun nicht mehr passieren. Die Einsatzkräfte können die etwa 200 Gramm schwere Kamera an ihren Überziehwesten per Clickverschluss einrasten. Per Knopfdruck wird dann die Videoaufzeichnung gestartet. Ein rotes Licht symbolisiert dem Gegenüber, dass er ab sofort gefilmt wird. Die Polizisten müssen den betroffenen aber auch mündlich auf die Aufnahme hinweisen.
Strenge Richtlinien für Einsatz der Kameras
Der Gebrauch der Kameras unterliegt laut Polizeigesetzt noch weiteren strengen Richtlinien. Die Datenübertragung erfolgt über eine Ladestation. Die Aufnahmen werden nach 14 Tagen automatisch gelöscht. Eine Ausnahme sind die Videobilder, die Straftaten zeigen. „Primär sollen die Bodycams Angriffe verhindern. Im zweiten Schritt kann das Material aber auch von der Staatsanwaltschaft als Beweismittel benutzt werden“, erklärt Sebastian Lange von der Führungsstelle Gefahrenabwehr/Einsatz. Wichtig: Auch wenn Bürger sich durch Polizisten unrechtmäßig behandelt fühlen, können die Beweise bei den Ermittlungen eine Rolle spielen.
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Anders als in den Niederlanden gibt es bei den Bodycams der Polizei in NRW kein „Prerecording“. Dabei würde die Kamera auch automatisch die zwei Minuten vor dem Start der Aufnahme aufzeichnen. „Wir sehen bei uns so nur den Konflikt, aber nicht wie er sich entwickelt hat“, sagt Elke Bartels. Der Grund auch hier: Das Hauptaugenmerk beim Einsatz der Bodycams soll nach Vorgaben des Innenministeriums auf der Deeskalation liegen.
Körperkameras: Polizeipräsidentin möchte im Sommer Bilanz ziehen
Ob sie den Gebrauch der Bodycams verpflichtend oder freiwillig macht, ist jeder Polizeibehörde in NRW selbst überlassen. In Duisburg habe man sich nach einer Diskussion dafür entschieden, dass der Einsatz für Polizeibeamte im Wachdienst verbindlich ist, erklärte Peter Schreckenberg, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz. Das bedeutet, dass Streifenpolizisten oder Polizisten auf den Polizeiwachen ab sofort mit der Bodycam ausgestattet sind. Sie könnten zum Beispiel bei einer Verkehrskontrolle eingesetzt werden, die aus dem Ruder zu laufen droht, nennt Sebastian Lange ein Beispiel aus dem Alltag.
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Polizeipräsidentin Bartels machte deutlich, dass sie nach etwa einem halben Jahr eine erste Bilanz zum Einsatz der Bodycams ziehen möchte. Nach wenigen Tagen zeichnet sich jedoch eine Verbesserung im Vergleich zur Pilotphase ab. Peter Schreckenberg berichtet: „Die Resonanz der Kollegen ist positiv.“
Polizei Duisburg bekommt Diensthandys
Zu Beginn des neuen Jahres tut sich noch mehr bei der technischen Ausstattung der Einsatzkräfte. 700 Diensthandys sind bereits an Beamte in Duisburg verteilt worden.
Mit den I-Phones können die Einsatzkräfte unterwegs zum Beispiel auf das Auskunftssystem der Behörde zugreifen.