Duisburg-Wanheimerort. Die Kulturstraße ist eine Holperstrecke. Bei der Neuplanung müssen Pkw, Lkw, Tram, Radler und Fußgänger bedacht werden. Baumfällungen geplant.

Die Kulturstraße ist marode. Deshalb will die Stadt in den nächsten Monaten die Fahrbahndecke von der Wanheimer Straße bis zur Düsseldorfer Straße sanieren. Die Kosten betragen voraussichtlich 2.271.000 Euro. Da die Politiker in der Sitzung der Bezirksvertretung Mitte allerdings noch einige Nachfragen hatten und auch Vorschläge, wie künftig zum Beispiel der Radverkehr geregelt werden soll, wurde die Entscheidung vertagt und erste Lesung beantragt.

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Die Kulturstraße ist eine viel befahrene Straße. „Sie ist Bestandteil des Vorbehaltsnetzes, Lkw-Vorrangroute und auch aufgrund der Lage für den Radverkehr von großer Bedeutung“, heißt es in der Vorlage. Hinzu kommt, dass hier Straßenbahnschienen verlaufen. Unter Berücksichtigung sämtlicher Interessen der Verkehrsteilnehmer hat die Verwaltung nun Vorschläge erarbeitet.

Die Kulturstraße dient als Ausweichstrecke für die Duisburger Straßenbahn

Die Tram fährt eingleisig in beide Richtungen, wenn die Fahrzeuge beispielsweise ins Depot am Grunewald rollen. Die Route verbindet außerdem die Linienwege der U 79 mit der 903, wird allerdings fahrplanmäßig nicht angesteuert. Allerdings dient die Strecke bei Störungen als Ausweichmöglichkeit. „Im Vorfeld zu den Straßenbaumaßnahmen sind auch Gleiserneuerungen der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) sowie Erneuerungen von Leitungen der Ver- und Entsorgung notwendig“, beschreibt die Verwaltung.

So soll der Querschnitt der Kulturstraße zwischen Wanheimer Straße und Eschenstraße aussehen, schlägt die Stadtverwaltung vor.
So soll der Querschnitt der Kulturstraße zwischen Wanheimer Straße und Eschenstraße aussehen, schlägt die Stadtverwaltung vor. © funkegrafik nrw | Grafik: Denise Ohms

Die Lage der Straßenbahn bestimme maßgeblich die Wahl des Straßenquerschnitts. „Da diese nur auf einem Gleis und in beide Richtungen verkehrt, kommt es immer wieder zu Konflikten, wenn sich Straßenbahnen und Autos begegnen.“ Auch wenn die Anzahl der Bahnfahrten mit etwa zehn bis 20 pro Tag verhältnismäßig gering sei, solle der Tram-Verkehr künftig „konfliktfrei“ ermöglicht werden.

Laut Stadt beabsichtigt die DVG bereits in den Sommerferien 2021 die Gleiserneuerung zwischen der Eschenstraße und Kulmer Straße. Die Netze Duisburg erneuern im Zuge des Straßenumbaus verschiedene Leitungen.

Viele Lkw nutzen die Kulturstraße in Wanheimerort

Das Lkw-Aufkommen ist in der Kulturstraße mit etwa 440 Fahrzeugen am Tag (Stand 2017) vergleichsweise hoch. „Die Anzahl der Lkw ist durch die dort ansässigen Unternehmen, die Lage im Straßennetz sowie die Ausweisung als Bestandteil des Lkw-Vorrangroutennetzes begründet.“ Künftig sollen die Spuren so gestaltet werden, dass Lkw und Straßenbahnen nebeneinander passen.

Radverkehr

Platz geschaffen werden soll auch für Radfahrer. Bisher holpern die über die häufig geflickte Straße – und müssen aufpassen, nicht zwischen Autos und Lkw mit dem Rad in die Straßenbahnspur zu geraten. Der Vorschlag sieht hier vor: „Aufgrund der Verkehrsmengen und der zur Verfügung stehenden Fläche soll der Radfahrer zunächst auf einem gemeinsamen Geh- und Radweg geführt werden, bevor er dann entsprechend den aktuellen technischen Regelwerken weiter auf einem Schutzstreifen verkehren soll.“

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In Gegenrichtung verhalte es sich ähnlich. Da allerdings derzeit in Fachkreisen Diskussionen darüber geführt werden, wie sicher solche Schutzstreifen für Radler sind und ob Autofahrer genügend Abstand halten, soll „ein besonders breiter Schutzstreifenausgewiesen werden, um die Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen.“

So sollen Fußgänger sicher über die Kulturstraße kommen

Entlang der Kulturstraße ist auf beiden Seiten ein Gehweg mit einer Breite von bis zu 2,95 Metern vorgesehen. An engen Stellen, wie am westlichen sowie östlichen Ende der Kulturstraße, müssen sich Passanten und Radler einen Weg teilen. „In der Regel soll aber ein verhältnismäßig breit angelegter Gehweg den Anforderungen an den Fußverkehr gerecht werden. In angemessenen Abständen werden Querungsmöglichkeiten geschaffen“, lautet der Vorschlag. Eine neue Ampel ist beispielsweise in Höhe der Fliederstraße vorgesehen – dort befinden sich Einkaufsmöglichkeiten.

32 Parkplätze könnten wegfallen

Die Baustelle der Wirtschaftsbetriebe Duisburg hat noch nichts mit dem geplanten Umbau der Kulturstraße zu tun.
Die Baustelle der Wirtschaftsbetriebe Duisburg hat noch nichts mit dem geplanten Umbau der Kulturstraße zu tun. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Um allen Verkehrsteilnehmer gerecht zu werden, wird der Querschnitt der Fahrbahn künftig verändert. Dies hat auch Auswirkung auf die Parkplatzsituation vor Ort. „Durch den neuen Fahrbahnquerschnitt kann zukünftig größtenteils am südlichen Fahrbahnrand weder geparkt noch gehalten werden. Um dies zu kompensieren, wurden in unmittelbarer Umgebung Parkstände und Haltebuchten, überwiegend am nördlichen Fahrbahnrand, geschaffen“, erläutert die Stadt. 2017 wurde eine Parkraumuntersuchung durchgeführt. „Gemäß den Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs sind Wege-Entfernungen zwischen den Anlagen des ruhenden Verkehrs und dem eigentlichen Ziel von 250 bis 500 Metern Fußweg als zumutbar anzusehen.“ Diese Abstände könnten mit der Umverteilung der Parkplätze eingehalten werden. So oder so gilt: Zu Spitzenzeiten seien 80 bis 90 Prozent der Parkplätze ausgelastet. 472 Stellplätze gebe es aktuell entlang der Kulturstraße. Nach dem Umbau wären es nur noch 440.

21 Bäume sollen gefällt werden – nur 16 als Ersatz geplant

Ohne Baumfällungen, so die Vorlage der Stadt, werde der Straßenumbau nicht gelingen. „Entlang der Kulturstraße werden die 21 Robinien und Berg-Ahorne an der nördlichen Straßenseite gefällt.“ Allerdings sind nur 16 Bäume als Ersatz „an geeigneten Standorten in neuer Straßenachse und mit angemessener Baumscheibe“ vorgesehen. „Bei der Anzahl und der Standortwahl wurden die neuen Fahrmaste der DVG, die nördlichen Zufahrten nach Neuentwicklung und die Parkraumgestaltung sowie die Lage von Ver- und Entsorgungsleitungen berücksichtigt.“ Die Fällungen sollen vor den Gleisbauarbeiten erfolgen, die Ersatzpflanzung dann später auf der nördlichen Straßenseite.

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Genau daran entzündete sich die Kritik der Bezirkspolitiker, die über die Aufteilung der Straße noch einmal sprechen wollten und die Verwaltung auch aufforderten, noch einmal über die Zahl der Ersatzbäume nachzudenken. Da die Vorlage die Bezirksvertreter erst recht kurzfristig vor der Sitzung erreicht habe, kommt das Thema in der nächsten Sitzung noch einmal auf die Tagesordnung.

>> ANLIEGER MÜSSEN BEZAHLEN

  • Insgesamt veranschlagt die Stadt für die Erneuerung der Straße 2,271 Millionen Euro. Einen Teil der Kosten will sie sich von den Anwohnern zurück holen. In der Vorlage heißt es: „Die Erneuerung und gleichzeitige Verbesserung der Fahrbahn, des nördlichen Gehweges sowie die Verbesserung durch das Anlegen von Parkstreifen fällt unter die Bestimmungen des § 8 Kommunalabgabengesetz.“
  • Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW hat im März 2020 die so genannte „Förderrichtlinie Straßenausbaubeiträge“ erlassen. Über den Anteil der Anlieger könnten 400.000 Euro für die Straße, 392.000 Euro für die Erneuerung des Gehwegs und des Parkstreifens sowie 30.000 Euro für die Straßenbeleuchtung refinanziert werden, rechnet die Stadt vor.