Duisburg. Eng, marode und gefährlich: Die Duisburger stellen den Radwegen der Stadt beim Fahrradklimatest die bundesweit schlechtesten Noten aus.

Die Radfahrer stellen dem Duisburger Radwegenetz die schlechteste Note aller 26 deutschen Großstädte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner aus. Die Note 4,47 gab’s im Fahrradklimatest, für den das Bundesverkehrsministerium alle zwei Jahre die radelnden Bürger der deutschen Kommunen befragt.

Im Vergleich aller 81 deutschen Großstädte liegt Duisburg auf Rang 76. „Wir sind nicht überrascht“, sagen die Sprecher des ADFC in Duisburg, Herbert Fürmann und Klaus Hauschild. Der Fahrradclub fordert in einem Positionspapier umfangreiche Investitionen in Qualität und Sicherheit.

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Dass auch die Duisburger zunehmend auf das Fahrrad umsteigen, zeigt die Resonanz auf die Befragung: 1550 Bürger, das sind 45 Prozent mehr als vor zwei Jahren, beantworteten die 27 Fragen. „Davon zählen 85 Prozent nicht zu unseren Mitgliedern“, betont ADFC-Pressesprecherin Barbara Aldag. Die Umfrage sei „zwar nicht repräsentativ, aber sie ist ein Maßstab für die notwendigen Veränderungen“, sagt Klaus Hauschild.

Duisburger bewerten den Zustand der Radwege besonders negativ

Als beängstigend empfinden Radler die Enge zwischen fließendem Verkehr und parkenden Autos auf dem Radstreifen am Kalkweg. Der alte Radweg (vor dem Schild) wurde schon vor Jahren wegen starker Schäden außer Betrieb genommen.
Als beängstigend empfinden Radler die Enge zwischen fließendem Verkehr und parkenden Autos auf dem Radstreifen am Kalkweg. Der alte Radweg (vor dem Schild) wurde schon vor Jahren wegen starker Schäden außer Betrieb genommen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Besonders negativ (Noten 5,3/5,2) bewerten die Bürger die maroden Oberflächen der Radwege, die zu geringe Breite und die Führung der Radler an Baustellen. Genervt sind sie von langen Wartezeiten an Ampeln und Autos, die auf Radwegen parken. „Nicht erstaunlich“, findet das Herbert Fürmann. „Viele Wege sind sehr alt, deshalb schmal und teilweise stark beschädigt.“ Das Dilemma: Einen Radwege-Etat gibt’s nicht im Stadthaushalt, abgesehen von einem „Trouble-Budget“ in Höhe von 80.000 Euro. „Denkbar wenig, schon eine einzige Bordstein-Absenkung kostet mindestens 2000 Euro“, rechnet Klaus Hauschild vor.

ADFC: Die Zahl der Knöllchen für Falschparker auf Radwegen ist gestiegen

Beim Park-Thema registriert der ADFC eine wachsende Sensibilität der Ordnungshüter. „Es gab 2020 so viele Knöllchen wie nie zuvor“, berichtet Klaus Hauschild. Ein Ärgernis nennt er die „Mal-eben-Parker“, die gedankenlos für Erledigungen auf den Radwegen parken und die Radler zu gefährlichen Ausflügen auf Gehwege oder Fahrspuren zwingen.

Die besten Noten geben die Duisburger mit einer 3,1 der Verfügbarkeit von Leihrädern. Das Metropol-System erzielt, vor allem dank der intensiven Nutzung durch die Studierenden, Rekordzahlen im Revier. Doch auch hier sieht Herbert Fürmann Luft nach oben: „Es gibt zu wenig Stationen außerhalb von City, Bahnhof und Uni. Linksrheinisch existiert überhaupt kein Angebot.“

Zufrieden (Note 3,5) sind die Duisburger auch mit der wachsenden Zahl von Einbahnstraßen, die in beide Fahrtrichtungen für Radler freigegeben werden, und mit der Erreichbarkeit der Innenstadt. „Das hat zu tun mit der breiten Fußgängerzone, die im Gegensatz zu anderen Städten befahrbar ist“, glaubt Fürmann.

Der Radweg an der Sittardsberger Allee ist eine der schlimmsten Buckelpisten unter den Duisburger Radwegen. Baumwurzeln und Schlaglöcher bergen eine hohe Unfallgefahr für die Radfahrer.
Der Radweg an der Sittardsberger Allee ist eine der schlimmsten Buckelpisten unter den Duisburger Radwegen. Baumwurzeln und Schlaglöcher bergen eine hohe Unfallgefahr für die Radfahrer. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Schlechte Noten auch für die anderen Revierstädte und Düsseldorf

Ein schwacher Trost für Duisburg: Auch Karlsruhe, Spitzenreiter im Städteranking, kommt über die Gesamtnote 3,07 nicht hinaus, eine Vier steht bei allen Revier- und Nachbarstädten, auch der Landeshauptstadt Düsseldorf, vor dem Komma. Kein Grund, sich mit der „roten Laterne“ abzufinden, sagt Klaus Hauschild. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis des politischen Willens, Geld, Personal und Fördermittel, um ein stringentes Radverkehrskonzept zu entwickeln und umzusetzen.“