Duisburg. In ganz Duisburg hat die Stadt inzwischen 13 „Schrottimmobilien“ gekauft, um sie abzureißen und die Grundstücke neu zu bebauen. Ein Überblick.

Bereits im achten Jahr kontrolliert eine Taskforce verwahrloste Häuser in Duisburg. 61 dieser so genannten Schrottimmobilien wurden bislang geräumt und dauerhaft gesperrt. Während sich die Eigentümer in Sachen Sanierung oft nicht kooperativ zeigen, geht die Stadt in einigen Fällen einen Schritt weiter – und kauft die Häuser einfach selbst.

Möglich macht es das „Modellprojekt zum Ankauf von Problemimmobilien“, das noch die rot-grüne Landesregierung unter Hannelore Kraft gestartet hatte. Ziel ist es, in Großstädten mit besonders viel Armutszuwanderung unbewohnbaren Wohnraum vom Markt zu nehmen. 46 Millionen Euro für das ganze Bundesland sind eingeplant, davon 7,5 Millionen für die Stadt Duisburg.

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Schrottimmobilien liegen in Marxloh, Bruckhausen und im Dellviertel

Das Projekt wird in Duisburg gemeinsam mit der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag umgesetzt. Nach Auskunft der Stadt hat die Gebag mit den Fördermitteln des Landes inzwischen 13 Immobilien gekauft – sechs davon waren zuvor durch die Taskforce geräumt worden, andere standen ohnehin schon seit Jahren leer. In keinem Fall ließ die schlechte Bausubstanz eine Sanierung zu, sagt die Stadt – die Häuser werden oder wurden bereits abgerissen.

Manche der 13 Adressen liegen direkt nebeneinander, sodass sich die Immobilien auf sechs Standorte in Marxloh, Bruckhausen und im Dellviertel verteilen. Das sind alle Häuser im Überblick:

1. Kaiser-Wilhelm-Straße 253, Marxloh

Unter anderem Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und Gebag-Chef Bernd Wortmeyer (hinten, 2. und 3. v. l.) kamen im Februar 2020 nach Marxloh, um persönlich den Abriss des „Rattenhauses“ an der Kaiser-Wilhelm-Straße einzuleiten.
Unter anderem Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und Gebag-Chef Bernd Wortmeyer (hinten, 2. und 3. v. l.) kamen im Februar 2020 nach Marxloh, um persönlich den Abriss des „Rattenhauses“ an der Kaiser-Wilhelm-Straße einzuleiten. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Das im Volksmund „Rattenhaus“ genannte Gebäude war im Februar 2020 die erste angekaufte Schrottimmobilie, die abgerissen wurde. Unter anderem Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer markierten vor Ort persönlich den Beginn der Abbrucharbeiten. Während die Stadt zu den Kaufpreisen ansonsten schweigt, verriet Wortmeyer in diesem Fall, man habe das Haus für weniger als 50.000 Euro erworben – demnach ein Zehntel des Kaufpreises, den die vorherigen Eigentümer einst gezahlt hatten. Seit dem Abriss befindet sich dort eine große Brachfläche.

2. Schulstraße 26a, Bruckhausen

An der Schulstraße in Duisburg-Bruckhausen wird nach dem Abriss einer Schrottimmobilie das Nachbarhaus jetzt durch eine Stahlkonstruktion gestützt.
An der Schulstraße in Duisburg-Bruckhausen wird nach dem Abriss einer Schrottimmobilie das Nachbarhaus jetzt durch eine Stahlkonstruktion gestützt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Zwei Monate nach dem „Rattenhaus“ folgte dieses Gebäude an der Schulstraße in Bruckhausen. Nach der Schadstoffsanierung musste eine Stahlkonstruktion installiert werden, um das benachbarte Gebäude zu schützen und ihm nachhaltig Stabilität zu verleihen. Auch an der Schulstraße liegt das Grundstück jetzt brach.

3. Weseler Straße 151-153 / Vorholtstraße 7, Marxloh

An der Ecke Weseler Straße / Vorholtstraße in Marxloh baut die Duisburger Gebag das „Haus der Lebenshilfe“. Früher standen dort drei Schrottimmobilien.
An der Ecke Weseler Straße / Vorholtstraße in Marxloh baut die Duisburger Gebag das „Haus der Lebenshilfe“. Früher standen dort drei Schrottimmobilien. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Der Abbruch dieser drei Häuser an der Ecke Weseler Straße / Vorholtstraße war ein Glücksfall für die Lebenshilfe Duisburg: Die Pläne des Sozialdienstleisters, im Marxloher Kolpinghaus mehrere integrative und inklusive Angebote unter einem Dach zu vereinen, waren zuvor an der Insolvenz des Hauseigentümers gescheitert – jetzt baut die Gebag auf den Grundstücken der ehemaligen Schrotthäuser und will diese Räume anschließend an die Lebenshilfe vermieten.

4. Hagedornstraße 17, 17a und 19 / Rolfstraße 26 und 26a

Ist dieser Gebäudekomplex an der Ecke Hagedornstraße / Rolfstraße in Duisburg-Marxloh einmal abgerissen, könnte dort ein neuer „Elternlandeplatz“ für die Henriettenschule entstehen.
Ist dieser Gebäudekomplex an der Ecke Hagedornstraße / Rolfstraße in Duisburg-Marxloh einmal abgerissen, könnte dort ein neuer „Elternlandeplatz“ für die Henriettenschule entstehen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Gleich fünf Häuser auf einmal sollen an der Ecke Hagedornstraße/Rolfstraße fallen – zwei davon hat die Gebag erst Ende 2020 gekauft. Noch aber steht der Gebäudekomplex, an dessen Stelle sich Stadt und Politik neuen Platz für die Henriettenschule wünschen. Marxloh soll in den kommenden Jahren mit 50 Millionen Euro gefördert werden; ein Teilprojekt sieht an Grundschulen die Einrichtung sogenannter Elternlandeplätze vor. Diese Möglichkeit entstünde nach dem Abriss der fünf Schrottimmobilien an dieser Stelle.

5. Im Bocksbart 2, Dellviertel

Das Eckhaus grenzt an die Straßen „Im Bocksbart“ und an die „Musfeldstraße“.
Das Eckhaus grenzt an die Straßen „Im Bocksbart“ und an die „Musfeldstraße“. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Das Haus Im Bocksbart 2 liegt direkt an der Stadtbahntrasse. Die Gebag hat es im August 2019 gekauft. Es liegt gegenüber des Theisen-Gelände, auf dem die Gebag ein neues Quartier errichten möchte. „Die Gebäude sollen in die Gesamtentwicklung für die Aufwertung Hochfelds und für das Theisen Gelände mit einbezogen werden“, erklärt Gebag-Sprecherin Gerhild Gössing auf Nachfrage.

6. Friedenstraße 11-13, Dellviertel

Die Häuser an der Friedenstraße hat die Gebag im Juli 2020 gekauft.
Die Häuser an der Friedenstraße hat die Gebag im Juli 2020 gekauft. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Gleiches gilt auch für die Häuser an der Friedenstraße 11-13, die die Gebag am 27. Juli 2020 übernommen hat. Das Grundstück grenzt ebenfalls an das Theisen-Gelände. In Hochfeld freut man sich einerseits, dass in der nächsten Zeit neuer Wohnraum entsteht und damit der Stadtteil aufgewertet wird. Andererseits wurden bei Diskussionen immer wieder Zweifel geäußert, ob Hochfeld wirklich von der Entwicklung profitiere oder die neuen Quartiere vom Stadtteil abgeschottet werden.

Grundsätzlich können und sollen alle Flächen wieder bebaut werden. Vorstellbar sind etwa Kitas, kleine Parks oder neue Wohnbebauung – alles, was einen Stadtteil aufwerten kann. Dabei hebt die Stadt bislang das „Haus der Lebenshilfe“ in Marxloh besonders hervor: Im Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung sei dieses Projekt bereits vorgestellt und auch dort als richtungsweisend betrachtet worden.