Duisburg. Anders als kleinere Kliniken beklagen die großen Krankenhäuser in Duisburg keine finanzielle Notlage. Ärzte besorgt über die steigende Inzidenz.

Der Alarmruf der Krankenhausgesellschaft NRW klang dramatisch: Weil durch Corona die Einnahmen der Kliniken um über 20 Prozent gesunken seien, gerieten die Häuser „in eine bedrohliche Existenzkrise“. Davon ist in Duisburg nicht die Rede. Dass aber Corona den Krankenhausalltag verändert hat, erläutern Prof. Markus Schmidt und Prof. Wilhelm Nacimiento, Ärztliche Direktoren der Sana Klinik.

Nach der „Schockstarre“ vom März 2020 habe man zunächst nicht gewusst, „was uns erwartet“, so Schmidt. Schnell wurde dann klar: „Wir mussten Betten frei halten für Corona-Patienten.“ Die Folge: Zwar konnten Notfälle wie Schlaganfälle und Herzinfarkte weiter behandelt werden, aber planbare Operationen wurden aufgeschoben. Weniger OPs und mehr freie Betten bedeuten Einnahmeausfälle.

Ärzte blicken besorgt auf steigende Inzidenzzahlen

„Wir haben zwei Stationen für Covid-19-Patienten geschlossen, in Hauptzeiten sogar drei“, so Schmidt. Außerdem mussten Intensivbetten freigehalten werden. „Da ist mancher mit einem leichteren Schlaganfall nicht ins Krankenhaus gekommen“, so Nacimiento, Chefarzt in der Neurologie und Leiter der Stroke Unit. Inzwischen habe sich die Lage normalisiert. „Jetzt sind wir wieder auf dem gleichen Stand wie 2019.“

Ein Schlaganfall verändert alles - Ärzte berichten „Wir halten das Haus für absolut sicher“, so Schmidt. Aber eine Entspannung bei den Covid-19-Patienten sei nicht in Sicht. „Die Lockerungen kommen zu früh“, blicken beide Ärzte besorgt auf die steigenden Inzidenzzahlen. „Wir erwarten schwerwiegendere Erkrankungen auch bei Jüngeren“, sagen sie. Schon jetzt kämen zunehmend Patienten, die in den 1980er Jahren geboren wurden, auf die Corona-Stationen.

Weniger Patienten auch in der Kinderklinik

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Auch Gebärende und Krebspatienten seien zu Beginn der Pandemie später in die Klinik gekommen, bestätigt Schmidt die Angst vor einem Krankenhausaufenthalt. Zurück gegangen seien zudem die Patientenzahlen in der Kinderklinik. Die Zahl der typischen Atemwegsinfekte „ist signifikant nach unten gegangen“ ebenso wie Durchfallerkrankungen – ein Effekt der Hygienemaßnahmen, die die Pandemie erforderlich gemacht haben.

Die Ärztlichen Direktoren der Sana Klinik in Duisburg Prof. Dr. Markus Schmidt  und Prof. Dr. Wilhelm Nacimiento blicken auf ein Jahr Corona-Pandemie zurück.
Die Ärztlichen Direktoren der Sana Klinik in Duisburg Prof. Dr. Markus Schmidt und Prof. Dr. Wilhelm Nacimiento blicken auf ein Jahr Corona-Pandemie zurück. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Weniger Fallzahlen bedeuten Einnahmeverluste, dazu kommen Mehrkosten unter anderem für Hygienemaßnahmen. Das könne kleinere oder spezialisierte Häuser in finanzielle Bedrängnis bringen, für ein Krankenhaus der Maximalversorgung wie die Sana-Klinik in Duisburg aber seien die finanziellen Belastungen nicht bedrohlich, sagen die Ärztlichen Direktoren.

Belastungen für Patienten und Pflegepersonal

Viel belastender geworden sei seit einem Jahr die Situation für schwerkranke und alte Menschen wegen des Besuchsverbots, das einsam macht. Auch die Kommunikation zwischen Ärzten und Angehörigen habe gelitten. Dennoch seien die restriktiven Maßnahmen notwendig, wie Nacimiento betont: „Wenn einer von 30 Patienten auf der Station Corona hat, haben es alle.“ Gewachsen seien auch die Belastungen fürs Pflegepersonal, besonders auf der Intensivstation, wo viele Überstunden gemacht werden.

Auch bei den Helios Rhein-Ruhr Kliniken GmbH, die wie die Sana Kliniken AG zu den großen, bundesweit tätigen Krankenhaus-Konzernen gehören, sei man man sowohl vor Ort in Duisburg als auch im Helios Netzwerk insgesamt „in 2020 finanziell stabil und sicher durch die Krise gekommen“, so Pressesprecher Valentin Riemer. Zumal die staatlichen Ausgleichszahlungen dazu beigetragen hätten, „die pandemiebedingt höheren Aufwände und das geringere Patientenaufkommen teilweise aufzufangen“.