Duisburg. Die Stroke Unit in den Duisburger Sana-Kliniken ist auf Schlaganfall-Patienten spezialisiert. Oberärztin sensibilisiert zu Folgen.

„Mit einem Schlag ist man anders“: Für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen ändert sich das Leben gravierend. Da ist oft auch Verständnis und Sensibilität gefordert, erklärte Oberärztin Dr. Martina Nolden-Koch, Leiterin der Schlaganfall- „Stroke Unit“ in den Wanheimerorter Sana-Kliniken, beim WAZ-Medizinforum. Ihr Augenmerk: die neuro-psychologischen Folgen nach einem Schlaganfall.

Halbseitige Lähmungen oder Sprachstörungen sind oft erkennbare Behinderungen nach einem Schlaganfall, wenn Gerinnsel oder Pfropfen die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrechen. Doch andere Folgeerscheinungen sind für den Betroffenen, aber auch für sein Umfeld nicht so schnell erkennbar. Und das kann schnell zu Problemen, zu Missverständnissen führen. „Die Gemütszustände können sich ändern, es kann zu Persönlichkeitsveränderungen kommen, so Nolden-Koch. Die Hälfte der Schlaganfallpatienten leidet unter Depressionen. Frustration und Stress lassen die Betroffenen „zickig“ werden, wirbt die Oberärztin für Aufmerksamkeit und entsprechende, auch psychologische Therapien.

Verschlüsse der Blutbahnen zum Gehirn sind die Ursache für einen Schlaganfall, erklärte Chefarzt Prof. Wilhelm Nacimiento beim Medizinforum in den Sana-Kliniken.
Verschlüsse der Blutbahnen zum Gehirn sind die Ursache für einen Schlaganfall, erklärte Chefarzt Prof. Wilhelm Nacimiento beim Medizinforum in den Sana-Kliniken. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

So kann es sein, dass Betroffene durch Schädigungen des Frontallappens im Gehirn nach einem Schlaganfall plötzlich soziale Auffälligkeiten an den Tag legen, aggressiv, beleidigend oder anzüglich werden können. Einst gesellige Menschen können oft größeren Gesprächsrunden nicht mehr folgen und ziehen sich frustriert zurück. Da helfen Spielregeln, empfiehlt Nolden-Koch, zum Beispiel, dass immer nur eine Person mit dem Freund oder Familienmitglied spricht.

Ärzte: Jede Sekunde zählt

Auch Gedächtnisstörungen können neuro-psychologische Folgen sein, der Patient erinnert sich zwar an alles vor dem Schlaganfall, doch das Kurzzeitgedächtnis ist geschädigt. Erinnerungszettel schreiben, rät die Ärztin und und legt „liebevolles statt oberlehrerhaftes“ Verhalten des Umfeldes nahe. Dramatisch können so genannte Apraxien sein, motorische Störungen, dass Patienten plötzlich Alltäglichkeiten wie Kaffee kochen, eine Flasche aufdrehen oder Zähneputzen nicht mehr bewältigen können. Auch hier helfen Geduld, Verständnis und gezielte Ergotherapien.

Der Schlaganfall

260.000 Menschen erleiden im Jahr in Deutschland einen Schlaganfall. Ein Drittel der Betroffenen stirbt im ersten Jahr.

Zwei von drei Überlebenden tragen bleibende Folgen und Behinderungen davon.

Hauptursache beim Schlaganfall sind zu 85 bis 90 Prozent Durchblutungsstörungen.

Auch für die neuro-psychologischen Folgen gilt der Grundsatz: Je schneller ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, umso größer sind die Chancen, dass es keine oder nur geringere Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall gibt. Deshalb rät der Chefarzt der Neurologie, Prof. Wilhelm Nacimiento, eindringlich auf dem WAZ-Medizinforum, Warnsignale wie plötzlich auftretende Bewegungs-, Seh- und Sprachstörungen ernst zu nehmen und direkt ins Krankenhaus zu fahren. „Wir haben hier in Duisburg kurze Wege.“ Denn mit den Sana-Kliniken und dem Fahrner Krankenhaus stehen zwei „Stroke Unit“-Spezialabteilungen zur Verfügung, in denen Schlaganfälle akut behandelt werden können.

Auch auf die Risiken sollten Menschen achten, Bluthochdruck etwa, hohe Blutfette, Diabetes, Übergewicht, wie so oft das Rauchen. „70 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar, wenn man die Risiken behandelt“, so Wilhelm Nacimiento.