Duisburg. Träger von Duisburger Altenheimen fordern tagesaktuelle Corona-Schnelltests für Besucher. Ein Geschäftsführer kritisiert das Land NRW scharf.
Noch immer reicht gemäß Coronaschutzverordnung in NRW ein bis zu 72 Stunden alter negativer Schnelltest aus, um Angehörige in einem Altenheim besuchen zu dürfen. Verschiedene Träger in Duisburg halten dies zum Schutz der Bewohner trotz fortschreitender Impfungen für nicht ausreichend und haben diese Regelung immer wieder kritisiert. Thomas Kaczmarek, Geschäftsführer des Sozialwerks St. Georg Niederrhein mit einer Demenz-WG in Homberg geht jetzt noch einen Schritt weiter und wirft der Landesregierung schwere Versäumnisse vor.
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Er sagt: „Wenn jeder Besucher und auch jeder Mitarbeiter vor dem Zutritt in eine Einrichtung tagesaktuell getestet worden wäre, hätten viele Corona-Fälle und auch Tote verhindert werden können“, so Kaczmarek. „Das können Träger natürlich nicht leisten, dazu wäre eine staatliche Kraftanstrengung vonnöten gewesen, die es leider bis heute nicht gegeben hat.“
Corona: Todesfälle im zweistelligen Bereich in einzelnen Duisburger Altenheimen
Die Demenz-WG in Homberg hat laut Kaczmarek seit Beginn der Pandemie zwar „nur“ einen Todesfall in Verbindung mit Corona zu beklagen.
In einzelnen Seniorenheimen in Duisburg liegen die bisherigen Zahlen allerdings im zweistelligen Bereich – etwa im Awocura-Seniorenzentrum im Schlenk in Wanheimerort, das gleich zu Beginn der ersten Welle mit Ausbrüchen zu kämpfen hatte oder im Werner-Brölsch-Haus des Evangelischen Christophoruswerks in Meiderich, in dem das Virus gegen Ende des vergangenen Jahres besonders heftig grassierte.
Ulrich Christofczik aus dem Vorstand des Christophoruswerks verweist auf das bundesweit gelobte Tübinger Modell zum Schutz der Altenheimbewohner. Wie etwa der „Südkurier“ berichtete, stammt das Konzept im Wesentlichen von Lisa Federle. Auf Initiative der Notärztin und Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes in Tübingen habe der Landkreis zu den Ersten in Deutschland gehört, die bereits im vergangenen April Corona-Tests in den Heimen durchführten. Federle habe das Testmobil auf dem Festplatz in Tübingen und flächendeckende Testungen angeregt.
Vorstand des Christophoruswerks lobt das Tübinger Modell
„Das ist das, was auch wir schon im Frühjahr gefordert haben“, sagt Christofczik. Er lobt die Stadt Duisburg, die schon zu diesem frühen Zeitpunkt auch ohne Anlässe Reihentestungen in den Einrichtungen organisiert habe. Er erinnert aber zugleich daran, dass der hiesige Krisenstab im vergangenen Dezember Regeln der NRW-Verordnung für den damaligen Hotspot Duisburg verschärfen wollte, damit aber am Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) scheiterte.
Christofczik kann dies bis heute nicht verstehen. Niemand wolle, dass Altenheime wie im Frühjahr 2020 komplett geschlossen werden und Bewohner lange isoliert sind. Umso wichtiger aber sei deren Schutz. Deshalb habe auch er damals die Stadt aufgefordert, entsprechende Maßnahmen in Abstimmung mit dem Ministerium zu ergreifen.
Forderung: Zugang ins Altenheim nur mit tagesaktuellem Schnelltest
Gäste und Besucher sollten, so der Plan im Dauer-Hotspot Duisburg, nur mit dem negativen Ergebnis eines Corona-Schnelltests, der nicht älter als 24 Stunden ist, Zugang in die Heime erhalten. Auch Mitarbeiter sollten einen täglichen Schnelltest vornehmen. „Diese Verschärfungen wurden jedoch vom MAGS nicht mitgetragen“, sagte Stadtsprecherin Anja Kopka damals.
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Die Stadt hatte daraufhin vor Weihnachten Schnellteststationen für die Besuche in den Altenheimen aufgebaut – zwischenzeitlich bis zu 13.
Aktuell sind es „nach rückläufiger Nachfrage“, so die Stadt, sieben in den jeweiligen Stadtbezirken. Die Malteser kritisieren die Reduzierung. „Dies hat zur Folge, dass unsere Mitarbeitenden in den Einrichtungen nun vermehrt Schnelltests auch bei Besuchern durchführen müssen“, so Sprecherin Olga Jabs.
Appell an die Besucher
Ulrich Christofczik vom Christophoruswerk nennt die Schnellteststationen dagegen auch mit der aktuellen Anzahl weiter vorbildlich. „Gleichwohl bleibt es dabei“, so Christofczik: „Wir können nur an die Besucher appellieren und sie auffordern, mit tagesaktuellen negativen Tests in die Einrichtungen zu kommen.“
Bei den Gästen der Demenz-WG in Homberg, so Geschäftsführer Kaczmarek, sei dies zum Glück in der Regel der Fall. Auch Awocura-Geschäftsführer Michael Harnischmacher empfiehlt den Besuchern bei der Terminvereinbarung, einen Schnelltest durchführen zu lassen, der nicht älter als 24 Stunden ist.
Wenn Angehörige auf den Zimmern die Masken abnehmen
„Unsere Erfahrung aus den vergangenen Wochen ist es, dass die Schnelltests in einem frühen Zeitraum der Infektion teilweise noch negative Ergebnisse anzeigen, obwohl die Person bereits infiziert ist und dann auch andere infizieren kann“, so Harnischmacher. „Dieser Umstand, gepaart mit der unzureichenden 72-Stunden-Regelung, ergibt ein hohes Risikopotenzial für die Eintragung des Virus. Insbesondere, wenn die Angehörigen, wie es nicht selten geschieht, im Zimmer des Bewohners dann die Maske abnehmen.“
Von solchen und anderen Verstößen gegen die Corona-Regeln berichten auch andere Träger. Es sollen sogar Besucher auf den Zimmern ihrer Verwandten geraucht haben.
>> FFP2-MASKEN IN DUISBURGER ALTENHEIMEN
■ Nach Angaben der Stadt soll Gästen von Altenheimen, soweit dies möglich ist, vor jedem Besuch ein Schnelltest empfohlen und angeboten werden. Sie müssen demnach grundsätzlich FFP2-Masken tragen.
■ Beschäftigte müssen laut Stadt alle drei Tage getestet werden und beim direkten Kontakt, etwa mit Pflegebedürftigen, ebenfalls FFP2-Masken tragen. Auch Bewohner seien regelmäßig zu testen.
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