Duisburg. Zuletzt ist die Impfbereitschaft unter Altenpflegern gestiegen. Warum die Quote in einem Malteser-Stift im Duisburger Süden besonders hoch ist.
Im Malteser-Altenstift St. Sebastian in Duisburg-Mündelheim sehen Bewohner und Mitarbeiter den kommenden, harten Wochen des Lockdowns ein wenig gelassener entgegen – sie haben am Dienstag ihre zweite Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Auch unter dem Personal ist die Impfquote außergewöhnlich hoch, sie liegt bei 97 Prozent. Dies ist vor allem dem Engagement von Andrea Bierhoff geschuldet. Die Leiterin des Altenzentrums hat die Bedenken ihrer Kollegen ernst genommen und aktiv Aufklärung geleistet.
Ein Stich aus Überzeugung: Marius Rähmisch hat sich nun doch gegen das Corona-Virus impfen lassen, nachdem der junge Pfleger beim ersten Termin vor drei Wochen noch Bedenken gehabt hatte. „In meinem Bekanntenkreis kam die Befürchtung auf, der Impfstoff könnte unfruchtbar machen“, sagt der 22-jährige. „Ich habe mich dann selbst informiert und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich mir keine Sorgen machen muss.“
Sorge vor veränderter DNA bei einigen Pflegekräften in Duisburg
Insgesamt sechs der 59 Mitarbeiter im Altenzentrum hätten Skepsis gegenüber der Impfung gezeigt, berichtet Leiterin Andrea Bierhoff. „Zwei waren tatsächlich stark allergisch auf bestimmte Stoffe und wollten auf Nummer sicher gehen. Die anderen vier hatten Sorge wegen möglicher Spätfolgen und dass ihre DNA verändert werden könnte", so Bierhoff.
Ihr und Leiterin des Pflegedienstes, Vera Lestsenski, ist es zu verdanken, dass diese Vier das Angebot beim Zweittermin wahrnahmen. Sie nahmen persönlich Kontakt zu verschiedenen Hausärzten auf, um sich Gegenargumente zu gängigen Vorurteilen einzuholen. Ebenso suchten sie das Gespräch mit ihren verunsicherten Kollegen, berichteten von jungen Menschen unter 30 Jahren, die im St. Anna-Krankenhaus beatmet werden müssten. Eine Corona-Infektion sei sicher das größere Übel als mögliche Nebenwirkungen einer Impfung, sagt Bierhoff.
Leiterin von Duisburger Seniorenzentrum wünscht sich größere Impfkampagne
So konnte sie auch Marius Rähmisch überzeugen: „Der Nutzen für die Gesellschaft und auch für mich selbst ist größer, wenn ich geimpft bin. Da werde ich mich wegen ein paar Kleinigkeiten wie Schmerzen im Arm nach der Impfung, die ja normal sind, nicht dagegenstellen“, sagt er. Er rate jedem, sich neutral auf verschiedenen Portalen über die persönlichen Vor- und Nachteile der Impfung zu informieren.
Ein breiteres Informationsangebot wünscht sich auch Bierhoff: „Wir wurden beim Thema Impfen leider von der Politik allein gelassen: Eine große Impfkampagne fehlt, alberne Fotos mit einem Pflaster auf der Schulter überzeugen doch niemanden“, sagt sie. Es gibt nur eins, was Menschen dazu bringt, sich impfen zu lassen: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung.“
Karneval fällt im Seniorenstift St. Sebastian nicht aus
Bierhoff, aber auch die Bewohner sind erleichtert: „Die Senioren freuen sich, ohne Angst wieder am sozialen Leben teilnehmen zu können – viele trauten sich gar nicht mehr raus“, sagt sie. „Wir werden unsere neu gewonnene Freiheit auf jeden Fall mit einem Sektchen begrüßen.“ Karneval soll in St. Sebastian nicht ausfallen. „Das werden wir feiern, innerhalb unserer Wohngruppen.“
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Für Hans Goldschmidt war die Corona-Impfung nur eine unter vielen: „Ich war in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, die haben uns gegen alles Mögliche geimpft“, sagt der 95-jährige.
Inge Klaskala ist mit ihren 92 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen – aber nur aufgrund eines gebrochenen Beins. „Das hat mich mehr eingeschränkt als die Pandemie“, meint sie.
>> IMPFBEREITSCHAFT UNTER PFLEGEKRÄFTEN IST GESTIEGEN
- In den fünf Duisburger Malteser-Einrichtungen hatten sich nach Angaben der Sprecherin Olga Jabs zuletzt insgesamt 360 von 426 Bewohnern und 298 von 438 Mitarbeitern impfen lassen.
- Die Bereitschaft innerhalb des Pflegepersonals ist zuletzt grundsätzlich gestiegen. So berichten es verschiedene Träger auf Nachfrage der Redaktion.
- Beim Evangelischen Christophoruswerk etwa lag die Impfquote nach Angaben von Tim Liedmann aus dem Vorstand zuletzt bei bis zu 80 Prozent - Tendenz steigend. Bei den ersten Impfungen Ende des vergangenen Jahres hatte sich nur etwas mehr als jeder zweite Mitarbeiter eine Spritze geben lassen.
- Und auch bei der Awocura möchten zahlreiche Mitarbeiter nun doch noch "nach einer weiteren Aufklärung und Information geimpft werden", so Geschäftsführer Michael Harnischmacher. "Wir gehen davon aus, dass die Quote auf deutlich über 60 Prozent ansteigen wird."