Duisburg. In Seniorenheimen gibt es Corona-Fälle nach Erstimpfungen, weil der Schutz noch nicht vollständig aufgebaut ist. So ist das weitere Vorgehen.
In Duisburger Altenpflegeeinrichtungen hat es Corona-Fälle nach den ersten von insgesamt zwei Impfungen gegeben. Dies sei möglich, weil der Schutz vor dem Virus nicht unmittelbar gegeben sei, sondern sich erst langsam aufbaue, erklärt Heiko Schmitz, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. In der dritten Woche soll dieser Prozess durch die Zweitimpfung, den „boost“, beschleunigt werden.
Das Evangelische Christophoruswerk etwa bestätigt auf Nachfrage der Redaktion positive Tests nach einer ersten Impfung bei sechs Bewohnern und fünf Mitarbeitenden. Allen gehe es gut.
Im Sana-Seniorenzentrum in Rheinhausen habe es nach Angaben der Sprecherin Ute Kozber zwei solcher Fälle unter den Bewohnern gegeben. Auch dort seien die Betroffenen wohlauf. "Wie man mit der zweiten Impfung umgeht, entscheidet das Impfteam am Tag der geplanten Impfung", so Kozber.
RKI: Zweite Corona-Impfung je nach Hersteller spätestens 42 Tage nach erster Dosis
Dies bestätigt KV-Sprecher Heiko Schmitz: "Da die Immunreaktion individuell unterschiedlich ausfällt und der persönliche Gesundheitszustand berücksichtigt werden muss, wird die Entscheidung tatsächlich im Rahmen des zweiten Impfgesprächs getroffen. Man kann das nicht pauschal im Vorhinein bestimmen."
Das Robert Koch-Institut (RKI) betont auf seiner Internetseite, dass bei einer labordiagnostisch nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion nach der ersten Impfstoffdosis die zweite Impfung zunächst nicht gegeben werden soll. Bei einer Erkrankung trotz Impfung sei das Zeitintervall zwischen der Verabreichung der Impfstoffdosis und dem Auftreten der Erkrankung zu berücksichtigen. Die zweite Dosis müsse - je nach Hersteller - in einem Mindestabstand von 21 beziehungsweise 28 Tagen zur Vervollständigung der Impfserie verabreicht werden, spätestens jedoch 42 Tage nach der ersten Dosis.
Infektionsfälle nach Erstimpfungen auch bei der Awocura
Bei der Awocura waren nach Angaben des Geschäftsführers Michael Harnischmacher im Seniorenzentrum Vierlinden etwa eine Woche nach der ersten Impfung Infektionsfälle in einem Wohnbereich aufgetreten. "Sie sind wahrscheinlich von einem nicht geimpften Bewohner ausgegangen", so Harnischmacher. Aktuell seien neun Bewohner und vier Mitarbeiter in Quarantäne.
"Ein langjähriger Bewohner des Hauses ist leider mit dem Virus verstorben", berichtet der Geschäftsführer. Der zweite Impftermin sei um eine Woche verschoben worden. "Wir gehen aktuell davon aus, das bis dahin alle Bewohner aus der Quarantäne herausgenommen werden können."
Im Seniorenzentrum Ernst Ermert gebe es aktuell drei infizierte Bewohner und zwei Mitarbeiter. Die Proben der Bewohner weisen laut Harnischmacher aber allesamt niedrige CT-Werte mit knapp über 30 und damit keine hohe Viruslast auf, "so dass möglicherweise kein Übertragungsrisiko mehr besteht". Es gehe den Bewohnern gut und sie zeigen demnach keine Symptome. "Nach unseren Beobachtungen haben die meisten der infizierten und bereits erstgeimpften Bewohner in den beiden Einrichtungen einen eher milderen Verlauf der Erkrankung", so Harnischmacher.
Demenz-WG: Nach Impfung falscher Alarm durch positive Schnelltests
In der Demenz-WG des Sozialwerks St. Georg in Homberg waren zuletzt nach Angaben des Geschäftsführers Thomas Kaczmarek Corona-Schnelltests von fünf Bewohnern positiv - darunter vier Senioren, die eine erste Impfung bereits bekommen hatten. Die anschließend im Labor vorgenommenen PCR-Tests seien dann aber allesamt negativ gewesen. "Da konnten wir zum Glück Entwarnung geben", so Kaczmarek.
Die fünf Duisburger Malteser-Heime melden nach Erstimpfungen ebenfalls keine Corona-Fälle - ebenso die beiden Caritas-Heime in Duisburg und die Fliedner-Einrichtung Pflege und Wohnen am Park in Großenbaum.
In diesen wie auch in anderen Altenheimen sind allerdings einige Bewohner und Mitarbeiter aufgrund von nachgewiesenen und überstandenen Corona-Infektionen in der Vergangenheit noch gar nicht geimpft worden. Der Impfstoff sei aktuell begrenzt und es ist laut RKI davon auszugehen, dass die Betroffenen zumindest vorübergehend über einen gewissen Schutz vor einer Erkrankung verfügen.
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Es gebe aber grundsätzlich die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung auch nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion. Der geeignete Zeitpunkt hierfür könne jedoch noch nicht angegeben werden.
Tim Liedmann vom Vorstand des Christophoruswerks teilt auf Nachfrage der Redaktion allerdings mit, dass zuletzt in Abstimmung mit den Experten unter den Erstgeimpften auch jene waren, die sich in der ersten Welle der Corona-Pandemie infiziert hatten.
>> CORONA-FÄLLE: CHRISTOPHORUSWERK MELDET ENTSPANNUNG DER LAGE
- Wer bereits kurz vor seiner ersten geplanten Impfung nachweislich positiv auf Corona getestet wird, bekommt laut RKI aus medizinischen Gründen keine Injektion.
- Was die Corona-Fälle betrifft, meldet aber etwa das im vergangenen Jahr arg gebeutelte Christophoruswerk aktuell eine Entspannung der Lage.
- Die Malteser hatten zuletzt von sieben Infizierten unter 89 Bewohnern im Veronika-Haus in Rumeln-Kaldenhausen berichtet.
- Sana hatte zuletzt insgesamt fünf Bewohner und sechs Mitarbeitende in Quarantäne für das Heim in Rheinhausen gemeldet.