Duisburg. Um Lehrer und Schüler besser vor Corona zu schützen, suchen Duisburgs Verwaltung, Politik, Stadtelternschaft und Schulen nach Lösungen.

OB Sören Link äußerte Bedenken, angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen an der derzeitigen Form des Präsenzunterrichts festzuhalten. Ratsfraktionen und die Elternschaft Duisburger Schulen EDuS schlagen vor, auf das viel diskutierte und vom NRW-Schulministerium verbotene „Solinger Modell“ umzusteigen. In den Schulen ist die Stimmung gemischt – viele fürchten neuerlichen Organisationsaufwand. Die Verwaltung arbeitet nach Informationen dieser Zeitung an einer Verbesserung der Situation in den überfüllten Schulbussen.

SPD: Stadt Duisburg soll selbst für besseren Schutz in Schulen sorgen

Jürgen Edel (SPD): Die Stadt sollte selbst Schritte für besseren Corona-Schutz in den Schulen beschließen.
Jürgen Edel (SPD): Die Stadt sollte selbst Schritte für besseren Corona-Schutz in den Schulen beschließen. © Foto: SPD Duisburg

Maskenpflicht und Lüften könne nicht die einzige Antwort der Landesregierung sein, kritisiert die SPD, die „nachhaltige Corona-Schutzmaßnahmen“ fordert. Die Fraktion fordert, Anfangs- und Endzeiten einzelner Jahrgangsstufen zu entzerren und Klassengrößen zu reduzieren, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. „Wenn das Land nicht handelt, sollte die Stadt selbst konsequente Schritte für einen besseren Gesundheitsschutz beschließen“, sagt SPD-Schulpolitiker Jürgen Edel.

„Wenn Lerngruppen verkleinert werden, fehlt es an Raum und Personal, um den vollen Unterrichtsbetrieb zu garantieren“, verweist Barbara Laakmann (Linke) auf die organisatorischen Probleme von Klassenteilungen. Das Problem sei zu beheben, glaubt die ehemalige Schulleiterin, die kreative Lösungen empfiehlt. „Personengruppen, die coronabedingt arbeitslos sind, könnten Aufgaben des Anleitens und Begleitens übernehmen“, schlägt Laakmann vor.

Linke: Künstler und Gastro-Beschäftigte könnten auf Zeit in Schulen aushelfen

Barbara Laakmann (Linke): Kreative Lösungen für besseren Infektionsschutz an den Duisburger Schulen.
Barbara Laakmann (Linke): Kreative Lösungen für besseren Infektionsschutz an den Duisburger Schulen. © Linke Duisburg | Foto: Dietrich Hackenberg

Sie denkt etwa an Studierende und Künstler, VHS-Dozenten, Übungsleiter und Beschäftigte der Gastronomie: „Wenn ein Tontechniker Kinder bei Matheaufgaben begleitet, wäre das eine Win-Win-Situation.“ Als Unterrichtsraum könnten Bibliotheken, Gemeindehäuser, Kirchen und Vereinslokale vorübergehend genutzt werden, so die linke Schulpolitikerin.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Für die Organisation des Unterrichts ist nicht die Stadt als Schulträger, sondern das NRW-Bildungsministerium zuständig. Deshalb richtet die Stadtelternschaft EDuS einen „Brandbrief“ auch an Ministerin Yvonne Gebauer. „Es gibt an vielen Schulen sehr gute und bereits erprobte Konzepte mit kleinen Lerngruppen“, schreibt die Vorsitzende Melanie Maurer. Die Ministerin möge den Schulen erlauben, diese Konzepte bis zur Entspannung der Lage anzuwenden. Selbst ein geregelter Schichtbetrieb, so Mauer weiter, „wäre für uns Eltern verlässlicher als die ständige Frage, wie lange es noch dauert, bis die Schulen wieder ganz schließen.“

Keine einheitliche Meinung in den Schulen zu Hybrid-Unterrichtsmodellen

In den Schulen gibt es keine einheitliche Meinung. Während sich einige Kollegien vorsätzlich einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sehen und ein Hybridmodell zwischen Präsenz- und Distanzunterricht bevorzugen, fehlen in anderen dafür weiterhin die technischen Voraussetzungen wie schnelle Internet-Leitungen, leistungsfähige Server und Endgeräte bei Schülern und Lehrern. Nicht in der Schule, sondern auf dem Weg dorthin drohe das größte Infektionsrisiko, glauben Schulleiter. Sie sehen, dass vor dem Schultor die Maske fällt, Schüler dicht gedrängt an den Bushaltestellen stehen.

Auch interessant

Corona-Schutz im Klassenraum – nicht einfach.
Von Holger Dumke , und Rosali Kurtzbach

Dort setzt offenbar auch die Stadt auf der Suche nach Verbesserungen an. In Gesprächen mit den Verkehrsunternehmen und den Schulen wird erörtert, wie Transport und Unterrichtsbeginn entzerrt werden können. Für die Stadtelternschaft ein guter Schritt: „Warum Tausende Schüler genötigt werden, sich in volle Busse und Bahnen zu begeben und anschließend auf engstem Raum zusammenzuhocken, während sie in ihrer Freizeit zu niemandem Kontakt haben sollen, ist nicht nachzuvollziehen“, sagt Melanie Maurer.

Auch interessant

>>> SCHULMINISTERIN: FÜR PRÄSENZUNTERRICHT UND BILDUNGSGERECHTIGKEIT

  • Das Ministerium habe nicht gegen das Solinger Modell entschieden, „sondern für den Präsenzunterricht und damit für die Bildungsgerechtigkeit“, hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Interview mit dieser Zeitung betont. Sie fordert die Städte auf, „mit uns gemeinsam nach Lösungen für die einzelnen Schulen zu suchen“. Es gehe neben dem Infektionsschutz auch um das Recht aller Kinder auf gute Bildung.
  • Gebauer verweist auf die Möglichkeiten, den Unterrichtsbeginn zu entzerren oder Spielräume in der Unterrichtstafe l zu nutzen. Auch Distanzunterricht sei möglich, wenn etwa kein Präsenzunterricht für alle Schüler mehr möglich sei, weil Lehrkräfte fehlen.