Duisburg. Ohne Hallen und Umkleiden sollen die Duisburger Schulen den Sportunterricht organisieren. Die Lehrer improvisieren, wollen das Angebot erhalten.
Mit verschiedenen Schrittfolgen über elastische Bänder hüpfen, das erfordert Geschick. Der Gummi-Twist ist als Standard-Pausenspiel auf den Schulhöfen selten geworden, jetzt bringt die Corona-Pandemie ihn zurück. Weil auch der Vereinssport in den Lockdown geschickt wurde, improvisieren die Sportlehrer. Sie wollen das für viele Schüler einzige sportliche Bewegungsangebot erhalten, obwohl die Stadt Duisburg auch die Nutzung der Sporthallen für den Sportunterricht untersagt hat.
Stadt Duisburg: Auch die Anlagen im Sportpark Wedau für Sportunterricht gesperrt
Die Bänder sind nicht mehr die weißen aus Mutters Nähkiste, sondern knallbunt. Die Klasse 7c des Steinbart-Gymnasiums, eine Sportklasse, ist mit Eifer bei der Sache. „Wir müssen uns was einfallen lassen“, sagt Ingmar Becker.
Er leitet die NRW-Sportschule am Steinbart, eine von dreien in Duisburg neben den Gesamtschulen Meiderich und Lise-Meitner (Rheinhausen). Becker, seine Kollegen und die Schüler stecken in einem Dilemma: Die Sporthalle der Schule wird gerade neu gebaut, auch die Anlagen im Sportpark Wedau, die die Schule nutzte, sind gesperrt. Dennoch sollen Leistungskurse auf das Sport-Abitur vorbereitet, Kadersportler unter den Schülern gefördert werden.
Leistungskurse: Hoffnung auf Ausnahmegenehmigung
Immerhin: Am Steinbart-Gymnasium ist diese prekäre Lage nicht neu. Seit dem Abriss-Beginn der alten Sporthalle im Frühjahr ist der Kant-Park das Bewegungsrevier der Schüler. Laufspiele und andere Übungen, bei denen der Hygieneabstand zu gewährleisten ist, sind da gut möglich. „Athletik-Training für die Kadersportler versuchen wir anzubieten“, erklärt Ingmar Becker. „Solange es trocken und nicht zu kalt ist, geht einiges.“
Die Hoffnung bleibt, dass es wenigstens für die Leistungskurse Ausnahmegenehmigungen für Hallenzeiten gibt. Wenn etwa Volleyball im Abitur geprüft werden soll, geht’s nicht ohne Halle. Man sei darüber im Gespräch mit Duisburg Sport, sagt Michael Wissing, stellvertretender Schulleiter am Steinbart: „Bis dahin hoffen wir auf gutes Wetter und eine Entspannung der Corona-Lage.“
Gesamtschulen Meiderich: Lockdown trifft uns genauso wie die Vereine
Schwierig ist die Lage für die Gesamtschule Meiderich, auch sie ist NRW-Sportschule. „Der Lockdown trifft uns genauso wie die Vereine. Regulärer Sportunterricht ist so gut wie nicht möglich“, sagt Schulleiter Bernd Beckmann, er ist auch Sprecher der Duisburger Gesamtschulleiter.
Statt einer stadtweiten Hallensperrung wünscht er sich standortabhängige Entscheidungen. „In unserer Dreifachhalle gibt eine Umluftanlage, auch Hygienekonzepte liegen vor. Die Stadt sollte das prüfen.“
Sorge um die Abiturprüfungen
Nicht nur die Sorge um die Sport-Abiturprüfungen gehe an der Schule um, Gedanken mache er sich auch um den Nachwuchs für die NRW-Sportschule. „Wie sollen wir denn das Angebot für den nächsten Jahrgang öffnen?“, fragt Beckmann. Eltern können nicht informiert, die Tests der Grundschüler für die Sportklassen kaum organisiert werden, „solang nicht klar ist, wann der Faden wieder aufgenommen wird“.
Ein gemeinsames Konzept für alle Gesamtschulen zu planen, mache wenig Sinn, findet Beckmann: „Dazu sind die Standorte zu unterschiedlich.“
Das wollen die Duisburger Gymnasien wenigstens versuchen. Eine Harmonisierung des Sportangebots war dieser Tage Thema einer Video-Konferenz der Schulleiter. Den Spagat zwischen dem Gebot des NRW-Schulministeriums, das Sportangebot zu erhalten, und der von der Stadt verfügten Hallenschließung werde derzeit „sehr unterschiedlich“ bewältigt, räumt Christof Haering, Schulleiter am Landfermann-Gymnasium ein. „Wir sollten einen inhaltlichen Rahmen festsetzen, um eine Grundlage für die Leistungsbewertung zu haben. Die Stunden dürfen wir nicht ohne Weiteres für andere Fächer nutzen.“
Sport-Fachkonferenzen suchen Konzepte
Derweil versuchen die Sport-Fachkonferenzen der Schulen, Konzepte für den Lockdown zu entwerfen. „Wir wollen dem Bewegungsdrang der Kinder gerecht werden“, sagt Anna Keienburg von der Leibniz-Gesamtschule, „aber das ist nicht einfach, weil die Hallenschließung überraschend kam und eine 5. Klasse etwas anderes braucht als eine 9. Klasse“. Dabei müsse selbst beim Umziehen improvisiert werden, weil auch die Umkleidekabinen der Halle gesperrt sind. „Wir gehen dennoch raus, soweit das möglich ist“, sagt Keienburg, doch die nächste große Freifläche im Landschaftspark Nord liegt nicht gerade um die Ecke.
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Auch passende Sporttheorie-Inhalte habe man zusammengestellt, versuche die Kombination mit anderen Fächern wie Biologie. Doch ein Ersatz für die Bewegung sei das nicht, sagt auch Anna Keienburg. Weil aber selbst der Pausen-Fußball untersagt sei, müsse es ein Bewegungsangebot für die Kinder geben: „Gar keinen Sport, das wollen wir nicht.“
>>> NRW-SCHULMINISTERIUM: SCHULSPORT SOLL WEITER STATTFINDEN
- In ihrer Schulmail vom 8. Oktober stellt NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer klar: Schulsport soll weiterhin stattfinden. Sie stellt den Städten als Schulträger aber frei, Hallen zu sperren, wenn eine ausreichende Belüftung nicht gewährleistet ist. Für die Sportabitur-Prüfungen hat das Ministerium in Aussicht gestellt, dass die Prüfungsinhalte angepasst werden können.
- Wegen des starken Anstiegs der Corona-Zahlen im Stadtgebiet hat die Stadt Duisburg allerdings bis auf Weiteres alle Sporthallen und Schwimmbäder gesperrt, auch die Außenanlage der Sportstätten sind bis auf wenige Ausnahmen derzeit nicht nutzbar. Das stellt besonders Schulen, die keine großen Freiflächen oder Parks in unmittelbarer Nachbarschaft haben, vor große Herausforderungen. In anderen Städten des Ruhrgebiets bleiben die Hallen für den Sportunterricht nutzbar.