Duisburg. Die Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker wurde vor 25 Jahren gegründet. Die Förderung von Kindern ist ein Herzensanliegen.
1995 hieß es in der Gründungsurkunde, die „Gesellschaft der Freunde der Duisburger Sinfoniker“ solle vorrangig „das Orchester bei der Verwirklichung außerordentlicher künstlerischer Projekte“ unterstützen. Nicht erst 25 Jahre später heißt das zentrale Förderprojekt des Vereins „Klasse.Klassik“ und bringt jungen Menschen klassische Musik nahe.
„Mein Lieblingsbaby“ nennt Beatrix Brinskelle das, was früher Musikerziehung hieß und heute als Education-Programm der Duisburger Philharmoniker schon Zweijährigen die Welt der Klänge nahebringt. Für Brinskelle, stellvertretende Vorsitzende der Freundesgesellschaft, und die Vorsitzende Dr. Doris König ist es die große Herausforderung, Publikum fürs städtische Orchester zu gewinnen. Und da spielt der Nachwuchs eine Schlüsselrolle.
OB Josef Krings appellierte an den Bürgersinn der Duisburger
Oberbürgermeister Josef Krings und 24 weitere Mitunterzeichner haben die Gründungsurkunde der Freundesgesellschaft unterschrieben, in der auch steht: „Gerade in einer Zeit der knapper werdenden Mittel für Kunst und Kultur soll mit der Unterstützung eines der führenden deutschen Orchester die Ausstrahlung Duisburgs als Kunst- und Kulturstadt weiter ausgeprägt werden.“
Krings appellierte an „Bürgerstolz und Bürgersinn“, als er brieflich um Mitstreiter warb und den Adressaten deutlich machte: „Wir rechnen mit Ihnen.“ Der Appell wurde gehört, und innerhalb eines Jahres waren bereits 250 Mitglieder gewonnen, es wurden dann über 1000, heute sind es genau 978, so Doris König. Besonders bei den 1997 ins Leben gerufenen Neujahrskonzerten, gesellschaftliches Highlight zum Auftakt des Jahres, gewinne man neue Mitglieder.
Förderung für Konzerte, Instrumente oder Weiterbildung
Zwischen 280.000 und 340.000 Euro könne der Verein pro Jahr für Projekte der Philharmoniker zur Verfügung stellen, sagt Doris König. Finanziert werden davon etwa die Profile-Konzerte, bei denen Orchestermitglieder Kammermusik spielen, oder Instrumente wie 2019 der Steinway-Flügel oder 2017 ein historischer Kontrabass. „Besonders ausgefallene Wünsche haben immer die Schlagzeuger“, verrät Doris König. Geld fließt aber auch für das Weiterbildungsangebot an die Musiker, die jährliche Orchesterakademie im italienischen Montepulciano.
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Das Fördervolumen geht weit über die jährlichen Mitgliedsbeiträge von etwa 50.000 Euro hinaus, wird ermöglicht durch Spenden und die Donatoren, die regelmäßig tiefer in die Tasche greifen. Allen Vereinsmitgliedern werden exklusive Veranstaltungen angeboten wie „Meet the Orchestra“, bei denen sie etwa die Gelegenheit haben, die letzte Abendprobe vor einem Philharmonischen Konzert zu erleben oder Veranstaltungen, bei denen Musiker ihre Instrumente in Wort und Tat vorstellen.
Freundesgesellschaft als Ansprech- und Sparringspartner
„Wir sind Ansprechpartner, aber auch Sparringspartner für das Orchester – und manchmal auch unbequem“, sagt Doris König. So habe die Gesellschaft angeregt, auch mal Konzerte mit Filmmusik anzubieten, um neue Besuche zu gewinnen. In der jetzigen Corona-Situation sei es eine Herausforderung, „die Leute wieder vom Sofa zu bekommen“. Sie gesteht, dass es auch ihr, die mit dem 20.30-Uhr-Beginn des zweiten Philharmonischen Konzerts am Abend die „Spätschicht“ hat, nicht ganz leicht fällt, um die Zeit nochmal aus dem Haus zu gehen.
„Jetzt müssen andere Formate her“, sagt Beatrix Brinskelle, die sich besonders für niederschwellige Angebote einsetzt, am liebsten für Open-Air-Konzerte, bei denen die Leute „mit Einkaufstüte und Kaffeetasse“ zuhören. Das Beethoven-Projekt, bei dem die Philharmoniker im Juni auf den hängenden Gärten auf dem König-Heinrich-Platz spielen wollten, wäre genau so ein Format gewesen, fiel aber Corona zum Opfer.
Für die Duisburger Philharmoniker streiten
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Auch als starke Lobby fürs Orchester versteht sich die Freundesgesellschaft. Besonders im Kampf um den Erhalt der Opernehe mit Düsseldorf hat sie heftig mitgestritten. Das „Supermodell Opernehe“ funktioniere seit 1956, und „wenn es das nicht gäbe, müsste es erfunden werden“, steht für Beatrix Brinskelle fest. Der Streit zwischen Düsseldorf und Duisburg um die Finanzierung sei hart gewesen, „aber die Vernunft hat gesiegt“.
Ohne die Deutsche Oper am Rhein hätten die Duisburger Philharmoniker um ihre Existenz bangen müssen – und Duisburg um solche Angebote wie „Klasse.Klassik“. Mit Mini-, Familien- und Schulkonzerten, mit Orchesterwerkstatt und Instrumenten-Tour erreichen die Musiker jährlich tausende Kinder, darunter viele, die sonst keinen Kontakt zu klassischer Musik hätten.
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Bildung für den Nachwuchs ist das eine, künstlerisches Niveau das andere. „Die Duisburger müssen ein A-Orchester bleiben, das vernünftig besetzt ist. Der Anspruch muss da sein“, sagt Doris König, die auch nach neun Jahren immer noch von einem ihrer schönsten Klangerlebnisse mit den Duisburger Philharmonikern schwärmt: „Der Tristan bei der Ruhrtriennale unter Petrenko.“
>>KEINE FEIER ZUM FÜNFUNDZWANZIGSTEN
- Das 20-jährige Bestehen hat die Freundesgesellschaft im August 2015 mit allen, die das traditionsreiche Duisburger Orchester unterstützen, mit einem Konzert und im Kreise der Musiker gefeiert.
- Auch den 25. Geburtstag hätte man gerne ähnlich begangen, aber im Corona-Jahr fehlte die Planungssicherheit. So bleibt es diesmal bei einer kleinen Festansprache vor dem 3. Philharmonischen Konzert Anfang November.