Duisburg. Axel Kober dirigiert sein erstes Neujahrskonzert als Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker: Er setzt weniger auf Wiener Walzer.
Seit 1997 gibt es die Neujahrskonzerte der Duisburger Philharmoniker: Jeder Generalmusikdirektor setzt hier eigene Akzente, setzt mal mehr, mal weniger auf Wiener Walzer. Axel Kober entschied sich nun für ein Konzert mit großformatigen Werken und Solisten aus den eigenen Reihen.
Den Rahmen des Programms bilden zwei mehrteilige Tanzsuiten aus dem 20. Jahrhundert, die dennoch ganz unterschiedlich klingen: Eröffnet wird der Abend mit Ottorino Respighis Konzertsuite „Der Zauberladen“. Respighi greift hier Melodien des großen Kollegen Giacchino Rossini auf, arrangiert und instrumentiert sie mit dem musikalischen Wissen des 20. Jahrhunderts. Er macht aus einer Rossini-Melodie einen Can-Can mit Schlaginstrumenten wie dem Xylofon. Axel Kober und die Duisburger Philharmoniker lassen diese Musik bunt, abwechslungsreich und mit enormen Bewegungsdrang erklingen, dass man sich in einen Disney-Zeichentrickfilm versetzt fühlt. Die Philharmoniker musizieren wie auf Hochglanz poliert und der musikalische Witz sprüht wilde Funken.
Jazz im Auftrag der UdSSR: Schostakowitsch mal nicht so düster
Das finale Gegenstück ist dann Dmitri Schostakowitschs Suite Nr. 2 für Jazz-Orchester, die der Komponist als Vorsitzender einer Jazz-Kommission der UdSSR schrieb. Dieser Staatsjazz gibt sich weniger ausgelassen als Gershwin, ist aber trotzdem eine flotte Tanzmusik, in der auch Saxofone, Gitarre und Akkordeon zum Einsatz kommen. Schostakowitsch zeigt sich in dieser Musik nicht so widerborstig und düster wie sonst. Trotzdem kitzeln die Duisburger Philharmoniker unter Axel Kober viel Ironie und manchmal auch bissigen Humor aus der Partitur heraus.
Bevor Kontrabassist Max Dommers mit seinem Instrument die Bühne betritt, scherzt der gut gelaunt moderierende Axel Kober: „Ich bräuchte ein Klettergerüst, um an das Instrument zu kommen!“ Dommers spielt Giovanni Bottesinis Fantasie über Themen aus der Oper „La Sonnambula“ von Vincenzo Bellini. Der Tieftöner klingt wie ein gut gefüllter Bauch, und Dommers bringt sein Instrument mit einer geradezu menschlichen Stimme zum Singen. Das ist nicht nur ein sonorer Bariton, sondern es können sogar glockenhelle Soprantöne sein. Besonders eindrucksvoll wird es, wenn Dommers mit seinen flinken Fingern durch alle Lagen springt, und den Kontrabass zum Jodeln bringt.
Junge Sängerin meistert Rossinis rasanten Koloraturen souverän
In der „Villanelle“ von Paul Dukas spielt Solo-Hornistin Magdalena Ernst selbstbewusst auf. Dabei präsentiert sie die ganze Bandbreite ihres Könnens, von strahlenden Metalltönen bis zu lyrisch schwingenden Melodien. Mezzosopranistin Valerie Eickhoff ist Mitglied im Opernstudio der Rheinoper und glänzt mit der Arie der Titelrolle aus „La Cenerentola“. Die junge Sängerin verfügt über eine weiche Stimme, singt Rossinis rasante Koloraturen mit souveräner Geläufigkeit und bietet dazu einen gewitzt-intelligenten Vortrag. Die Herausforderung im Neujahrskonzert vor großem Publikum aufzutreten, besteht sie souverän und erntet großen Applaus.
Der Walzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár erklingt in sinfonischer Opulenz und löst bei einigen Zuhörern einen Mitsummreflex aus. Im „Feuerfest“ von Josef Strauß kann Schlagwerker Christoph Lamberty seine perkussiven Künste auf einer Eisenbahnschiene beweisen, und bei „Einer wird kommen“ aus „Der Zarewitsch“ gibt es ein Wiederhören mit Valerie Eickhoff.
Die Zugabe ist eine schöne Überraschung, denn nicht der doch sehr abgegriffenen Radetzky-Marsch erklingt, sondern noch einmal Schostakowitsch: „Tahiti Trot“, eine Bearbeitung von „Tea for two“, die hier ebenso filigran wie spritzig erklingt.