Duisburg. Dank Pfand soll der Duisburg-Becher die Umwelt schonen. Cafés und Einzelhändler sollen mitmachen. Wie das Prinzip funktioniert und was es bringt.

Einen Kaffee to go, und ein Stück Müll gleich dazu: Damit soll in Duisburg Schluss sein. Die Stadtverwaltung will einen wiederverwendbaren Pfandbecher einführen, der Pappbecher in Cafés und Einzelhandel stadtweit ersetzen soll. Eigentlich sollte der neue Becher seit dem Frühjahr 2020 Umweltschutz und Lokalpatriotismus zusammenbringen. Wegen der Corona-Krise verzögert sich die Einführung.

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Duisburg-Becher nennt die Stadt das Projekt, mit dem sie den Bürgern den Umweltschutz schmackhaft machen will (die Idee geht zurück auf einen Antrag der Grünen). Wegen der Verzögerung kann die Stadt nach eigener Auskunft noch keine Fragen zur Duisburg-spezifischen Gestaltung machen. Denkbar scheint aber, dass die Verwaltung den Mehrwegbecher in ihre Image-Kampage „Duisburg ist echt“ integrieren will: Auf einem Kaffeebecher drängen sich Sprüche wie „Duisburg ist echt… heiß“ oder „Duisburg ist echt… lecker“ von selber auf.

Duisburg arbeitet für den Pfandbecher mit dem Start-up „Cup for Cup“ zusammen

Umsetzen soll den umweltschonenden Becher „Cup for Cup“. Das Start-up hat seinen Mehrwegbecher schon etlichen Großstädten in ganz Deutschland brühwarm serviert.

Die Verwaltung bestätigt in einer Vorlage: „Das City-Management Duisburg hat erste Gespräche mit Cup for Cup geführt, um weitere Schritte für Duisburg zu besprechen.“

Ein Sponsor habe 10.000 Euro für die Anschubfinanzierung zugesagt. Von diesem Geld sollen zum Beispiel Einzelhändler mit dem Duisburg-Becher ausgestattet werden.

„The good cup“ nennt das Start-up „Cup for Cup“ seinen Mehrwegbecher für Kaffee, den es gegen Pfand gibt.
„The good cup“ nennt das Start-up „Cup for Cup“ seinen Mehrwegbecher für Kaffee, den es gegen Pfand gibt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Vorreiter beim Pfand-Kaffeebecher ist die Universität Duisburg-Essen. In ihren drei Duisburger Cafeterien können Studenten bereits seit drei Jahren Kaffee to go nachhaltig trinken.

Mit Erfolg, findet das Studierendenwerk Essen-Duisburg: Vor der Einführung des Mehrwegbechers lag die Einwegquote bei knapp einem Drittel, seitdem hat sie sich auf rund jeden vierten Behälter reduziert.

Das liegt nicht nur am Pfandbecher: Fast zwei Drittel der Kaffeetrinker bringen ihren eigenen Becher mit oder nutzen die Porzellantassen der Cafeterien. Auch das Berufskolleg Neudorf hat den Kaffeepappbecher und seine Müllberge auf und setzt auf den Pfandbecher.

So funktioniert der neue Pfandbecher für den Kaffee to go

Das System ist simpel und bequem: Kaffeeliebhaber können in teilnehmenden Geschäften und Cafés ihren Kaffee to go bestellen, für einen Euro gibt’s auf Wunsch statt des Abfallbechers aus Pappe das umweltfreundliche Behältnis dazu. Ist der Becher leer, gibt man ihn beim nächsten Kaffeekauf zurück: entweder gegen Pfanderstattung oder gegen einen neuen Becher. Sogar schmutzig werden die Becher angenommen.

Mindestens 500-mal kann der Mehrwegbecher nach Angaben von Cup for Cup benutzt werden – deutlich häufiger als die zehn bis 25 Male, nach denen er laut Bundesumweltministerium seine ökologischen Vorteile im Vergleich zum Wegwerfbecher „voll ausspielen“ kann. Anschließend könne er zu 100 Prozent recycelt werden. Das spart eine Menge Müll: Laut Deutscher Umwelthilfe werden in Deutschland 320.000 Einwegbecher leergetrunken und weggeworfen – pro Stunde.

>> SO SCHLECHT SIND WEGWERFBECHER FÜR DIE UMWELT

  • Eine Studie der Marktforschungsgesellschaft TNS Emnid hat ergeben, dass allein in Berlin jeden Tag etwa 460.000 Coffee-to-go-Becher verbraucht werden. Runtergerechnet auf die Einwohnerzahl in Duisburg, ergibt das hier etwa 62.000 Becher täglich, die sofort nach dem Leertrinken im Müll landen.
  • Laut Deutscher Umwelthilfe werden in Deutschland pro Jahr 1,66 Milliarden Pappbecher verbraucht, für deren Herstellung 17.500 Tonnen Papier benötigt werden. Da kaum Recyclingfasern genutzt würden, müssten dafür mehr als 26.000 Bäume gefällt werden.