Duisburg. Mit Fördergeldern des NRW-Heimatministeriums will die Stiftung Duisburg verschönern. 60 A59-Brückenpfeiler werden dank Streetart zu Kunst.

„Das ist ja ganz klassisch“, sagt Ina Scharrenbach schmunzelnd, „die Geldübergabe unter der Brücke“. Als die NRW-Heimatministerin der Duisburger Bürgerstiftung am Donnerstagvormittag unter der A59-Brücke am Innenhafen offiziell (und nur symbolisch, versteht sich) Fördergelder aus dem „Heimat-Förderprogramm“ ihres Ministeriums übergab, war die Stimmung bei allen Beteiligten heiter und optimistisch. Mit ihrem Heimat-Streetart-Projekt geht die Bürgerstiftung in Duisburg nämlich nicht nur eines der größten Projekte seiner Art an – sondern auch eines der ambitioniertesten.

„Wir sind ja eine Plattform für bürgerschaftliches Engagement“, erklärt Bürgerstiftungsvorstand Jörg Löbe, „und als solche sind wir auf drei Arten von Spendern angewiesen: Ideenspender, Zeitspender und natürlich auch Geldspender.“

Das Geld kommt, zumindest zu 90 Prozent, vom Landesministerium, 107.000 Euro sind es genau. Der Ideenspender ist in diesem Fall Schauinsland-Reisen-Geschäftsführer Gerald Kassner, der einen ganz besonderen Einfall an die Stiftung herantrug.

Duisburg: 60 Brückenpfeiler der Stadtautobahn A59 werden zu Leinwänden

Darum geht’s: Jörg Löbe, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Duisburg, sprüht „Heimat“ auf den ersten A59-Pfeiler am Innenhafen. Die echten Kunstwerke auf den 60 Pfeilern werden größer und aufwändiger.
Darum geht’s: Jörg Löbe, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Duisburg, sprüht „Heimat“ auf den ersten A59-Pfeiler am Innenhafen. Die echten Kunstwerke auf den 60 Pfeilern werden größer und aufwändiger. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„In anderen Städten sehe ich oft bemalte Brückenpfeiler oder ähnliches, da habe ich mir gedacht, dass das in Duisburg doch auch sehr schön wäre“, erinnert sich Kassner. Der Bürgerstiftung gefiel die Idee – und in einer Projektgruppe entwickelten die Duisburger ein Konzept zur Umsetzung.

Insgesamt 60 Brückenpfeiler der A59-Brücken im Stadtgebiet sollen von 30 Street-Art-Künstlern, vorwiegend vermutlich Graffiti-Künstler, verschönert werden, 30 unter der A59 im Innenhafen und nochmal 30 im gesamten Stadtgebiet, mit „Kopien“ der Werke aus dem Innenhafen.

Auch interessant

„Um das umzusetzen, arbeiten wir in drei Phasen“, erklärt Elke Mühlhoff von der Stiftung. „In der ersten Phase befragen wir Duisburger jeden Alters und jeder Herkunft dazu, was für sie „Heimat“ bedeutet.“

Die zweite Phase trägt den Titel „Analyse“, zusammen mit den Künstlern erarbeitet die Bürgerstiftung dann das konkrete Konzept. Umgesetzt wird die ambitionierte Idee dann in der dritten Phase, in der die Künstler vor Ort arbeiten. All das soll bis zum Sommer 2021 geschehen, „das könnte gut und gerne das größte Street-Art-Projekt des Landes sein“, vermutet Jörg Löbe, der schon mit der stellvertretenden Bürgermeisterin der Duisburger Partnerstadt Perm gesprochen hat – der russischen Graffiti-Hauptstadt.

Kunstwerke sollen auch digital überzeugen

Welche Künstler letztendlich den Zuschlag zur Mitarbeit bekommen, entscheidet ein noch zu gründendes Komitee der Bürgerstiftung. Fest steht aber, dass der Künstler Lukasz Pethe der künstlerische Leiter sein wird und damit auch an einem besonderen Kniff des Projekts mitarbeitet. „Der Arbeitsprozess wird filmisch begleitet, zum Beispiel mit Interviews, in denen die Künstler ihre Umsetzung der Bürgerbeiträge zum Thema Heimat erläutern können“, freut sich Elke Mülhoff.

Auch interessant

Mit dem Smartphone kann der Betrachter dann einen QR-Code scannen, den jedes Kunstwerk bekommt. Auf dem Handy wird dann ein passender kleiner Film zum jeweiligen Pfeiler abgespielt.

Ministerin Scharrenbach zeigt sich von der Projektidee begeistert und gibt der Bürgerstiftung mit auf den Weg: „Es ist ihr Duisburg, schaffen sie Identifikation.“

>> DIE VIER THEMENFELDER DER BÜRGERSTIFTUNG DUISBURG

• Die Bürgerstiftung Duisburg ist eine gemeinnützige Aktiengesellschaft und wurde 2005 gegründet.

• Als ihre vier Hauptthemen bezeichnet die Stiftung die Bereiche „Bildung“, „Dialog“, „Gesundheit“ und „Natur“. Mehrere hundert ehrenamtliche Mitarbeiter, die „Zeitspender“, sind in diesen Feldern im Einsatz.

• Im Stadtbild präsent ist die Bürgerstiftung durch die „DU liest!“-Bücherschränke. Auch das Projekt „Stadtteil-Historiker“ wird von der Bürgerstiftung geleitet.