Duisburg. Die Fraktion Junges Duisburg /DAL hat beantragt, legale Graffitiflächen zu schaffen. Sie will die Szene damit aus der Illegalität holen.

Gibt es in Duisburg bald mehr Flächen für legale Graffiti? Stephan Wedding, Fraktionsvorsitzende der Jungen Fraktion Duisburg/DAL im Stadtrat, würde es sich wünschen. Am 2. Juli hat die Fraktion einen Antrag zur Schaffung legaler Graffitiflächen in Duisburg bei der Stadt eingereicht.

Duisburg: 343 Anzeigen wegen illegaler Graffiti

Im Rheinpark sind viele der aufwendig gestalteten Kunstwerke bereits kurze Zeit nach der Entstehung durch Dritte übersprayt worden.
Im Rheinpark sind viele der aufwendig gestalteten Kunstwerke bereits kurze Zeit nach der Entstehung durch Dritte übersprayt worden. © FUNKE Foto Services | Richter,Julia


„Uns geht es darum, den Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken“, erklärt Wedding. „Das geschieht ja ohnehin schon, nur eben illegal, da nur wenige Freiflächen zur Verfügung stehen.“ 343 Anzeigen wegen illegaler Graffiti lagen der Polizei Duisburg im Jahr 2019 vor. Hinzu kommen jene, die nicht gemeldet wurden.

Was nicht sein soll, muss auch entfernt werden. „Für großflächige Beseitigung von Graffiti am Eigentum der Stadt Duisburg können unter anderem die Wirtschaftsbetriebe Duisburg beauftragt werden“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Einfacher wäre sicher, wenn die unerwünschten Kritzeleien gar nicht erst zustande kommen.

Legale Fläche gibt es bereits im Rheinpark

Die Hoffnung der Jungen Fraktion Duisburg: Illegales Sprayen könne mit dem Bereitstellen legaler Freiflächen begrenzt werden. Einige solcher Flächen gibt es in Duisburg bereits.

Entsprechende Projekte fanden im Rheinpark statt, und auch die Unterführungsstraße in Meiderich ist unter dem Namen „Hall of Fame“ weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Finden lassen sich die sogenannten „Legal Walls“ weltweit auf der Website legal-walls.net.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Sicher, nicht jedes Graffito eignet sich für eine Ausstellung im Tate. „Uns geht es um die wirklich Kunstschaffenden“, sagt Wedding. Und wer nicht dauernd fürchten müsse, von der Polizei erwischt zu werden, erlebe eine ganz andere Art der künstlerischen Freiheit, glaubt er.

Die Graffiti des Künstlers Marten Dalimot sind ausdrucksstark und bunt. So wie dieser Stromkasten an der Ruhrorter Straße fügen sie sich ins Stadtbild ein – und erzählen Geschichten. Kaum einer würde seine Werke als Schmierereien bezeichnen.
Die Graffiti des Künstlers Marten Dalimot sind ausdrucksstark und bunt. So wie dieser Stromkasten an der Ruhrorter Straße fügen sie sich ins Stadtbild ein – und erzählen Geschichten. Kaum einer würde seine Werke als Schmierereien bezeichnen. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Wie so ein Graffito aussehen kann, zeigt der Duisburger Künstler Marten Dalimot. Seine Werke können unter anderem stadtweit auf Stromkästen bewundert werden, welche er im Auftrag der Stadtwerke verschönerte.

Aber auch dem Rheinhausener Bahnhof und dem Bienenmuseum in Rumeln-Kaldenhausen verhalf er, mit Spraydose bewaffnet, zu neuem Glanz. Er selbst betreute einige der Bilder, die an der Hall of Fame in Meiderich entstanden sind.

Eigentlich gelte unter Sprayern ein Ehrenkodex. „Ein Künstler vergreift sich nicht an den Werken anderer“, sagt Wedding. Dennoch – Ausreißer gibt es immer. „Leider kommt es immer wieder vor, dass legal und mit viel Aufwand entstandene Graffiti schon nach kurzer Zeit wieder verunstaltet werden. Dies ist vor allem im Rheinpark sehr schade, wo mit großem Aufwand farbenprächtige und fantasievolle Motive geschaffen wurden, die heute kaum noch unter Schmierereien zu erkennen sind“, berichtet Stadtsprecher Hiedels.

Szene statt Beton – Stephan Wedding sieht der Sitzung optimistisch entgegen

Trotz allem, Stephan Wedding ist guter Hoffnung. „Als Oppositionsfraktion sind wir ja per se optimistisch“, sagt er lachend. Am 27. August soll über den Antrag entschieden werden.

Mögliche Flächen zur Umsetzung der Idee gäbe es in Duisburg reichlich, findet Wedding. „Mir fallen spontan mehrere Brückenbauwerke und Mauern ein.“ Auch Schulen seien mögliche Street-Art-Objekte. „Vielleicht hatten einige sogar schon die Idee, das Gebäude zu gestalten, fanden die Umsetzung aber zu aufwendig“, überlegt Wedding. Einfach drauf lossprayen geht jedoch nicht. „So muss zum Beispiel die Fläche zuvor gründlich gereinigt und grundiert werden, außerdem müssen Beleuchtungen, Kunststoff- oder Gummibauteile vor den Sprayfarben geschützt werden“, sagt Sebastian Hiedels.

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Die Legal Walls sollen neben der Selbstverwirklichung Jugendlicher, und dem Rückgang des illegalen Sprayens laut Wedding auch der Verschönerung des Stadtbilds dienen. So hätte jeder etwas davon. „Eine Win-Win-Win-Situation“, nennt er das. „Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht. Und ehrlich gesagt, ich schaue lieber auf ein ansprechendes Graffito als auf eine graue Wand“, gesteht er lachend.