Duisburg. Die Schulen in Duisburg berichten über hohe Quoten am ersten Schultag. Gemischte Gefühle der Abiturienten bei Prüfungen in der Ausnahmesituation.
Die ersten Jugendlichen sind am Donnerstag erstmals seit der Schulschließung wegen der Corona-Pandemie Mitte März in die Schulen zurückgekehrt. Verpflichtend war die Teilnahme für Zehntklässler, freiwillig für die Abiturienten, die sich ebenfalls auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten. Schulleiter berichteten am Nachmittag von einer durchgängig hohen Teilnehmerquote.
Die persönliche Begrüßung von Schulleiter Ralf Buchthal und seinem Stellvertreter Michael Wissing an der Eingangstür erlebten viele Abiturienten des Steinbart-Gymnasiums wohl zum ersten Mal in ihrer achtjährigen Schullaufbahn am Kantpark. „Das war uns wichtig, denn mit normalem Schulalltag hat das hier wenig zu tun“, sagen die beiden Pädagogen.
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Kreative Maskenmodelle bei vielen Schülern
Beide gehen mit gutem Hygiene-Beispiel voran, haben Mund-Nasen-Schutz angelegt. Damit haben sich auch die Schüler und ihre Lehrer ausgerüstet. „Es sind viele kreative Modell dabei, vielleicht sollten wir bald einen Wettbewerb machen“, sagt Buchthal. Auf die zugesagte städtische Lieferung einer Grundausrüstung mit Hygienematerial hat sich die Schule nicht verlassen – die ist bis zum Mittag noch nicht eingetroffen.
Mit Bordmitteln, Spendern und Brettern, hat Hausmeister Michael Brauner Hygienestationen gebastelt und an den Treppengeländern befestigt. „Erst waschen und dann desinfizieren“, ruft der Schulleiter den einzigen drei Jungs aus der Notbetreuung zu, die vom Schulhof wieder ins Gebäude stürmen.
Widersprüchliche Anweisungen von Land und Stadt
Seit einer Woche haben sich die Duisburger Schulen auf den Start vorbereitet, Räume, Tische und Flure vermessen, Abstände geprüft, Markierungen geklebt und Flatterband aufhängt, um Laufwege festzulegen. Seitenlange Anweisungen kamen sowohl von der Stadt als auch der Bezirksregierung. „Nicht ganz einfach, danach zu handeln, denn sie haben sich teilweise widersprochen“, berichten Schulleiter.
Bei den Abiturienten wurde die Teilnahme abgefragt: 85 Prozent der 142 Abiturienten sagten am Steinbart zu, bei gut 60 Prozent lag die Quote am Mercator-Gymnasium (96 Schüler). „Viele fühlen sich schon gut vorbereitet, weil sie während der Schließung den Kontakt zu den Lehrern gehalten haben, andere wollen kein Risiko eingehen“, berichtet Schulleiterin Wibke Harnischmacher.
Was die Abiturienten sagen
Wie andere Gymnasien hat sich auch das Steinbart für ein Zweischicht-System zur Vorbereitung seiner 142 Abiturienten entschieden, um große Leistungskurse zu teilen. So steht die Mathe-Lehrerin ab 8 Uhr vor der ersten Hälfte ihrer Lerngruppe, um 10.30 Uhr folgt die zweite. „Gut, dass wir bei Schließung der Schulen mit dem Stoff durch waren“, sagt Michael Wissing. Mathe ist auch sein Fach, tags darauf übernimmt er den Kurs der etatmäßigen Lehrerin, die ausfällt, weil sie zur Risikogruppe zählt. „Ich gehe davon aus, dass während der Abitur-Prüfungen kein weiterer Unterricht stattfinden kann“, sagt Schulleiter Buchthal. Wenn die unteren Jahrgänge zurückkehren, wird organisatorische Kreativität gefragt sein: Allein 18 Räume im Steinbart verfügen nicht über Waschbecken.
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Gemischt sind die Gefühle bei den Abiturienten. „Ein Durchschnittsabi wäre ein Nachteil gewesen, gut dass die Prüfungen stattfinden“, sagt Max. Mitschüler Jonas sieht Vorteile in beiden Varianten: „Die schriftlich starken Schüler können sich in den Prüfungen noch verbessern.“ Georg hätte ein Abitur auf Basis der bisher erbrachten Leistungen vorgezogen: „Die Situation und die Infektionsgefahr belastet viele. Es ist eine Zumutung.“ Über das Angebot zur Vorbereitung freut sich Philipp: „Gut, dass wir es durchziehen. Das gibt Extra-Motivation, sich zu verbessern.“
Verspäteter Infektionsschutz: Stadt bittet um Verständnis
• Die zugesagte Grundausstattung mit Masken und Desinfektionsmitteln konnte nicht bis zum Unterrichtsbeginn an alle Schulen ausgeliefert werden, räumte die Stadt ein. „Die Kollegen der Feuerwehr waren am Mittwoch bis 22 Uhr unterwegs und erst am Donnerstagmittag fertig“, so Sprecherin Gabi Priem.
• Leise Kritik gab’s auch an Menge und Qualität der Lieferung: Der Mund-Nasen-Schutz habe aus „Bastelsets“ bestanden, die Lehrer mithilfe einer Video-Anleitung zusammenbauen mussten, Desinfektionsmittel wurde nicht in Spendern, sondern in Flaschen mit untauglichem Sicherheitsverschluss geliefert.