Duisburg. Nach möglichen Corona-Erkrankungen fragen die Duisburger Gymnasien Abiturienten vor dem Start der Abi-Vorbereitung. Eltern üben daran Kritik.

Abiturienten, die am Donnerstag in ihren Schulen an den Lernangeboten zur Abiturprüfung teilnehmen wollen, müssen in vielen Duisburger Gymnasien eine Selbsterklärung zu möglichen Corona-Infektionen und -Erkrankungen abgeben. Eltern reagieren irritiert und verärgert. „Mit der Selbsterklärung wird die komplette Verantwortung für Angehörige und Risikogruppen auf die Schüler abgewälzt“, kritisiert der Vater einer Schüler.

„Ich bin nach meiner eigenen Einschätzung erkrankungsfrei. Ich bin seit der Schulschließung am 16. März nicht an Corona/Covid-19 erkrankt. Ich war seit dem 16. März nicht in einer vom Gesundheitsamt angeordneten Quarantänemaßnahme. Sollte ich nicht vermeidbaren Kontakt zu Risikogruppen haben oder selbst Angehöriger einer solchen sein, so liegt es in meiner Verantwortung, dieses Angebot wahrzunehmen.“ All dieses sollen die Schüler oder Erziehungsberechtigte etwa vor Beginn des Unterrichts im Mercator-Gymnasium bestätigen.

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Eltern: Auf Schüler wird zusätzlicher Druck ausgeübt

Schulleiterin Wibke Harnischmacher beruft sich auf die Verabredungen der Schulleiter in einer Telefonkonferenz am vergangenen Montag. „Wir sind dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Schüler möglichst sicher sind. Dafür wollen wir alles tun“, rechtfertigt sie das Papier, dessen Inhalt von der Schulkonferenz bestätigt worden sei.

Ziel sei es, damit „klarere Verhältnisse zu schaffen“, so die Schulleiterin, schließlich handele es sich beim Unterricht zur Abitur-Vorbereitung um ein Lernangebot, bei dem die Teilnahme nicht verpflichtend, sondern freiwillig sei. „Die Verantwortung für Angehörige der Schüler, die zur Risikogruppe gehören, kann ich nicht übernehmen“, sagt die Schulleiterin.

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Wird damit die Verantwortung auf die Schüler und Eltern abgewälzt? „Das kann man so sehen“, räumt auch Wibke Harnischmacher ein. „Wenn man schon mit dem Druck zur Schule geht, ob man eventuell für zukünftig schwere Krankheitsverläufe verantwortlich ist, frage ich mich, wie man dann von einem normalen Abitur sprechen kann“, kritisiert der Vater einer Abiturientin.

Kein abgestimmter Katalog der Gymnasium

In einer Videokonferenz hätten sich die Schulleiter der Gymnasien am Montag verständigt, eine Abfrage unter den Abiturienten zu machen. Einen einheitlichen Fragenkatalog gebe es aber nicht, bestätigt Schulform-Sprecher Christoph Haering (Landfermann-Gymnasium). „Jede Schule macht was.“ Das Spektrum reiche von einem ausführlichen Katalog bis zur einfachen Verpflichtung, die strengen Hygieneregeln zu beachten.

Welchen Sinn macht es überhaupt, symptomfreie Jugendliche nach einer möglichen Corona-Infektion zu fragen, die allenfalls durch einen Test zu bestätigen wäre? Wie sollen Jugendliche ohne vorherigen Test bestätigen, dass sie nicht bereits infiziert waren, wenn sie möglicherweise die Infektion völlig unbemerkt überstanden haben? Darauf hat auch der Schulleiter keine Antwort. „Einiges könnte man vielleicht anders formulieren“, sagt Christoph Haering.