Duisburg. Die Verhandlungen über den Bau von „The Curve“ am Duisburger Innenhafen sind gescheitert. Aufgeben will die Stadt das Projekt aber nicht.

Das Gebäude „The Curve“ am Duisburger Innenhafen wird nicht gebaut. Die Stadt hat am die Verhandlungen mit den Düsseldorfer Projektentwicklern „Die Developer“ (ddp) abgebrochen und wird sich auf die Suche nach einem neuen Investor machen. Oberbürgermeister Sören Link teilte dem Rat der Stadt das Aus für das teure Prestigeprojekt in einer Sitzung mit.

Anfang Oktober hatte der Duisburger Rat entschieden, für das Pleiten-, Pannen- und Prestigeprojekt an der Eurogate-Treppe trotz bitterer Verluste in Millionenhöhe einen neuen Anlauf zur Realisierung des 100-Millionen-Euro-Baus zu nehmen.

Duisburg: Stadt verzeichnet bei „The Curve“ Millionenverluste

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Bereits im Herbst 2018 hatte der Rat mit dem ersten Nachtragsvertrag Millionenverluste abgesegnet. Die Stadt hatte dem Unternehmen damals dem Vernehmen nach vier bis fünf Millionen Euro gezahlt, um von der (nicht erfüllten) Pflicht befreit zu werden, das Gelände baureif zu machen.

Doch auch die neuerlichen Gespräche in den vergangenen Monaten brachte nicht die erhoffte Einigung über die Vermarktung des ebenso prominenten wie problematischen Baufeldes. „Nach intensiven Verhandlungen in den vergangenen Monaten konnten beide Parteien aufgrund der ursprünglichen Vertragssituation keine Einigung über eine ausgeglichene Risikoverteilung finden“, sagte die Verwaltung.

Fläche ursprünglich in „baureifem“ Zustand verkauft

Nach der Absage des Bauprojekts „The Curve“ bleibt das Loch an der Eurogate-Treppe auf Sicht erhalten, die Schifferstraße soll nun saniert werden, solange ein neuer Investor gesucht wird.
Nach der Absage des Bauprojekts „The Curve“ bleibt das Loch an der Eurogate-Treppe auf Sicht erhalten, die Schifferstraße soll nun saniert werden, solange ein neuer Investor gesucht wird. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Stadt hatte ddp das Grundstück am Innenhafen ursprünglich in einem „baureifen“ Zustand verkauft. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Tragfähigkeit des Bodens nicht dem vertraglich vereinbarten Zustand entsprach.

Das Thema Kampfmittelfreiheit war ein weiteres Problem. Lange Zeit hatte das Gelände als „kampfmittelfrei“ gegolten, doch dann erlangte die Bezirksregierung neue Erkenntnisse zu Bombenfunden in Hafengebieten.

Entgegen bisheriger Annahmen konnte nun nicht mehr ausgeschlossen werden, dass auch unterhalb der sogenannten Hafensohle, dem ehemaligen Hafengrund, Blindgänger schlummern können. Weil das Hafenbecken von der städtischen Entwicklungsgesellschaft (IDE) 2007/08 nicht mit dem vorgeschriebenen Kies-Sand-Gemisch, sondern mit erzhaltigem Abfallraum aus dem Bergbau aufgefüllt wurde, hätte sich die Kampfmittelsondierung schwierig gestaltet.

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Entwickler: Blindgänger-Risiko ist nicht abzuschätzen

Aus Sicht der Stadt ist diese Frage aber gelöst, seit gutachterlich festgestellt wurde, dass eine sichere Gründung des Gebäudes auf rund 600 Betonpfählen möglich wäre. Eine Sondierung in den Bohrlöchern hätte wohl nur einen Bruchteil der ursprünglich kalkulierten Kosten verursacht.

Selbst bei einem möglichen Bombenfund sei dann das Kostenrisiko überschaubar, glaubt die Stadt, nicht aber ddp. „Letztlich sind die Risiken in der dafür vorgesehenen Zeit nicht einzuschätzen“, begründet Projektleiterin Melike Wirth, warum die Düsseldorfer Entwickler nicht bereit waren, weitere Unwägbarkeiten zu akzeptieren und eine von der Stadt geforderte vertraglich abgesicherte Bauverpflichtung für „The Curve“ zu unterschreiben. Nicht im Streit, sondern „im Guten“ sei man auseinandergegangen, betont Wirth: „Wir haben uns zwar angenähert, aber am Ende sind wir an dieser Stelle nicht zusammengekommen.“

Wirtschaftsdezernent Haack: Möglicherweise versuchen es Developer erneut

Wirtschaftsdezernent Andree Haack sagte im Stadtrat sogar, ddp habe durchblicken lassen, sich möglicherweise an der neuen Ausschreibung erneut beteiligen zu wollen.

„Wir sind davon überzeugt, dass eine Entwicklung der Spitzenlage am Duisburger Innenhafen nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich möglich ist“, begründet Haack die Entscheidung, die Verhandlungen mit ddp abzubrechen und per Ausschreibung nach einem neuen Investor zu suchen. Im Rat betonte er, nun gehe „Qualität vor Schnelligkeit“. Die Stadt werde die Zeit nun nutzen, um die derzeit nur eingeschränkt nutzbare Schifferstraße zu sanieren, so dass sie wieder in beide Richtungen befahrbar ist.

Politik ist zufrieden

Zufrieden mit dem Verhandlungsergebnis gaben sich die Spitzen der großen Ratskoalition, Bruno Sagurna (SPD) und Rainer Enzweiler (CDU). Den politische Auftrag des Rates, über die Fortführung des Projektes zu verhandeln und die Gespräche abzubrechen, falls eine Einigung unmöglich sei, sehen die Fraktionsvorsitzenden umgesetzt.

Nach den Fehlern, die unter Regie des deshalb abgelösten Baudezernenten Carsten Tum gemacht wurden, sieht Enzweiler nun durchaus eine gute Ausgangslage bei der Suche nach einem neuen Investor. Es bleibe allerdings dabei: „Der Erwerber muss, wie seit 1000 Jahren, das Grundstück baureif machen. Und der Kaufpreis für das Grundstück wird wegen der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt sicher höher sein.“

Die Ratsfraktionen nahmen Haacks und Links kurze Ausführung unaufgeregt zur Kenntnis. Für die Junges Duisburg/DAL-Fraktion bat Stephan Wedding Oberbürgermeister Link für die kommende Ratssitzung „um eine Auflistung, wie viel die Stadt aufgewendet hat, um ihre vertraglichen Pflichten zu erfüllen“.