Duisburg. . Spektakuläre Personalien im Duisburger Rathaus: Der Chef-Stadtplaner Carsten Tum muss gehen und Personaldezernent Martin Murrack wird Kämmerer.

Im Duisburger Rathaus dreht sich das Personalkarussell mit überraschenden Nachrichten. Der seit langem in die Kritik geratene Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum (55) soll beurlaubt werden und ab 1. Januar 2019 bis zum Ende seiner Wahlperiode zunächst für zweieinhalb Jahre die Geschäftsführung der städtischen Entwicklungsgesellschaft EG DU übernehmen. Und auch der Nachfolger von Kämmerin Dörte Diemert, die bekanntlich nach Köln wechselt, steht fest: Martin Murrack wird künftig die Finanzen der Verwaltung verantworten und zugleich auch neuer Stadtdirektor werden. Über beide Personalien, die wohl mit der GroKo aus SPD und CDU abgestimmt sind, soll der Rat noch in der Novembersitzung entscheiden.

Carsten Tums Amtszeit wäre noch bis Anfang 2021 gelaufen. Er war im April 2012 auf Vorschlag der Linken in dem damaligen rot-rot-grünen Ratsbündnis gewählt worden. Schon im November soll die Beigeordneten-Position jetzt neu ausgeschrieben werden.

The Curve brachte das Fass zum Überlaufen

Baudezernent Carsten Tum (li.) 2016 bei der Präsentation der Pläne für The Curve mit Investor Stefan Mühling (the developer) und OB Sören Link.
Baudezernent Carsten Tum (li.) 2016 bei der Präsentation der Pläne für The Curve mit Investor Stefan Mühling (the developer) und OB Sören Link. © Lars Heidrich

Nach dem Desaster um das Bauprojekt „The Curve“ war die Kritik an Tum immer größer geworden. Dem Baudezernenten war angelastet worden, dass die Stadt nur unter Millionenzahlung aus dem Vertrag mit den Investoren herauskam, nachdem es technische und finanzielle Probleme mit der Baureifmachung des Grundstückes gab. Selbst Schadensersatzforderungen stehen im Raum. Tum gilt zwar als guter Stadtplaner und Kommunikator, ihm werden aber Defizite bei der Steuerung seines Dezernates vorgeworfen. Deshalb wurde bereits sein Bereich der Baugenehmigung an den neuen Wirtschaftsdezernenten Haack übertragen. Auch die SPD war von SPD-Mitglied Tum abgerückt. Mit der CDU und der Verwaltungsspitze war der Wechsel vorbereitet worden.

Tum soll als Chef der EG DU nun mit seiner planerischen Kompetenz die Stadtentwicklung von Hochfeld und Marxloh vorantreiben, um die sich die kommunale Planungsgesellschaft EG DU kümmert. Ihr bisheriger Geschäftsführer Heiner Maschke ist eigentlich schon im Alters-Ruhestand und hatte die Gesellschaft aber kommissarisch für ein Jahr weitergeführt.

Neue Aufgaben bei der EG DU

Der Beigeordnete Carsten Tum , links, folgt Heiner Maschke(re.) in der Geschäftsführung der EG DU. In der Mitte: OB Sören Link.
Der Beigeordnete Carsten Tum , links, folgt Heiner Maschke(re.) in der Geschäftsführung der EG DU. In der Mitte: OB Sören Link. © Lars Fröhlich

„Carsten Tums umfangreiche Kenntnisse der Stadt und ihrer Strukturen, der Stadtteile und Quartiere sowie der handelnden Akteure, gepaart mit profunder Kenntnis im Bereich der Fördermittel können maßgeblich dazu beitragen, die Neuausrichtung der EG DU zu gestalten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt dazu. „Ich bin glücklich. Das wird eine Erfolgsstory. Da ist keiner gezwungen worden“, erklärte Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag, in die die EG DU bereits 2016 aufgegangen ist. Tum könne bei der EG DU „seine Stärken ausspielen“.

Der Wechsel Tums sein kein „Fall Maaßen“ mit dem ein in Ungnade Gefallener hochgelobt werde, heißt es. Tums Geschäftsführer-Gehalt entspreche seiner bisherigen Vergütung und dürfte unter dem zuletzt gezahlten Summen an Maschke liegen. Es gebe auch keine Parallelen zum ehemaligen Chef der Innenstadtentwicklungsgesellschaft, der nach seinem Rauswurf bei der Gebag bis zu seinem Vertragsende „geparkt“ worden war. Carsten Tum selbst erklärte „Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung; die Arbeit in unseren Stadtteilen und Quartieren ist wichtig für die Stadt und eine bedeutsame Zukunftsaufgabe.“

Martin Murrack ist der Aufsteiger

Martin Murrack soll neuer Kämmerer im Duisburger Rathaus werden.
Martin Murrack soll neuer Kämmerer im Duisburger Rathaus werden. © Lars Heidrich

Der zweite Personalwechsel im Rathaus ist ebenfalls überraschend, hat aber keine negative Note: Der gerade erst Anfang des Jahres gewählte Personaldezernent Martin Murrack (41) soll Kämmerer im Rathaus werden und Dörte Diemert nachfolgen, die wie berichtet zur Finanzdezernentin in Köln wird und Duisburg zum 1. Februar verlässt. Zugleich soll Murrack schon nach seiner kurzen Zeit im Duisburger Rathaus Stadtdirektor werden und damit Stellvertreter von OB Sören Link als Verwaltungschef. Murrack soll zudem den Bereich der Digitalisierung weiter betreuen.

„Mit Martin Murrack haben wir einen ausgewiesen Finanzfachmann, der als Kämmerer künftig dieses Schlüsseldezernat führen wird. Ich bin überzeugt, dass Martin Murrack den sehr erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre fortführen wird“, erklärt Oberbürgermeister Sören Link.

Erfahrungen im Finanzsektor

Bevor Martin Murrack als Dezernent für die Stadt Duisburg tätig wurde, war er in verschiedenen zentralen Funktionen bereits im Finanzsektor tätig. So war er in Köln als Projektleiter im Dezernat für Wirtschaft und Liegenschaften und auch in der Kämmerei im Einsatz, ehe er als Büroleiter und persönlicher Referent von Norbert Walter-Borjans in das Finanzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen wechselte. Vor seinem Wechsel nach Duisburg war er zudem Prokurist der NRW.BANK.

Auch die Personalie Murrack hatte OB Link im Vorfeld namentlich mit der Duisburger GroKo aus SPD und CDU abgestimmt, so dass die Mehrheit im Rat zur Absegnung der Wechsel gesichert ist. Bereits in der Sitzung des Rates Ende November soll auch die Stelle des Beigeordneten für die Bereiche Personal, Organisation und bezirkliche Angelegenheiten neu ausgeschrieben werden. Für beide Beigeordnetenstellen liegt das Vorschlagsrecht bei der SPD.