Duisburg. Von den Gehältern der Hafen-, DVV- und Sparkassen-Bosse kann der Oberbürgermeister nur träumen. Auch deren Gehaltserhöhungen sind beachtlich.
Die Topverdiener unter den Vorständen städtischer Gesellschaften beziehen deutlich höhere Gehälter als die Kanzlerin. Angela Merkel kommt auf ein Bruttojahresgehalt von 350.000 Euro. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link verdiente 2018 etwa 168.500 Euro – damit hätte er es 2018 nur knapp auf die Liste der 20 bestbezahlten Geschäftsführer und Vorstände in städtischen Unternehmen geschafft (siehe Tabelle am Textende). Eine Frau sucht man darauf übrigens vergebens. Etliche Manager in kommunalen Gesellschaften kassierten 2018 deutlich mehr als 2017 – in einem Fall über 123.213 Euro mehr.
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Das geht aus dem neuesten Transparenzbericht der Stadt für das Jahr 2018 hervor. Die Bezüge der von der Stadt ganz oder teilweise bezahlten Firmenchefs müssen die Kommunen seit 2010 nach dem NRW-Transparenzgesetz einzeln veröffentlichen, auch um Steuerverschwendung zu verhindern und Kontrolle durch die breite Öffentlichkeit zu gewährleisten.
Duisburg: Hafen-Chef Erich Staake bleibt Spitzenverdiener
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Top-Verdiener in Duisburg ist, fast schon traditionell, Erich Staake, der Chef der Duisburger Hafen AG. Ihm zahlten Stadt und Land NRW – zu einem bzw. zwei Dritteln beteiligt – 2018 ein Fixgehalt von 544.569 Euro, dazu Boni in Höhe von 171.160 Euro. Unterm Strich sind das 715.729 Euro – über 72.000 Euro mehr als im Vorjahr. Der Hafen steuert zu Staakes Altersvorsorge, Stand Ende 2018, zudem 669.114 Euro bei.
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Seine Vorstandskollegen schaffen es ebenfalls unter die zehn bestbezahlten Jobs bei staatlichen Unternehmen in Duisburg: Thomas Schlipköther und Markus Bangen verbesserten ihr Einkommen 2018 sogar noch mehr als Staake (siehe unten). Die Bilanz ihres Arbeitgebers: Laut Beteiligungsbericht sank 2018 der Gesamtgüterumschlag der Hafen AG um vier Prozent auf 65,3 Millionen Tonnen, das Ergebnis nach Steuern von 14,175 auf 13,032 Millionen Euro. Die Bilanzsumme stieg dagegen um 18,65 auf 387,5 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter von 892 auf 1202.
Sparkasse Duisburg: 1,845 Millionen Euro Gehalt und 6,175 Millionen Euro Pensionsrückstellungen
Noch höhere Vergütungen nickte der Verwaltungsvorstand der Sparkasse Duisburg für die damals noch vier Vorstandsmitglieder ab. Vor seiner Pensionierung erhielt Uwe Haddenhorst fürs erste Quartal 2018 noch 129.000 Euro. Ende 2017 beliefen sich seine Pensionsrückstellungen bei einem Jahressalär von 512.000 Euro auf 1.715.000 Euro. Auch die Pensionsrückstellungen seiner verbliebenen drei Vorstandskollegen Joachim Bonn, Ulrich Schneidewind und Helge Kipping lagen 2018 jeweils deutlich über einer Million Euro.
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Insgesamt erhielten die Vorstandsmitglieder 1,845 Millionen Euro Gehalt – mehr etwa als der dreiköpfige Essener Vorstand. Zum Vergleich: Die Sparkasse Duisburg erwirtschaftete 2018 einen Bilanzgewinn von vergleichsweise geringen 4,5 Millionen Euro. Dennoch stiegen auch die Fixgehälter der Sparkassendirektoren um jeweils mindestens 31.000 Euro. Ende 2019 versprach Sparkassen-Chef Joachim Bonn „merkliche Kosteneinsparungen“ durch eine Verkleinerung des Vorstandes auf nur noch zwei feste Mitglieder – nach der Pensionierung von Schneidewind im Oktober 2020.
DVV-Chef Marcus Wittig verbesserte sich um 123.213 Euro
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Über die größte Gehaltserhöhung konnte sich 2018 der nach Hafen-Chef Staake „zweitplatzierte“ Marcus Wittig freuen, der Geschäftsführer der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), zu der etwa Stadtwerke, DVG, Octeo Multiservices und über 4000 Mitarbeiter gehören. Wittig erhielt zwar „nur“ 20.494 Euro mehr Fixgehalt – 423.784 Euro –, aber Bonizahlungen in Höhe von 246.469. Das ist ein Plus von 102.719 Euro. Bei der Altersvorsorge legte er um 65.885 Euro auf nun ebenfalls über eine Million Euro zu.
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Hinzugewonnen hatte Wittig – seit vier Monaten Aufsichtsratschef des MSV – 2018 zudem drei hochdotierte Kollegen: Andreas Gutschek, Vorstandsmitglied bei den Stadtwerken; Marcus Vunic, der in der DVV-Geschäftsführung ein neu gestaltetes Ressort verantwortet und Oliver Hallscheidt, der mit Arnt Schenk die Octeo-Geschäftsführung bildet. Neben den drei Neulingen zählen aus dem Stadtkonzern auch Klaus-Peter Wandelenus (DVG, 382.871 Euro) und Axel Praasch (DVV, 315.898) zu den Spitzenverdienern. Der DVV-Konzern erwirtschaftete 2018 einen Gewinn von 10,1 Millionen Euro, das Ergebnis der DVV mbH als Holdinggesellschaft lag bei minus 1,9 Millionen Euro.
Zoodirektor Achim Winkler ging als Großverdiener
Auch die neue Zoo-Chefin Astrid Stewin wird von der DVV bezahlt, ihre Bezüge aber stehen nicht im Transparenzbericht. Zoodirektor Achim Winkler verdiente in seinen letzten sieben Monaten 238.955 Euro, also 87.229 Euro mehr als im gesamten Jahr 2017. Winkler verließ den Zoo vor der „Übernahme“ durch die DVV mit zusätzlichen 1,147 Millionen Euro zur Altersversorgung.
IMD: Drei Chefs in einem Jahr – keiner ist mehr im Dienst
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Von den drei Geschäftsführern, die 2018 vom Immobilien Management Duisburg (IMD) bezahlt wurden, ist inzwischen keiner mehr im Dienst: Die Doppelspitze aus Karl Wilhelm Overdick und Christoph Weber musste Ende September 2018 gehen. Bis dahin hatten die IMD-Chefs 103.000 bzw. 160.000 Euro verdient. Weber, der einen Fünfjahresvertrag bis 2021 hatte, nahm zudem 46.000 Euro zur Altersvorsorge mit. Ihr Nachfolger, der im November 2019 geschasste Jürgen Kugelberg, erhielt deutlich mehr, umgerechnet knapp 20.000 Euro monatlich.
Das ist mehr als das Doppelte dessen, was Duisburgs kommende Dezernentin für Familie, Bildung und Kultur, Arbeit und Soziales, Astrid Neese , laut Besoldungstabelle NRW jährlich erhalten wird: 9047,65 Euro monatlich (B5), wobei Wahlbeamte keine Abzüge in der Renten- und Arbeitslosenversicherung haben. So wird auch ihr Vorgänger, der neue IMD-Chef Thomas Krützberg , mit seinem Wechsel von der Stadtverwaltung zur -tochter einen ordentlichen Gehaltssprung machen.
Top 20: Das zahlten Duisburgs Stadttöchter ihren Managern 2018
Das Einkommen zweier weiterer Stadt-Manager wird er wohl nicht erreichen: Thomas Patermann, der als Vorstandschef der Wirtschaftsbetriebe eine Anstalt des öffentlichen Rechts führt, erhielt eine Gesamtvergütung von 330.000 Euro. Bernd Wortmeyer, Chef der Wohnungsbau- und Flächenentwicklungsgesellschaft Gebag, wurde für seine Arbeit mit 294.413 Euro entlohnt. Wortmeyers Bonus war also im Jahr, als er es schaffte, Möbel-Milliardär Kurt Krieger das Gelände am Alten Güterbahnhof abzukaufen, nicht höher als 2017: 45.000 Euro.
Angaben zu den Bezügen von Roselyne Rogg
Die Bezüge von Roselyne Rogg, 2018 fristlos gekündigte Ex-Chefin der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfMB), gibt die Stadt im Bericht für 2018 mit 212.626,27 Euro und ohne Boni-Zahlungen an. Hinweis in einer Fußnote: „Laut Prüfungsbericht 2018 entfällt die Vergütung an Frau Rogg vollständig auf erfolgsunabhängige Vergütungen.“
In einer weiteren Fußnote steht zum Gehalt von Roggs Nachfolger und Interimsgeschäftsführer Anton Koller: „Laut dem Prüfungsbericht 2018 werden die Leistungen der Geschäftsführung ab dem 10.9.2018 im Rahmen eines Personalgestellungsvertrages mit der DVV verrechnet.“ Die vereinbarte Vergütung für 2018 betrage demnach 28.125 Euro, „zzgl. 19 Prozent Umsatzsteuer“.
760.000 Euro fordert die WfMB von Rogg in einem Zivilprozess zurück. Die Summe ergibt sich aus der Differenz zwischen Roggs tatsächlichen Bezügen und dem letzten vom Aufsichtsrat bestätigten Gehalt. Von Juli 2013 bis August 2018 soll Rogg zu viel kassiert haben, am Ende lag ihr Jahresgehalt bei rund 375.000 Euro. Ob es eine strafrechtliche Verfolgung geben wird, war Ende 2019 noch nicht klar.
Alle Bezüge aller Geschäftsleitungen öffentlicher Duisburger Unternehmen finden Sie im PDF unter „Downloads“.