Duisburg. . Große Überraschung: Die städtische Gebag kauft das Bahnhofsgelände von Investor Kurt Krieger zurück. Neue Anlauf für die „Duisburger Freiheit“.

Spektakulärer Neustart für das Krieger-Gelände: Der Berliner Investor und Eigentümer Kurt Krieger trennt sich von der großen Güterbahnhofsbrache, und die städtische Wohnungsbautochter Gebag kauft das Grundstück für die Stadt Duisburg.

Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer unterzeichnete am Dienstag in Berlin den notariellen Kaufvertrag. Der Besitzübergang der „Duisburger Freiheit“ erfolgt in drei bis vier Wochen. Zur Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Der Vertrag steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrates der Gebag. Ein entsprechender Beschlussvorschlag wird in einer Sondersitzung am 18. Oktober auf der Tagesordnung stehen.

Oberbürgermeister Sören Link sieht in dem Rückkauf des Geländes mit Hilfe der Stadttochter Gebag „einen großen Schritt nach vorn für Duisburgs Stadtentwicklung“ und ergänzte ausdrücklich: „Ich freue mich sehr darüber, dass sich Herr Krieger für einen Verkauf des Grundstücks an die städtische Gebag entschieden hat. Für uns gibt es somit endlich einen Handlungsspielraum.“ Nach dem Scheitern des Designer-Outlet-Centers hatte Krieger eine „Denkpause“ angekündigt. Über lange Zeit liefen danach Verhandlungen mit dem Berliner Eigentümer über einen Verkauf der riesigen innenstadtnahen Fläche, auf der 2010 auch die in einer Katastrophe endende Loveparade standfand.

Wiederbelebung der Foster-Pläne

Link kündigte an, nun die Grundstücksentwicklung vorzubereiten. Dabei will sich die Stadt an den ursprünglichen Plänen von Norman Foster einer überwiegenden Büronutzung orientieren. „Wesentliches Kriterium für unser Engagement an dieser Stelle ist die Sicherung eines für die weitere Stadtentwicklung enorm wichtigen Grundstückes in bester Innenstadtlage. Damit will die Gebag die weitere Gestaltung und Steuerung der Stadtentwicklung durch die Stadt Duisburg gewährleisten“, erklärt Bernd Wortmeyer das Engagement.

Die Gebag plant auf dem rund 30 Hektar großen Gelände keine eigenen Bauinvestitionen. Vielmehr wird sie sich auf die Erarbeitung eines städtebaulichen Konzepts, die Baureifmachung inklusive des Abbruchs der alten Gebäude und die federführende Vermarktung des Geländes an potenzielle Investoren konzentrieren. Klare Vereinbarung ist, dass auf dem Grundstück kein Möbel- oder Teppichmarkt entstehen darf.

Verkauf nach Denkpause

 So sollte die Duisburger Freiheit nach den Plänen von Norman Foster aussehen.
So sollte die Duisburger Freiheit nach den Plänen von Norman Foster aussehen. © Kerstin Bögeholz

Das Grundstück um den alten Güterbahnhof liegt bekanntlich seit vielen Jahren brach. 2005 wurde Sir Norman Foster von der Stadt Duisburg mit der Zukunftsplanung des Geländes beauftragt und entwickelte mit seinem Masterplan auch das Markenzeichen „Duisburger Freiheit“. Auf der Grundlage des Masterplanes Innenstadt sollte südlich der Koloniestraße ein Dienstleistungsstandort inklusive Hotel, Gastronomie, hochwertigem Lebensmitteleinzelhandel zur Versorgung des Quartiers realisiert werden.

2010 verkaufte die Grundstückseigentümerin Aurelis das ehemalige Bahngelände dann allerdings überraschend an die Krieger Grundstück GmbH. Krieger plante dort den Bau eines seiner Höffner-Möbelhäuser, verwarf die Pläne aber dann 2015 wieder. Ab 2016 sollte an dieser Stelle stattdessen ein Designer-Outlet-Center (DOC) errichtet werden. Diese Pläne scheiterten dann im September 2017 in einem Bürgerentscheid der Initiative „Ja zu Duisburg“ mit einer knappen Mehrheit von 51,09 Prozent.

Reaktionen aus der Bürgerinitiative

Zustimmung gibt es in ersten Reaktionen von den Initiative „Ja zu Duisburg kein DOC“. „Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen“, sagt Jan Harm, Centermanager des Forums und entschiedener Outlet-Gegner. Dass die Gebag nun das Gelände zurückkaufe, biete Planungssicherheit und helfe beispielsweise, weitere Marken nach Duisburg zu locken. „Wir wünschen uns auf dem Gelände Büroflächen, um Arbeitsplätze zu schaffen und vielleicht auch Wohnungen, um die Kaufkraft in der Innenstadt zu stärken.“

Gerd Schwemm, Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen im Rat, ist ebenfalls froh, dass Krieger nicht mehr Eigentümer des Geländes „und die Stadt somit wieder handlungsfähig ist“. Schwemm weiter: „Investoren wie Krieger haben keinerlei Bindung an eine Region.“ Im Zuge der Kampagne gegen das Outlet habe man Kontakte zu einer Reihe von Investoren geknüpft. Gerne setze man sich mit der Gebag zusammen. Schwemm befürwortet eine Planung auf Grundlage des Masterplans.

Stellungnahme der IHK

Zum Kauf der „Duisburger Freiheit“ sagte Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve: „Der Ankauf des Geländes ist ein wichtiger Meilenstein für die weitere, gute Stadtentwicklung Duisburgs, Kompliment an den Oberbürgermeister und die Geschäftsführung der Gebag. Auch der Vorsatz, das Gelände gemäß den Plänen des Architekten Norman Foster zu entwickeln, ist goldrichtig.“