Duisburg. Bibliotheksdirektor Dr. Jan-Pieter Barbian hat für uns „Die zehn besten Bücher über Duisburg“ ausgewählt: vom Fotoband bis zum lustigen Krimi.
Aus der Entfernung wird Duisburg gerne herabgesetzt. Und auch Duisburger selbst sehen oft eher die Schattenseiten, wobei da schon mal eine Portion Galgenhumor hinzu kommt („Woanders ist auch sch...“). Der 1958 in Saarbrücken geborene Dr. Jan-Pieter Barbian, seit 1999 Direktor der Stadtbibliothek, kennt sich in Duisburg aus – und zeichnet in seiner persönlichen Auswahl „Die zehn besten Bücher über Duisburg“ ein differenziertes Bild. Die besten Seiten der Stadt leuchten, die dunkleren Töne gehören aber auch dazu. Alle Bücher gibt es natürlich auch in der Stadtbibliothek.
Hans Blossey: Duisburg von oben. Die schönsten Luftbilder der Stadt, Klartext Verlag, 120 Seiten, 18,95 Euro
Wer Duisburg schon zu kennen glaubt, erhält durch dieses Buch völlig neue Einblicke. Der Fotojournalist ist gleichzeitig auch der Pilot eines Reisemotorseglers. Im Rundflug über die Stadt werden Zusammenhänge sichtbar, die überraschen und die schönen Seiten der Landschaft und der Architektur sichtbar machen. Ein Augenschmaus aus luftiger Höhe – ohne Flugangst zu genießen.
Jörg-Philipp Thomsa: Duisburg 1945-2005. Kulturpolitik in einer Industrie- und Arbeiterstadt, Klartext Verlag, 288 Seiten, 24,95 Euro
Die Studie ist eine wahre Fleißarbeit. Über viele Jahre hat der Autor, der das Günter-Grass-Museum in Lübeck leitet, die Quellen in den Archiven ausgewertet. Das Ergebnis seiner Recherchen ist unbedingt lesenswert. Denn zum einen wird die Geschichte der Kultur in unserer Stadt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und bis kurz nach der Jahrtausendwende erstmals im Zusammenhang dargestellt; zum anderen werden Defizite und Fehlentwicklungen klar benannt. Ein Muss für alle Kulturinteressierten!
Zeitzeugenbörse e.V.: Die Duisburger Eisenbahnen in alten Fotografien, Sutton Verlag, 128 Seiten, 20 Euro
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Es ist immer wieder überraschend, was die Enthusiasten der Duisburger Zeitzeugenbörse alles an historischen Fotos und Informationen zur Geschichte unserer Stadt finden und für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Alle Fans der Eisenbahn kommen hier auf ihre Kosten und man kann wehmütig zurückblicken in eine Zeit, in der der Duisburger Hauptbahnhof noch vorzeigbar war. Die Dampflok 32 der Mannesmann-Hüttenwerke, die 1967 auf dem Spielplatz im Kantpark aufgestellt wurde, weckte in mir ganz persönliche Erinnerungen: auf ihr ist mein Sohn in seiner Kindheit oft und gerne herumgeklettert.
Zeitzeugenbörse e.V.: Duisburger Zechen in historischen Fotografien, Sutton Verlag, 128 Seiten, 19,99 Euro
2019 war das erste Jahr, in dem weder im Ruhrgebiet noch anderswo in Deutschland Steinkohle zutage gefördert wurde. Dieses abgeschlossene Kapitel der deutschen Industriegeschichte, das in Duisburg bereits 2008 mit der Schließung der Zeche Walsum zu Ende gegangen war, wird mit diesem Buch in der Erinnerung bewahrt. Die raue Arbeitswelt und das solidarische Milieu der Kumpel fehlen uns besonders deshalb, weil sie über 150 Jahre lang die Identität unserer Heimat geprägt haben. Was erwartet uns jetzt?
Heiner Feldhoff: Die Sonntage von Duisburg-Beeck, Rhein-Mosel Verlag, 270 Seiten, 12 Euro
Der 1945 geborene Autor hat zwar in Münster studiert und arbeitete bis 1996 als Lehrer im Westerwald, aber er hat seine Jugend in Beeck verbracht. Darüber hat er ein bewegendes Buch geschrieben, denn vor unseren Augen entsteht noch einmal jene einzigartige Lebenswelt, die inzwischen verschwunden ist. Es sind die Geschichten von einfachen Menschen, die immer hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten, die bescheiden blieben und sich solidarisch zueinander verhielten. Schön erzählt und gut zu lesen!
Schönheit. Lehmbruck & Rodin – Meister der Moderne. Hg. von Söke Dinkla, Hirmer Verlag, 208 Seiten, 39,90 Euro
Duisburg und Paris werden eher selten in einem Zusammenhang erwähnt. Die Industriestadt an der Ruhr und die Kunstmetropole an der Seine verbinden allerdings zwei herausragende Bildhauer ihrer Zeit. Das Lehmbruck Museum hat in einer sehenswerten Ausstellung diese besondere Beziehung in den Fokus gerückt. Wer sie verpasst hat, kann die Meisterwerke auf Fotos zusammen mit den erläuternden Texten nachbetrachten. Überraschend dabei, wie der Sinn für Schönheit auch in einer Umgebung wachsen konnte, die eher vom Grau des Arbeitsalltags bestimmt war.
Till Brönner: Melting Pott. Katalog zur Ausstellung im Museum Küppersmühle, Wienand Verlag, 224 Seiten, 35 Euro
Ein berühmter Jazzmusiker, der auch hervorragend fotografieren kann. Den Niederrhein und das Ruhrgebiet, in dem er aufgewachsen ist, hat er früh verlassen. Aber Till Brönner ist immer wieder zurückgekehrt und hat sich seinen aufmerksamen Blick für die Region bewahrt. Die Fotos sind auch, allerdings nicht nur in Duisburg entstanden. Menschen, Industrie und Landschaften sind hier einfühlsam und ästhetisch gelungen mit der Kamera eingefangen worden. Ein wirklich großartiges Buch mit exzellenten Reproduktionen der Fotos und lesenswerten Begleittexten!
Peter Latz: Rost rot. Der Landschaftspark Duisburg-Nord, Hirmer Verlag, 287 Seiten, 49,90 Euro
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Inzwischen ist er zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Das war nicht immer so, denn um den Erhalt des 1985 geschlossenen Hüttenwerks der Firma Thyssen musste lange gekämpft werden und ohne die IBA Emscher Park mit Karl Ganser an der Spitze wäre es abgerissen worden. Welchen Schatz die Stadt inzwischen mit diesem großen Industriedenkmal gewonnen hat, belegen die eindrucksvollen Fotos. Sie veranschaulichen zusammen mit den klugen Erläuterungen und Hintergrundinformationen die zahlreichen Facetten dieses neu gewonnenen Lebensraums für die Menschen.
Thomas Berns: Duisburg, Mercator Verlag, 260 Seiten, 39 Euro
Der opulente Fotoband ist zwar schon einige Jahre alt, aber nach wie vor das schönste Buch über Duisburg und immer noch lieferbar. Wer den Fotografen kennt, weiß, wie viele Gedanken er sich um seine Heimatstadt macht, wie sorgfältig er seine Aufnahmen vorbereitet und anfertigt, wie liebevoll seine Blicke auf markante Orte und Plätze sind. Ein Buch zum Verschenken für alle diejenigen, die Duisburg für sich entdecken wollen – seien es Menschen, die hier leben, oder Fremde ohne genaue Kenntnis der Stadt.
Kai Magnus Sting: Tod unter Lametta. Noch ein weihnachtlicher Krimi-Spaß in 24 Kapiteln. Der Hörverlag/Random House, 9,99 Euro
Das Buch ist gerade im Mercator Verlag erschienen, das Hörbuch auf zwei CDs mit einer Laufzeit von mehr als zwei Stunden bietet dazu einen passenden Ohrenschmaus. Unter der Regie von Leonhard Koppelmann erwecken Annette Frier, Jochen Malmsheimer, Bastian Pastewka und der Autor die Mordgeschichten zum Leben – ein großer Spaß und genau die richtige Medizin gegen die Winterdepression.