Duisburg. Das Museum Küppersmühle am Innenhafen in Duisburg zeigt die Ausstellung „Melting Pott“ mit Fotografien des Star-Jazzers Till Brönner.

Lässt man Gelb und Blau weg und setzt ganz auf die grauen Töne zwischen Schwarz und Weiß, dann passen auch der BVB und Schalke friedlich nebeneinander. Zumindest in den Fotografien von Till Brönner. In seiner ersten großen Museumsausstellung, die im Museum Küppersmühle am Duisburger Innenhafen zu sehen ist, zeigt sich der weltweit bekannte Jazztrompeter als ein Fotograf, der vor allem den Menschen zugewandt ist. Eines der sympathischsten Beispiele dafür gibt der kurze Begleitfilm zur Ausstellung, der Brönner bei der Arbeit zeigt: Da spielt er mit Schalkes Stadiontrompeter Willy Plenkers ein Duett in der Glückauf-Kampfbahn.

Ein Jahr lang mit der Kamera im Ruhrgebiet unterwegs

Ein Jahr lang war Till Brönner mit der Kamera im Ruhrgebiet unterwegs, aus Tausenden von Aufnahmen wurden schließlich 200 für die Ausstellung „Melting Pott“ ausgewählt, was dem Wort Schmelztiegel eine internationale Note gibt. Und man kann sich gut vorstellen, dass diese Ausstellung vor allem denen das Ruhrgebiet nahe bringt, die es noch nicht kennen. Brönner, der 1971 in Viersen geboren wurde, lebt in Berlin und Los Angeles und kennt zwischen Duisburg und Dortmund nur die Konzertbühnen. Als Jazzmusiker werde er selbst oft fotografiert und habe mal die Seite wechseln wollen. Inspiriert haben ihn die Werke des Musik- und Modefotografen William Claxton, der 2001 von Regisseur Julian Benedikt porträtiert wurde; Brönner schrieb den Soundtrack zu „Jazz Seen“. Als Fotograf habe er den Vorteil, nicht so stark von der Tagesform abhängig zu sein wie als Musiker, sagt Brönner.

Architektur und Industrie, Landschafen, Verkehrswege und – Menschen

Es ist der Blick eines Außenstehenden, der sich auf sehr persönliche Weise der Region, ihrer Architektur und Industrie, ihren Landschaften und Verkehrswegen und immer wieder den Menschen nähert. Wie es hier „menschelt“, habe ihm die Begegnung mit einem Schrebergärtner in Essen gezeigt, sagt Brönner. Dreimal sei er an dem Mann vorbeigelaufen, dann habe er ihn fotografiert. Frage: „Komm’ ich jetzt ins Museum, oder wat?“ Ja, er kam.

Boxtraining in Bruckhausen, Schrebergärtner in Essen – Till Brönner hat als Fotograf viele Orte und Menschen im Ruhrgebiet besucht.
Boxtraining in Bruckhausen, Schrebergärtner in Essen – Till Brönner hat als Fotograf viele Orte und Menschen im Ruhrgebiet besucht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ja, Brönner hat sie getroffen, die „Ruhris“: Die Rentnerin auf der Bank, die Pudelfriseurin, den Punk, den Taubenzüchter, den türkischen Herrenfriseur. Er hat fröhliche und herzzerreißende Fotografien gemacht von kriegsverletzten Kindern im Friedensdorf International in Dinslaken, er hat das Boxtraining im Kulturbunker Bruckhausen besucht und die Frühchenstation in der Essener Uni-Klinik, er traf DLRG-Helfer am Baldeneysee und Experimentalphysiker an der Uni Duisburg-Essen, besuchte die Trabrennbahn in Gelsenkirchen, Stahlarbeiter am Thyssenkrupp-Hochofen in Duisburg, fotografierte die letzten Bergleute von Prosper-Haniel in Bottrop und Miss NRW Lara-Kristin Bayer vor Zeche Zollverein.

Spontane Begegnungen und Studio-Aufnahmen

Er hat bekannte und weniger bekannte Menschen des Ruhrgebiets zu Porträtaufnahmen ins Studio gebeten, weil man bei Promis um eine Inszenierung ohnehin kaum herum komme. Auch hier ist die Auswahl weit, sie reicht von Bischof Overbeck und Imam Salih Han über Regisseur Sönke Wortmann und Autorin Elke Heidenreich bis hin zum Schauspieler Ralf Moeller, der „Mama Lok“-Starlight-Darstellerin Reva Rice und Künstlerin Katharina Grosse.

Mit Mario Götze ist auch in dieser Reihe ein Fußballer dabei. Wie überhaupt der Fußball oft vorkommt, durchaus ein lebenswichtiges Organ im Revier. Der Schriftzug „Tor!Tor!Tor“ über der Lebensader A 40, hingebungsvolle Fans und ernste Trainer, nervöse Einlaufkinder und stolze Zeugwarte und Busfahrer. Currywurst und Pommes kommen natürlich auch vor.

Ja, Brönner zeigt Nachkriegs- und späteren Architektursünden, heruntergekommene Kioske, Kneipen und Spielhallen. „Schönheitswettbewerbe werden woanders gewonnen“, sagt er. Weiß man hier schon länger. Aber jeder, dem er begegnet sei, habe ihm auch die schönen Seiten zeigen wollen.

Der Himmel war meistens grau

Der Himmel sei meistens grau gewesen, wenn er unterwegs war, sagt Brönner. Die graue Turmuhr vor dem Marler Rathaus hat er bei 15 Grad minus und Winterhimmel fotografiert. Manchmal aber war der Himmel aber dann doch so blau wie die drei Tretbötchen, aufgenommen aus der Vogelperspektive bei sanfter Brise über dem Kemnader See.

Bis 6. Oktober, Katalog 35 Euro, www.museum-kueppersmuehle.de