Kaßlerfeld/Neuenkamp. Da werden bei den alten Kaßlerfeldern und Neuenkämpern Erinnerungen wach. Bei einem Vortrag haben sie manche Anekdote parat.
Der erste Jugendförderverein mit dem Namen „New-Kamp-City“, der große Flugplatz oder die zahlreichen Gaststätten und Kneipen in den Stadtteilen: Kaum ein Ereignis bleibt im neuen Buch „Duisburg-Neuenkamp- und -Kaßlerfeld“ der Zeitzeugenbörse vergessen. Über 100 Seiten mit schwarz-weißen Bildern und kleinen Texten laden interessierte Bürger ein, in Erinnerung zu schwelgen und Neues über den Stadtteil zu erfahren. „Der große Andrang zeigt, dass der Stadtteil immer noch funktioniert“, sagt Harald Molder von der Zeitzeugenbörse. In der Begegnungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes in Kaßlerfeld präsentiert er den neu veröffentlichten Bildband. Der Raum ist rappelvoll.
Schon beim ersten Foto lehnen sich die Besucher zu ihren Sitznachbarn rüber und reagieren auf Luftaufnahmen von 1925, die sie sehen. „Die Bilder zeigen, wie vielfältig das Leben in den Stadtteilen war“, kommentiert Molder währenddessen. Unter den Besuchern sind auch Erna Werutsch (83) und Tochter Antje (48). Vor 57 Jahren ist Erna Werutsch aus Meiderich nach Neuenkamp gezogen. Vieles, was nun in dem Buch dokumentiert ist, kennt sie vom Hörensagen. „Die Nachbarn haben uns viel erzählt, als wir damals mit den Kindern im Sandkasten saßen.“ Ihre jüngste Tochter Antje kann sich noch gut an das neue Jugendzentrum „New Kamp City“ erinnern, das 1993 eröffnet wurde. Dort hat sie sich mit ihren Freunden nach der Schule getroffen.
Stadtteile in alten Ansichten
Einmal in der Woche gab es auch den beliebten Disco-Abend. „Wenn man sich zu Hause gut benommen hatte, durfte man dahin“, sagt sie lachend. Ihre Mutter wendet ein: „Aber nicht so lange“. Was sie stets von ihrer Mutter hörte, hat Antje bis heute nicht vergessen: „Sie sagte immer: Sag mir, mit wem du unterwegs bist und wenn die Laternen an sind, musst du zu Hause sein“. Pünktlich waren die Kinder immer.
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Das erste der neun Kapitel des Buches zeigt die Stadtteile in alten Ansichten. Auf einem der Bilder aus dem Jahr 1910 sind einige Kinder zu sehen, die auf der Ruhrorter Straße laufen. „Viel Platz für die Kinder aus Kaßlerfeld“ steht darunter geschrieben. Auch in Neuenkamp nutzten die Kleinsten viele Jahre später den Platz. So auch Karl Heinz Pabst. Er erinnert sich gerne an seine schöne Kindheit zurück. „Meine Eltern hatten ein eigenes Häuschen. Das war ein Paradies für uns. Wir Kinder waren jeden Tag, egal zu welcher Jahreszeit draußen spielen“, sagt der 78-Jährige. Oft waren sie schwimmen oder am Hafen unterwegs. Heute sei das aber anders. „Viele kommen aus ihren Wohnungen nicht mehr raus. Die Gemeinschaft der Siedlung ist nicht mehr so wie früher“, findet er.
Mehr Gemeinschaft gewünscht
Früher habe es zum Beispiel noch organisierte Straßenfeste gegeben. Auch Ingrid Korn vermisst diese Aktionen. Als engagierte Neuenkämperin hat sie oft mit Kindern gebastelt oder jahrelang den Nikolaus gespielt. „Für die Zukunft wünsche ich mir wieder eine bessere Gemeinschaft“, sagt die 83-Jährige. Dass früher alles besser gewesen sei, hört Bürgermeister Manfred Osenger häufig. „Aber ich finde, jeder sollte sich auch jetzt konstruktive Gedanken über seinen Stadtteil machen und die positiven Entwicklungen sehen“, betont Osenger, der selbst das Vorwort für den neuen Bildband geschrieben hat und auf Fotos zu entdecken ist. Ingrid Korn weiß ihren Stadtteil natürlich weiterhin zu schätzen. Obwohl sie oft in Berlin ist, kommt sie immer gerne zurück nach Neuenkamp. „Hinter unseren Gärten sind Wanderwege. Kurz darauf ist man direkt mitten in der Natur“. Sie ist dort mit ihrem Fahrrad unterwegs. Sie sagt schmunzelnd: „Neuenkamp ist für mich wie ein Kurort.“