Duisburg. Wie geht es mit dem Grobblechwerk in Duisburg weiter? Diese Antwort hat sich die Belegschaft von Thyssenkrupp bei der Betriebsversammlung erhofft.

Der Vorstand von Thyssenkrupp bereist zurzeit die einzelnen Standorte und verkündet auf Betriebsversammlungen seine Pläne für die jeweiligen Werke. Bereits durchgesickert ist: Der Stahlriese will Anlagen von Bochum nach Duisburg verlagern, der Standort in Bruckhausen soll weiter wachsen. Doch was passiert mit dem Grobblechwerk in Hüttenheim? Antworten haben sich die Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung am Dienstag erhofft.

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Mehr Klarheit über die Zukunft des Standortes mit rund 900 Mitarbeitern gibt es nach dem Gespräch mit dem Stahl-Vorstand aber nicht. Die Ungewissheit bleibt, die Vorstandsmitglieder haben kein Konzept für das Grobblechwerk präsentiert. „Wir verstehen, dass Sie Antworten haben wollen“, sagt Stahl-Vorstand Premal Desai der Duisburger Belegschaft im Steinhof. Neben ihm standen aus der Führungsriege Arnd Köfler, Bernhard Osburg, und die scheidende Arbeitsdirektorin Sabine Maaßen auf der Bühne.

Thyssenkrupp: Grobblechwerk in Duisburg-Hütteheim in „ergebnisoffener Prüfung“

Derzeit findet eine „ergebnisoffene Prüfung aller Optionen“ statt. Weiterhin steht ein Verkauf, die Restrukturierung und die Stilllegung für das Werk in Hüttenheim im Raum. Schließlich müsse das Unternehmen bei aller Ungewissheit, so der Vorstand, Sorgfalt walten lassen. Aufgrund der negativen Geschäftsergebnisse für den Bereich Grobblech, könne keine „Entwarnung“ gegeben werden. „Die aktuellen Herausforderungen sind groß. Der Stahlbereich steckt in einer schweren Krise“, sagt Desai.

Dass es für den Standort Hüttenheim noch keine endgültige Entscheidung gibt, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Mehmet Göktas: „Dass die Belegschaft so lange in Unklarheit gelassen wird, ist eine Zumutung.“ Die Ungewissheit sei „unerträglich“, schildert der Arbeitnehmervertreter die Sicht der Belegschaft.

Betriebsrat: Standort in Duisburg-Hüttenheim werde „kaputtgeredet“

Göktas stellt vor seinen Kollegen die Frage, inwieweit die Prüfung der Sparte Grobblech tatsächlich ergebnisoffen ist. In jüngster Vergangenheit hatte eine Aussage des Thyssenkrupp-Stahlvorstandes in einem Brief an die Beschäftigten des Grobblechwerks für Unruhe gesorgt. Für Grobblech gestalte sich „eine Weiterführung alleine im Konzernverbund als deutlich unrealistischer“ als für Elektrostahl, hieß es in der Mitarbeiter-Information.

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Zwar revidierte der Vorstand die Aussage später, dennoch entsteht für den Betriebsratsvorsitzenden in Hüttenheim der Verdacht, dass der Standort in der Vergangenheit „kaputtgeredet“ wurde und durch solche Aussagen nur „mehr Öl ins Feuer gegossen“ werde. Die „nutzlose Analyse“ der Unternehmensberatung Roland Berger, so Göktas, müsse beendet werden.

Betriebsrat arbeitet an einem Zukunftskonzept

Vorstand Premal Desai (links) im Gespräch mit dem Betriebsratsvorsitzenden Mehmet Göktas.
Vorstand Premal Desai (links) im Gespräch mit dem Betriebsratsvorsitzenden Mehmet Göktas. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Betriebsrat arbeite indes an einem Zukunftskonzept für das Grobblechwerk, das Anfang des Jahres dem Vorstand übergeben werden soll. Für das kommende Jahr prophezeit der Betriebsratsvorsitzende „eine massive Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber“. Von dem Vorstand fordert der Vertreter der Beschäftigten vor allem Zeit. Mit „strukturierenden Maßnahmen“ könne dafür gesorgt werden, dass die Sparte eine Zukunft habe. Mit einer Sicherheit für drei Jahre könne Ruhe in die Belegschaft kommen. In den vergangenen Monaten und Wochen wurde Göktas von den Kollegen zu Fragen rund zum Thema Kündigungsschutz angesprochen.

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Der Arbeitnehmervertreter macht auf der Bühne die Bedeutung des Grobblechwerkes für das gesamte Konzernnetzwerk deutlich. „Grobblech deckt die Fixkosten anderer Standorte“, sagt Göktas. Viele der Vormaterialien, die im Grobblechwerk verarbeitet werden, kommen aus dem Thyssenwerk im Norden oder vom benachbarten Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM), die wiederum zur Hälfte Thyssenkrupp gehören. Durch eine mögliche Stilllegung des Grobblechwerks verliert HKM einen wichtigen Kunden, was Thyssenkrupp ebenfalls viel Geld kosten würde. „Eine weitsichtige Unternehmensführung sieht anders aus“, kritisiert Göktas.

Stahlproduktion soll in Duisburg zentralisiert werden

Scheibchenweise wurde zuletzt die Belegschaft über die neue Strategie des Stahl-Vorstands an den verschiedenen Standorten informiert. Für die Mitarbeiter des Elektrostahlwerks in Gelsenkirchen gab es Entwarnung – dem vernehmen nach müsse sich die Belegschaft nur wenige Sorgen um ihr Werk machen.

Eine bittere Wahrheit sprach der Vorstand in Bochum aus: Die beiden Standorte sollen zum Teil geschlossen und 1200 der 2500 Arbeitsplätze aus der Stadt abgezogen werden. Die Stahlproduktion solle stattdessen weiter zentralisiert werden, der Standort Duisburg wachsen. Mitarbeiter aus Bochum erwarte demnach keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern für die Betroffenen soll es Arbeitsplätze in Duisburg geben. Die für die neuen Anlagen benötigten Investitionen müsse der Konzernvorstand jedoch zuerst erwirtschaften und genehmigen. Investitionen, die sich auch der Betriebsrat für das Grobblechwerk in Hüttenheim wünscht: „Mit geringfügigen Investitionen können wir eine gute Perspektive schaffen.“