Duisburg. Der komplette Vorstand von Thyssenkrupp Steel hat sich in Duisburg zur der Zukunft des Grobblechwerks geäußert. Zuvor sorgte ein Brief für Ärger.
Eine Aussage in einem Brief hat bei den Beschäftigen des Thyssenkrupp-Grobblechwerks im Duisburger Süden für einen Aufschrei und noch mehr Unsicherheit gesorgt. Der Betriebsrat rief die Stahlarbeiter deshalb am Donnerstag kurzfristig zu einer Informationsveranstaltung an Tor 9 zusammen. Dort sprach auch der komplette Thyssenkrupp-Stahlvorstand zu den Mitarbeitern und bezog Stellung.
Für Grobblech gestalte sich „eine Weiterführung alleine im Konzernverbund als deutlich unrealistischer“ als für Elektrostahl, heißt in der Mitarbeiter-Information, die der Redaktion vorliegt, unter dem Punkt „Performance“. „Dieser Satz hat noch mehr Öl ins Feuer gegossen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Mehmet Göktas. Die 800 Beschäftigten hätten seit Juli Angst um ihre Jobs. Seitdem analysieren die Unternehmensberater um Roland Berger das Grobblechwerk in Hüttenheim mit Blick auf die Neuausrichtung der Stahlsparte. Verkauf, Restrukturierung und sogar Stilllegung sind die drei Optionen für den Standort. Mit einer Entscheidung wird frühestens im März gerechnet.
Auch interessant
Duisburg: TKS-Vorstand geschlossen an Tor 9
„Die ganze Warterei macht die Leute krank. Wir brauchen eine Entscheidung – auch wenn es eine negative wird“, sagt einer der 300 Beschäftigen, die am Mittwoch vergeblich auf ein Zeichen warteten. „Die Stimmung ist bescheiden. Gerade die jüngere Generation wartet auf Antworten auf die Zukunftsfrage“, berichtet Stahlarbeiter Sebastian Schlösser.
Auch interessant
Die heftige Reaktion der Duisburger Belegschaft hat auch den Stahlvorstand erreicht. Er war in Person von Premal Desai, Dr. Arnd Köfler, Bernhard Osburg und der scheidenden Arbeitsdirektorin Dr. Sabine Maaßen geschlossen am Tor 9 vertreten. „Es gibt keine Entscheidung. Die wird in den kommenden Wochen auch nicht fallen“, erklärte Premal Desai und revidierte somit die Aussage aus dem Brief an die Belegschaft.
Millionen-Minus wird Belegschaft nicht angelastet
„Wir wollen dieses Werk so gut analysieren, wie es geht, um dann eine vernünftige Entscheidung für die Zukunft zu fällen“, erklärte Arnd Kofler und ging ins Detail: Ein Minus von 63,9 Millionen habe man im vergangenen Jahr mit Grobblech gemacht und sei nur noch der sechstgrößte Produzent in Europa. Aber: Unter neuer technischer Leitung hätte sich die Produktivität des Werks im Duisburger Süden positiv entwickelt. In einem Punkt zeigten der Betriebsrat, Belegschaft und Vorstand Einigkeit: Nicht-Investitionen in den Standort seien Fehler der Vergangenheit, die Arbeiter treffe keine Schuld an dem Millionendefizit.
Auch interessant
Die technische Ausstattung des Grobblechwerks gilt als veraltet. Um es zukunftsorientiert aufzustellen, sind massive Investitionen nötig. „Um hier ein gutes Produkt herzustellen, muss man Stahlkünstler und kein Stahlarbeiter sein“, warf Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, der Konzernspitze vor. Er kritisierte Oliver Burkhard, Personalchef im Gesamtkonzern, für dessen Forderung, die Belegschaft müsse flexibler sein. „Dafür sollte er sich entschuldigen“, forderte Lieske und unterstrich: „Das Produkt, das hier hergestellt wird, ist gut. Statt Missmanagement brauchen wir aber einen langfristigen Plan.“
Grobblech-Zukunft: Beschäftigte warten auf Entscheidung
Schlauer, was die Grobblech-Zukunft in Hüttenheim angeht, sind die Beschäftigen auch nach dem Termin am Donnerstag nicht. Mit Blick auf die Entscheidung versprach Arnd Köfler der Belegschaft: „Wir stellen uns auch noch einmal hier hin, wenn die schlimmste Option eintritt.“
Betriebsversammlung am 17. Dezember
Die Belegschaft des Grobblechwerks trifft sich am 17. Dezember im Huckinger Steinhof zur Betriebsversammlung.
Mit einer Entscheidung über die Zukunft des Standorts ist nach Einschätzung des Betriebsratsvorsitzenden Mehmet Göktas auch dann nicht zu rechnen.